Gefährliche Intrigen
davon, ahnungslose oder unvorsichtige Bürger zu bestehlen. Das Gedränge auf den schmutzigen und verwinkelten Straßen bot ihnen dafür die besten Voraussetzungen.
Darum wunderte es Logan auch nicht, dass er seit einigen Minuten das Gefühl hatte, verfolgt zu werden. Doch wann immer er einen Blick zurückwarf, konnte er nur Marktschreier oder feilschende Händler sehen. Es waren einfach zu viele Leute auf den Straßen, als dass er einen Verfolger hätte ausmachen können. Doch je länger er unterwegs war, desto sicherer war er, dass ihn sein Gefühl nicht trog.
Seine Laune verschlechterte sich von Schritt zu Schritt. Er hatte sich erst viel später als beabsichtigt auf den Weg zu Doreen machen können. Einer der Freunde seines verstorbenen Vaters hatte ihn mit einem unangemeldeten Besuch lange aufgehalten. Doch die Höflichkeit gebot es ihm, den Herrn freundlich zu empfangen und den alten Geschichten zu lauschen, die er bestimmt schon ein Dutzend Mal gehört hatte.
Darum war es bereits Nachmittag, als Logan aus der Mietdroschke stieg. Der Fahrer weigerte sich strikt, die lange Market Street zu befahren. Langsam kam er in Zeitnot. Und jetzt schien ihm auch noch so ein lausiger Taschendieb zu folgen. Um seinen Verfolger unauffällig ausmachen zu können, blieb er bei einer Marktfrau stehen und betrachtete die vielen Ellen bunter Bänder. Da! Das musste er sein! Ein sehr großer, aber schlanker Kerl betrachtete nun ebenfalls einige Meter hinter Logan sehr interessiert die ausliegenden Waren. Immer wieder warf er scheinbar zufällig einen Blick in Logans Richtung, und als Logan weiterschlenderte, blieb er ihm auf den Fersen. An der nächsten Seitengasse beschleunigte Logan seine Schritte und bog dann erst im letzten Moment in die Gasse ein. Hier herrschte absolute Stille. Nichts war mehr zu hören von der lauten, vielbeschäftigten Menschenmenge, die er gerade hinter sich gelassen hatte. Kisten waren übereinandergestapelt und Müll und Unrat bildeten eine dicke Schicht auf dem Kopfsteinpflaster. Die Häuser standen so dicht nebeneinander, dass Logan nicht einmal den Himmel sehen konnte. Eine Ratte huschte davon, als er sich in einen der Hauseingänge drückte. Er stand still und horchte.
Diese Gasse war eine Sackgasse. Wenn er wirklich verfolgt wurde, dann würde er zumindest gleich wissen, von wem. Und tatsächlich! Langsam näherten sich Schritte. Ein metallisches Klicken war bei jedem Schritt zu hören. Eine metallbeschlagene, schwarze Stiefelspitze und eine Hand, die ein gefährlich gebogenes Messer hielt, erschienen in Logans Sichtfeld. Er verfluchte sich im Stillen dafür, unbewaffnet aus dem Haus gegangen zu sein. Da würde wohl oder übel eines der Holzscheite, die neben ihm auf einem Haufen lagen, herhalten müssen.
Logan wartete, bis der Verfolger noch einen Schritt näher gekommen war, dann sprang er aus dem Schatten des Hauseingangs und schlug dem hakennasigen Mann das Scheit auf den ausgestreckten Arm. Dadurch entglitt dem Angreifer die Klinge und fiel klirrend zu Boden.
Doch auch unbewaffnet war der Kerl alles andere als ungefährlich: Blitzschnell packte er Logan mit der unversehrten Hand am Kragen und schleuderte ihn in einen der Müllhaufen. Dann bückte er sich und zog aus seinem Stiefel ein zweites Messer. Um Logans Geldbörse ging es hier anscheinend nicht, dieser Kerl wollte ihn umbringen! Zum Glück war Logan inzwischen wieder auf die Beine gekommen. Er stürzte sich auf den Angreifer und schlug mit der Faust auf ihn ein. Doch dieser gab so schnell nicht auf: Er versuchte, Logan sein Messer in die Brust zu rammen. Im letzten Moment erkannte Logan, was der andere vorhatte und verdrehte dem Kerl die Hand, bis der Knochen brach und ihm das Messer aus der kraftlosen Hand glitt. Der Angreifer stieß einen heißeren Schmerzenslaut aus und erwischte dann seinerseits Logan mit der Faust am Kiefer. Während dieser für einen Moment benommen schwankte, entwand sich der Kerl Logans Griff. Beide Männer rappelten sich auf und umrundeten sich dann wie Raubtiere. Der Angreifer war groß und schlank. Seine Kleidung war von dem Kampf zwar beschädigt, schien aber von guter Qualität zu sein. Logan musterte seinen Gegner gründlich, und seine langjährige Boxausbildung machte sich bezahlt: Kurz bevor ein Angriff erfolgte, konnte man dies in den Augen des Gegners erkennen, und mit etwas Glück diese Attacke zu seinem Vorteil ausnutzen. So war es auch jetzt: Logan sah den Angriff kommen, ging in die Knie und
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