Gefährliche Intrigen
Seither herrscht hier eine eisige Stimmung, und jeder hat Angst, seine Stellung zu verlieren.«
Emma runzelte die Stirn. Etwas Ähnliches war ihr auch schon aufgefallen! Für ein so großes Haus wie dieses brauchte man normalerweise eine ganze Reihe von Bediensteten.
»Und sonst? Worüber habt ihr euch sonst unterhalten?«
Emma musste noch mehr Informationen sammeln! Das Alles war ein einziges großes Rätsel. Liz’ Wangen färbten sich rosa, und sie blickte verschämt auf ihre ineinander gefalteten Hände.
»Ach, über nichts Wichtiges. Nur so Geplapper.«
»Liz!«, mahnte Emma ihre Zofe, »Sag mir sofort, was du gehört hast!«
Liz sprang vom Bett und kniete sich auf den Boden.
»Bitte, Ihr werdet mich doch nicht entlassen, wenn ich es Euch sage? Ich habe der Geschichte noch nicht einmal Glauben geschenkt!«
Emma verlor langsam die Geduld:
»Herrgott, Liz! Sag endlich, was du weißt! Womöglich will mich jemand töten, und wenn das gelingt, dann hast du auch keine Anstellung mehr! Natürlich werde ich dich nicht entlassen!«
»Also gut. Es ist so: Sally hat gesagt, dass es einiges Gerede unter dem Personal gab, als man vom Tod Eurer Eltern erfahren hat.«
Emma schlug sich die Hand vor den Mund.
»Weil man dachte, sie wären ermordet worden?«, fragte sie ängstlich.
Liz schüttelte den Kopf.
»Nein, es wurde behauptet, Eure Tante, Lady Davelle, wäre ursprünglich Eurem Vater versprochen gewesen. Und dieser soll sich dann kurz vor der Hochzeit in eine Andere verliebt haben und durchgebrannt sein, woraufhin Euer Onkel dann Lady Davelle zur Frau nahm.«
Emma war sprachlos. Konnte das wahr sein?
Ihre Eltern hatten einander sehr geliebt, das wusste Emma. Vor vielen Jahren hatte ihr Vater ihr bei einer Ausfahrt mit dem Ruderboot versprochen, sie dürfe ihren Ehemann selbst erwählen, und er würde sie in keine lieblose Ehe zwingen. Dabei hatte er ihr zugezwinkert und geflüstert, dass auch er mit ihrer Mutter durchgebrannt war, nach Gretna Green, um seiner lieben Tochter doch noch den Anschein zu geben, sie wäre ehelich gezeugt worden. Emma war damals rot geworden, und hatte ihren Vater entsetzt angesehen. Dieser hatte Emma in seine starken Arme gezogen, auf den Scheitel geküsst und herzlich gelacht. All die Jahre hatte Emma gedacht, ihr Vater habe sie nur aufziehen wollen.
»Aber Liz, das ist ja …«
Ihre junge Zofe war eingeschlafen. Emma zog ihr die Decke über die Schultern und legte sich neben sie. Lange lag sie noch wach, und ihre Gedanken kreisten um die neu gewonnenen Informationen - und um die Tatsache, dass ihr Onkel sie angelogen hatte. Er hatte behauptet, das Haus den ganzen Tag über nicht verlassen zu haben. Doch Emma spürte immer noch die Gänsehaut an der Stelle, an der der nasse Ärmel des schwarzen Mantels ihren Hals gestreift hatte. Warum war der Mantel nass, wenn nicht vom Regen? Spät in der Nacht übermannte sie dann die Erschöpfung, und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.
Kapitel 13
Valroy reichte dem Boss die silberne Phiole vorsichtig hinüber. Sein Auftraggeber war beim letzten Treffen sehr wütend gewesen, als er und sein Kumpel Ed erneut einen Fehlschlag hatten gestehen müssen. Nun hatten sie den Auftrag erhalten, ein schnell wirkendes, geschmackloses und tödliches Gift zu besorgen. Da ihr Opfer seit mehreren Tagen schon das Haus nicht mehr verlassen hatte, waren Ed und Valroy selbst aus dem Rennen. Ihr vermummter Auftraggeber würde die Sache selbst in Ordnung bringen.
»Hier! Aber Vorsicht!«, warnte Val, »Schon ein paar Tropfen können einen Stier umbringen!«
Der schwarze Handschuh schloss sich besitzergreifend um das todbringende Fläschchen.
Zufrieden schob ihm der Boss mit der Stiefelspitze einen Sack Münzen zu.
»Ich danke sehr für die Warnung, mein Herr, aber genau darauf kommt es mir ja an. Wenn alles glattgeht, können wir in Kürze unsere Zusammenarbeit beenden. Die restliche Bezahlung bekommt ihr, wenn alles erledigt ist. Ich weiß ja, wo ich euch finden kann.«
Damit war Valroy entlassen und er verließ den Felsenkeller. Draußen lauerte er – wie beim letzten Mal - seinem Auftraggeber im Gebüsch auf. Und dieses Mal machte der Boss einen Fehler: Als er das Schloss der Kellertür hinter sich verriegelte, erhellte das Mondlicht für einen kurzen Moment sein Gesicht. Valroy war erstaunt, aber nach den vielen Jahren, die er schon in dieser Branche arbeitete, überraschte ihn nichts mehr. Nun konnte der Zahltag ruhig kommen! Valroy war sich
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