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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Mann kommt nach Hause.«
    »Wie hieß der Junge?«, fragte ich erneut. Doch das Gesicht der Mutter war schon wieder zugefroren. Der Hummer hielt neben uns. Am Steuer saß der Leibwächter, und ohne dass ich wusste, wie er das gemacht hatte, war er schon um das Auto herum zu uns gekommen. Enzo schob sich vor mich und blieb wie ein lebender Schutzschild stehen. Aus der hinteren Autotür stieg Lauras Vater. Es war, als würde die Temperatur augenblicklich in den Keller sacken. Er sagte etwas zu seiner Frau auf Chinesisch. Sie antwortete leise, den Kopf gesenkt. Der Vater fixierte erst Enzo, dann mich mit reglosen Schlangenaugen. Der Hund winselte plötzlich hinter der Hecke und die Aufmerksamkeit von Lauras Vater war für einen Moment abgelenkt. Ich zupfte an Enzos Ärmel und langsam gingen wir rückwärts.
    »Wir sind schon weg«, murmelte ich. »Wir wollten auch gar nicht stören.« Lauras Vater spuckte aus. Mich wunderte, dass die Spucke nicht auf dem Boden explodierte. Doch immerhin kam uns keiner hinterher. Als wir außerhalb seiner Reichweite waren, drehten wir uns um, rannten zu unserem Auto und sprangen in den Wagen. Ich war zu durcheinander, um zu merken, dass ich auf dem Beifahrersitz gelandet war. Enzo startete den Motor und brauste davon. Als wir ungefähr einen Kilometer weg waren, fuhr er auf einen Parkplatz und schnaufte durch. »Verflucht, was war das denn?«, rief er erschüttert.
    »Gestatten: Lauras Vater.« Ich schüttelte mich. »Ist der Typ unheimlich, oder was?«
    »Das kann man wohl laut sagen. Ich habe richtig Gänsehaut bekommen.« In dem Moment wirkte Enzo auf einmal total jung. Und total normal. Gar nicht wie ein abgebrühter Leibwächter. Aber jetzt, wo das Adrenalin nachließ, bekam auch ich Angst. Und zwar eine richtige Scheißangst. Der Vater von Laura wirkte so eiskalt, selbst wenn er gar nichts unternahm, außer wichtig rumzustehen und auf den Boden zu rotzen. Und im Nachhinein war auch der Hund ziemlich gefährlich gewesen. Nicht auszudenken, wenn er mich erwischt hätte! Und trotzdem. Ich durfte Angst haben, aber Enzo doch nicht!
    »Du bist Bodyguard«, erinnerte ich ihn und versuchte, meine Stimme nicht zittern zu lassen. »Gefährliche Situationen musst du doch kennen.«
    »Ja, ich kenne gefährliche Situationen«, sagte er knapp. »Und ich weiß vor allem, dass man sie am besten vermeidet.«
    »Es hat doch geklappt«, widersprach ich schnell. Er sollte jetzt bloß keine Memme sein und wieder mit dem ganzen Steck-deine-Nase-nicht-in-anderer-Leute-Angelegenheiten-Sermon anfangen. »Es ist ja nichts passiert. Und immerhin ist mir jetzt warm.« Ich versuchte es mit einem zuversichtlichen Lächeln. Doch Enzo schüttelte fassungslos den Kopf, die Hände auf das Lenkrad gelegt. Ich dachte schon, er würde ewig so sitzen bleiben, und wollte fragen, wann er denn gedenke weiterzufahren, da fing er urplötzlich an zu prusten.
    »Was ist?«, fragte ich ärgerlich.
    »Du hast…«, brachte er raus, dann schüttelte ihn das Lachen durch. »Du hast den Hund…« Wieder übermannte ihn das Gekicher.
    Ich zog eine Schnute. »Was denn?«, fragte ich genervt.
    »Du hast den Hund mit einem Baum erschlagen. Mit einem Baum!« Jetzt lachte Enzo so, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.
    »Das ist nicht witzig«, sagte ich, aber dann musste ich auch lachen. Und wie!
    »Vergessen Sie Pfefferspray und Pfeifalarm!«, keuchte Enzo. »Mit einem Kastanienbaum setzen Sie jeden angreifenden Rottweiler sicher und schnell außer Gefecht.«
    »Hör auf«, flehte ich, denn mir tat der Bauch schon weh. Aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Lachflash nachließ. Denn sobald einer von uns versuchte aufzuhören, wieherte der andere wieder los. Es war das erste Mal, dass er mich nicht nervte. Aber das änderte sich natürlich sofort wieder. Denn plötzlich wurde Enzo todernst. Und sagte: »Du musst mit der Schnüffelei aufhören. Das ist viel zu gefährlich.«
    »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein.«
    »Doch. Das muss ich. Das ist mein Job.«
    »Ich werde rausfinden, wer hinter dem Tod dieses Mädchens steckt, ob du willst oder nicht.«
    Er drehte sich zu mir und sah mir in die Augen. »Natascha«, sagte er mit Nachdruck und es war auf einmal sehr merkwürdig, meinen Namen aus seinem Mund zu hören. Obwohl er ihn vielleicht schon oft gesagt hatte, das wusste ich plötzlich nicht mehr. Mir war, als hätte er ihn zum ersten Mal gesagt. Seine Stimme hatte acht Buchstaben in ein Wort verwandelt. In

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