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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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leise.
    »Ja. Das weiß man nicht. Aber trotzdem macht es mich total fertig. Verstehst du das?«
    »Absolut.«
    Sie schniefte noch einmal. Dann sagte sie, halb lächelnd: »Ich wollte dir das nur erklären. Weil ich auf der Party so biestig war. So, ich muss. Die anderen warten.«
    »Okay. Tschüss dann. Und, Milena?«
    »Ja?«
    Ich überlegte, was ich sagen sollte. Danke, dass du mir das erzählt hast? Mach dir keine Vorwürfe? Aber dann sagte ich nur: »Wir sehen uns.«
    Das war ja mal ein Ding. Die Prinzessin konnte also doch menschlich sein! Und dass sie sich mir so anvertraut hatte, überraschte mich fast noch mehr. Ich stand immer noch total perplex da, als Nora angeschossen kam und misstrauisch fragte: »Was wollte die denn von dir?«
    »Erzähl ich dir ein anderes Mal.«
    »Fängst du auch schon so an wie die?«, brummte sie. »Nach allem, was ich für dich getan hab.«
    »Hey, sei nicht sauer«, sagte ich. »Ich erzähle es dir schon noch. Und berichte dir natürlich auch haarklein, was im Tagebuch steht, okay?«
    Ich beeilte mich, nach Hause zu kommen, denn für diesen Nachmittag hatte ich spannende Lektüre. Vorher loggte ich mich kurz bei Skype ein, denn gestern hatte mich wolf99 noch mal angeschrieben, ob sich mein Bruder mittlerweile gemeldet hätte. Nein, hatte ich kurz und knapp geantwortet und heute schrieb der Typ schon wieder. Sein Ton ging mir langsam auf den Keks: Du sagst mir besser jetzt, wo er ist. Ist total wichtig!, schrieb er. Mann, wann kapierst du endlich, dass ich dir nicht helfen kann, dachte ich nur und loggte mich aus.
    Ich hatte jetzt Dringenderes zu tun: Tagebuch lesen.

21
    Milena ist so hübsch. Und wie sie den anderen zeigt, dass sie von edler Abstammung ist, finde ich richtig bewundernswert. Selbst beim Eisessen wirkt sie vornehm. Und sie hatte dazu noch einen guten Tipp: die Sorte Zitrone light, lecker und hat nur ganz wenige Kalorien!
    Gähn. Wann kamen denn endlich die spannenden Stellen? Ich las die fünfte Beschreibung von Milenas Glorie im Schnelldurchlauf. Dann widmete sich Laura, mit Datum von vor zwei Jahren ungefähr, einer Beschreibung ihres Violinenunterrichts und einer Diagnose der mittelmäßigen Begabung Pascal von Cappelns, der zwar ein passabler Lehrer sei, aber musikalisch eine Niete, die längst nicht so viel draufhätte wie ihre eigentliche Lehrerin, die hoch geschätzte Frau Professor Balogh, blablabla. Dann kam eine Abhandlung darüber, wie gerne sie Geige spielt und wie aufregend es sein müsste, bei »Jugend musiziert« mitzumachen, und ich dachte nur: Bei allem Respekt – aber sie war wirklich eine ziemlich trübe Tasse. Sie lästerte ein bisschen ab über Fabienne, die sich bei dem Musiklehrer einschleimen würde und dass der so beschränkt war, darauf reinzufallen. Ein bisschen Pep kam rein, als sie anfing, ihren Traummann zu beschreiben, und dass er dunkelhaarig und groß sein sollte, Typ Robert Pattinson oder Taylor Lautner. Aha, dachte ich, sie hat also auch die Twilight-Filme gesehen. Dann beschwerte sie sich eine Weile über ihre strengen Eltern. Aber auch das war erstaunlich distanziert beschrieben. Als ob sie sich darauf gefasst gemacht hätte, dass es irgendwann mal jemand anders lesen würde. Alles nicht wirklich aufschlussreich. Doch dann, auf einmal, mit Datum von vor einem Jahr ungefähr, ging es los.
    Ich habe ihn gesehen. Er hat mir auf Anhieb gefallen. Was für ein toller Typ! Keine Ahnung, ob er mich auch bemerkt hat. Er hat so versunken unserem Violinenspiel zugehört, dass ich glaube, er hat mich gar nicht wahrgenommen.
    Jetzt kam endlich Leben in die Bude. Gefühle kamen auf! Emotionen, Leidenschaften. Wenn auch in sehr reservierter Anständige-Mädchen-Form.
    Habe ihn kennengelernt! Er hat mich angesprochen. Hat gesagt, der Himmel muss doch traurig sein. Ich fragte: Wieso? Er: Weil denen da oben jetzt ein Engel fehlt. Seufz.
    Für ein Superhirn war sie aber ziemlich leicht zu beeindrucken gewesen. Aber das lag vermutlich an den Hormonen. Wenn man verknallt ist, ist man halt immer ein bisschen bescheuert. Das Tagebuch fing an, mich zu ermüden. Ein Bestseller würde das auf keinen Fall. Das Einzige, was mich bei der Stange hielt, war die Aussicht, dass ich endlich den Namen ihres Angebeteten erfahren würde. Aber ich musste mir noch ein paar Seitenhiebe über Milenas plötzlich aufkeimende Arroganz und weitere anderthalb Seiten Gesülze über seinen tollen Musikgeschmack ( klassische Musik, wie ich! ) und sein Talent für Fußball (

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