Gefährliche Intrigen
Kutsche zugezogen hatte, taten heute sehr viel mehr weh als gestern. Sie stellte enttäuscht fest, dass der Platz neben ihr leer war. Wo war Logan? Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Staub tanzte in dem goldenen Streifen Sonnenlicht, der durch einen angelehnten Fensterladen fiel. Die Sonne ging gerade erst auf.
Der Raum war leer. Die Überreste ihres Kleides - obwohl zu nichts mehr zu gebrauchen - lagen ordentlich über der Lehne eines Stuhls. Schamesröte überzog Emmas Wangen, als sie daran dachte, dass sie die letzte Nacht nackt mit Logan in einem Bett geschlafen hatte. Und sie hatte sogar noch mehr getan! Nun war sie doch ganz froh, allein zu sein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich diesem wildfremden Mann hinzugeben? Bei dem Gedanken an die letzte Nacht wurde ihr wieder ganz heiß, und sie versuchte, diese neu erwachten Gefühle zu begreifen.
Alles war ganz logisch und völlig unromantisch, redete sie sich ein. Der Alkohol, die Angst und die Todesnähe hatten zu dieser Katastrophe geführt.
Dabei hatte sie immer von ihrer Hochzeitsnacht mit dem Mann ihres Herzens geträumt. Für diesen einen, besonderen Mann, hatte sie ihre Jungfräulichkeit bewahren wollen.
Nun gut, sie konnte es ja nun nicht mehr ändern, da half auch diese späte Reue nichts. Aber unter keinen Umständen wollte sie Logan noch einmal unbekleidet gegenübertreten. Schnell schlüpfte sie aus dem Bett. Er konnte schließlich jeden Moment zurückkommen. Die kratzige Decke an sich gepresst, suchte sie das Zimmer nach Kleidungsstücken ab. Logans Hemd, das er ihr gestern überlassen hatte, war doch schon mal ein guter Anfang. Es war zerknittert, da sie die Nacht darauf gelegen hatte, doch das war nebensächlich. Mit ihren zitternden Fingern hatte sie Schwierigkeiten, die Knopfleiste zu schließen, denn ihre Gedanken kreisten bei jedem einzelnen Knopf um die starken männlichen Hände, die am Abend zuvor eben diese geöffnet hatten. Emma war wütend auf sich selbst, als sich bei diesen unziemlichen Gedanken eine angenehme Wärme in ihrem Leib breitmachte. Endlich hatte sie es geschafft.
Ihr fiel eine große Holztruhe an der Wand ins Auge. Der schwere Deckel schlug hart gegen die Wand. Na also! Stoffe und fadenscheinige Hosen waren säuberlich darin verstaut worden. Emma wühlte immer tiefer, doch einen Rock oder ein Mieder konnte sie nicht finden. Sie zögerte kurz, dann zuckte sie die Schultern. Lieber würde sie Hosen tragen, als hier mit nacktem Hintern auf Logans Rückkehr zu warten. Schließlich fand sie sich in den schwarzen Kniehosen und Logans weißem Hemd eigentlich ganz passabel. Die Hose passte sogar recht gut, sie musste früher einem schmächtigen Bürschchen gehört haben. Am Hintern war sie etwas eng, dafür am Bund oben zu weit. Ein grüner Stoffstreifen, ebenfalls aus den Tiefen der Truhe hervorbefördert, diente Emma als Gürtel.
Mit ihrem Äußeren recht zufrieden, überkam sie nun doch langsam die Furcht. Was, wenn Logan nicht zurückkäme? Oder wenn er doch zu der Mörderbande gehörte, und gerade seine Kumpanen holte? Es war doch sehr seltsam, sich im Morgengrauen aus der Hütte zu schleichen, ohne ihr Bescheid zu geben.
Ihre Eltern hatten sie immer wegen ihrer Leichtgläubigkeit gewarnt. Aber wenn er ein Schurke war, warum hatte er ihr dann geholfen, anstatt sie zu töten? Ihr schwirrte der Kopf. Sie ging unruhig in der Hütte auf und ab. Wenig Später kündigte Hufgetrappel vor der Hütte Logans Rückkehr an.
Gut gelaunt kehrte Logan zurück. Ein Kaninchen war ihm in die Falle gegangen, die er gestern Abend in der Nähe des Jagdhauses ausgelegte hatte. Damit war ihr Frühstück gesichert. Er öffnete die Tür und trat ein. Im Tageslicht schimmerten Emmas Prellungen bläulich und grünlich unter der Haut. Trotzdem sah sie wunderschön aus – und verrucht! Gott stehe mir bei, das Weib hatte tatsächlich Hosen an! »Guten Morgen!«
Er musste sich zusammenreißen, nicht loszulachen!
»Wie ich sehe, hast du dich an meinen Kleidern bedient?«
Emma war sprachlos. Er musterte sie ganz unverhohlen, und sie fühlte sich unter seinen Blicken alles andere als wohl. Sah sie da Spott in seinen Augen? Wollte er sich über sie lustig machen?
»Sollte ich Eure Rückkehr etwa in einer Wolldecke herbeisehnen?«, erwiderte sie spitz.
Sie hatte sich seine Rückkehr anders vorgestellt. Er hätte sie in den Arm nehmen können, sagen, dass er sie vor allem Übel beschützen würde und dass er sie liebte! Ach du
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