Gefährliche Intrigen
hereingeholt, und Emma wollte schon widersprechen, als Liz sich im Schneidersitz am anderen Ende des Raumes niederließ und sich das Rührei in den Mund schaufelte. »Köschtlisch,«, schmatzte sie, »viel zu schade zum Wegwerfen. Außerdem wird bald jemand Verdacht schöpfen, wenn Ihr immer Euer Frühstück verschmäht.«
Emma musste schmunzeln, doch sie stimmte ihrer kleinen, schlauen Zofe zu. Als der Teller bis auf eine Scheibe trockenen Brotes geleert war, stellte Liz ihn auf den Nachttisch und gab Emma das Brot in die Hand.
»Zumindest das hier solltet Ihr im Magen behalten können. Ich hole Euch noch eine Tasse Kräutertee gegen die Übelkeit. Danach mache ich mich wie besprochen auf den Weg nach Salterdon!«
Als Liz schon an der Tür war, lächelte sie Emma an und zwinkerte »Macht Euch keine Sorgen, alles wird gut, Ihr habt ja mich!«
Kapitel 15
London
Logan leerte das Whiskeyglas in einem Zug und warf einige Geldscheine auf den Tresen. Schwankend erhob er sich und torkelte auf den Ausgang zu. Hinter seinem Rücken wurde über seinen erbärmlichen Zustand geflüstert. Seit mehr als einer Woche war Logan nun schon wieder aus Frankreich zurück. Alles war ganz anders gekommen als geplant. Die Überfahrt von Weymouth nach Saint Malo, einem kleinen französischen Hafen, war problemlos verlaufen.
Nur wenige Meilen weiter hatte er die Geliebte seines Bruders in die Obhut ihrer Familie übergeben. Doreens höfliche Einladung, zum Essen zu bleiben, hatte Logan freundlich abgelehnt und war in flottem Tempo Richtung Ancenice aufgebrochen.
Oliver blieb mit dem Wagen voll Gepäck weit hinter seinem Herrn zurück. Der Kammerdiener konnte nicht so recht verstehen, warum Logan von Frankreich so fasziniert war. Er selbst mochte weder die Franzosen noch die französische Küche. Allerdings musste er zugeben, dass die besten Weine aus Frankreich kamen. Er zündete sich sein Pfeifchen an und schmauchte locker auf dem Kutschbock zurückgelehnt vor sich hin. Er hatte eineinhalb Tage Fahrt vor sich und würde es sich dabei gut gehen lassen. Lord Torrington hatte ihm genug Geld für eine mehr als gute Unterkunft und einige ordentliche Mahlzeiten in die Hand gedrückt.
Sein Herr - das spürte Oliver - hatte etwas auf dem Herzen. Seit der schlimmen Zeit damals, als ihm sein Bruder Aiden die Frau weggeschnappt hatte, hatte er ihn nicht mehr so rastlos und empfindlich erlebt. Sollte sein Herr also ruhig etwas Zeit zum Nachdenken bekommen, er hatte es nicht eilig damit, das Weingut zu erreichen.
Logan indes galoppierte auf seinem Hengst dahin, als würde er vor dem Teufel höchstpersönlich davonlaufen. Anders als sonst hatte er für die Schönheit der Landschaft, durch die er ritt, nichts übrig. Er redete sich ein, die Vorfreude, in Kürze sein Gut zu erreichen, wäre der Grund für seine Eile.
Doch je größer die Entfernung zu England wurde, desto größer wurde auch seine Unzufriedenheit. Der Abschied von Emma wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wie unbeherrscht er sich verhalten hatte! Sie einfach so wieder in seine Arme zu ziehen! Kein Wunder, dass sie seinen Vorschlag, sie nach seiner Rückkehr zu besuchen, abgelehnt hatte. Immerhin war Emma eine Dame, und er hatte sie ganz sicher nicht wie eine behandelt.
Letzten Endes, redete sich Logan ein, war er nur deshalb so verwirrt, weil die Sache mit Roxana und ihrer Schwangerschaft ihn so aus der Bahn geworfen hatte. Doch wenn er die Augen schloss, dann war es nicht Roxana, die er vor sich sah.
Entnervt und erschöpft erreichte er schließlich das Weingut. Dort wurde er von seinem Verwalter Claude und dessen Familie freudig begrüßt. Als sie ihm seine Gemächer hergerichtet hatten, stimmten ein schmackhafter Hasenbraten und einige Gläser seines eigenen vorzüglichen Weines ihn dann wieder etwas milder. Es war leider schon zu spät am Tag, um noch einen Rundgang über sein Gut zu machen, aber ein ausführliches Gespräch mit Claude bestätigte Logan schnell, dass er in seinem Verwalter einen fähigen und fleißigen Mann gefunden hatte. Logans Anwesenheit auf dem Gut wurde nicht benötigt, alles lief auch ohne ihn reibungslos und erfolgsversprechend.
»Sehr gut!«, lobte Logan, »Wie ich sehe, habe ich den richtigen Mann hier vor Ort! Ihr könnt mich morgen gerne begleiten, ich möchte mir die Reben ansehen.«
Claude, der sehr erfreut über das Lob war, bot Logan an, drei Weine, die in den letzten zwei Monaten gekeltert worden waren, zu probieren.
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