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Gefährliche Intrigen

Gefährliche Intrigen

Titel: Gefährliche Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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einsam in der Mitte des Zimmers. Da fiel Emmas Blick auf die Ursache des Lärms. Ein kleines Kätzchen hatte sich auf den Flügel geflüchtet. Drohend die Haare aufgestellt, fauchte das kleine Tier den klaffenden Terrier an, der wie wild um den Flügel herumrannte und aus Leibeskräften bellte.
    Emma trat ein, um den Hund zu vertreiben, als die besorgte Stimme ihrer Tante Alvina sich der Tür näherte. Schlagartig erinnerte sich Emma an den Befehl ihres Onkels, sich von diesen Räumlichkeiten fernzuhalten. Suchend blickte sie sich im Raum um und kroch dann schnell unter den Flügel. Der Hund beobachtete sie interessiert und fing an, an ihr zu schnüffeln. Emma hoffte, die Tücher über dem edlen Instrument würden ausreichen, sie in dem schwachen Lichtstrahl vor den Blicken ihrer Tante zu verbergen.
    »Bess, komm zu Frauchen! Wo steckst du nur?«
    Bess schnupperte noch ein letztes Mal an Emmas Fuß und kehrte dann schwanzwedelnd in die Arme ihrer Besitzerin zurück. Nach einem letzten Blick in den unmöblierten Raum schloss Alvina die Tür hinter sich. Emma blieb noch einige Zeit, nachdem die Schritte im Gang sich entfernt hatten, in ihrem Versteck. Sie wollte wirklich nicht dabei erwischt werden, wie sie sich den Anordnungen ihres merkwürdigen Onkels widersetzte - besonders nicht nach den Erlebnissen des heutigen Tages. Sie wusste nicht, was sie von alledem halten sollte. Wäre Logan doch nur hier, um sie zu beschützen!
    Als sie ihr Versteck verließ, war es bereits dunkel. Sie hoffte, sie würde niemandem begegnen. Auf Zehenspitzen schlich Emma zurück in die Halle. Dort drückte sie sich dicht an der Wand entlang, um nicht aufzufallen. Sie war angespannt und horchte auf jedes noch so kleine Geräusch, als ein kalter, nasser Arm sie streifte. Emma schrie auf und schlug wild um sich!
    »Rumms!«
    Mit einem lauten Krachen fiel der Kleiderständer um, in den sie gelaufen war, und ihr Angreifer entpuppte sich als nasser schwarzer Mantel. Erleichtert atmete sie auf. Hoffentlich hatte sie niemand gehört!
    Sie ignorierte die am Boden verstreuten Kleidungsstücke und rannte so schnell sie konnte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dort lehnte sie sich heftig atmend gegen die Tür und horchte auf Geräusche aus dem Untergeschoss. Doch es blieb still. Weder Stimmen noch Schritte waren zu hören. Liz, die in einem Sessel am Fenster eingenickt war, erwachte bei Emmas Rückkehr.
    »Mylady, wo wart Ihr nur so lange? Ich war ganz krank vor Sorge!«
    Emma hatte keine Lust, das Gespräch mit ihrem Onkel zu wiederholen:
    »Mir geht es gut! Aber ich denke, wir sollten heute Nacht die Kleidertruhe vor die Tür schieben. So hören wir, wenn jemand versucht, in unser Zimmer einzudringen!«
    Liz machte große Augen und stotterte:
    »Oh mein Gott! Warum sollte denn jemand in unser Zimmer eindringen wollen? Und selbst wenn wir geweckt werden, was sollen wir denn dann nur tun?«
    Emma zerrte und schob an der Kleidertruhe, bis sie diese mittig vor der Tür platziert hatte. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und erwiderte:
    »Dann werden wir uns verteidigen!«
    Sie hob ihren Rock mitsamt den Unterröcken an, und Liz staunte nicht schlecht, als sie die Pistole sah, die ihre Herrin an ihrem Oberschenkel befestigt hatte.
    »Seit Lord Torrington mir die Waffe meines Vaters zurückgegeben hat, trage ich sie immer bei mir - zur Sicherheit!«
    Liz lächelte zaghaft, und beide hofften, dass Emma sich im entscheidenden Moment nicht selbst anschießen würde.
    Emma schob die Pistole unter ihr Kopfkissen und klopfte neben sich auf die Matratze.
    »Komm Liz, du bleibst bei mir.«
    Liz gehorchte und schlüpfte neben Emma unter die Decke. Noch nie hatte sie in einem so bequemen Bett gelegen. Selig sank sie in die weichen Kissen.
    Doch Emma dachte noch nicht an Schlaf. Sie fragte:
    »Liz, ist dir seit unserer Ankunft hier irgendetwas komisch vorgekommen? Etwas stimmt hier nicht, und ich muss herausfinden, was.«
    Die Zofe kaute grübelnd auf den Innenseiten ihrer Backen und schob dabei die Lippe mal zur einen, mal zur anderen Seite.
    »Aber ja, ich habe mich gleich zu Anfang gewundert, dass es hier so wenig Personal gibt. In der Küche habe ich mich mit Sally angefreundet, dem Hausmädchen. Keiner vom Personal spricht sonst mit mir! Aber Sally schon. Sie hat gesagt, erst kürzlich seien die Herrschaften Davelle unerwartet mitten in der Saison aus London zurückgekehrt und hätten bei ihrer Ankunft dann auch gleich die Hälfte des Personals entlassen.

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