Gefährliche Intrigen
wandten sich dem Priester zu. Dieser begann nun mit der Trauung. Emma konnte den Worten des Priesters nicht folgen, da der größte Teil in Latein gesprochen wurde. Außerdem rauschte ihr das Blut so laut in den Ohren, dass sie Mühe hatte, überhaupt etwas zu verstehen.
Als der Priester sich nun an das Brautpaar richtete und ihre Hände ergriff, schien sich Emmas Geist aus ihrem Körper zu lösen und mit einem Mal war sie nur noch Zuschauer. Wie aus weiter Ferne hörte sie sich die Worte des Priesters nachsprechen. Auch Daniel wiederholte gehorsam seinen Text.
Da wurde Emmas Aufmerksamkeit auf den Eingang der Kapelle gelenkt. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür, und alle Köpfe wandten sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Liz war es sehr unangenehm, schlagartig alle Blicke auf sich zu spüren, aber sie hatte sich erst in letzter Sekunde dafür entschieden, doch an der Zeremonie teilzunehmen. Schnell schlüpfte sie in die hinterste Bankreihe und machte sich ganz klein.
Emma atmete enttäuscht aus. Bis zuletzt hatte sie auf ein Wunder gehofft. Nun erkannte sie, dass es keine Wunder gab.
Als der Priester sie nun fragte:
»Wollt Ihr, Emma Pears, den hier anwesenden Daniel Scrope zu Eurem vor Gott angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, wie es Gottes Wille ist, so antwortet ›Ja, mit Gottes Hilfe‹.«, richtete sich Emma auf, hob ihren Blick und antwortete mit klarer lauter Stimme.
»Ja, mit Gottes Hilfe!«
Auch Daniel leistete seinen Eid. Und nachdem er Emma einen Ring angesteckt hatte, segnete der Priester das Paar und erklärte dann beide vor Gott rechtmäßig zu Mann und Frau. Daniel küsste seine Braut vor aller Augen keusch auf den Mundwinkel und ergriff ihre eiskalte Hand. So verließen die beiden als Eheleute die Kapelle. Die kleine Hochzeitsgesellschaft schloss sich ihnen fröhlich an.
Plötzlich wieder im Freien, war Emma geblendet von den hellen Strahlen der Sonne. Die Glückwünsche, die nun von allen Seiten auf sie einprasselten, vermischten sich in ihrem Geist mit Szenen aus ihren Träumen. Das Lächeln, das von ihr erwartet wurde, war ihr auf dem Gesicht festgefroren. Auch Daniels Kuss kam ihr unecht vor. Erst als Aiden eine Hand auf ihre Schulter legte, fand sie sich wieder zurecht.
Ihr Bräutigam und seine Freunde hatten sich bereits grölend und lachend auf den Weg zurück ins Haus gemacht, wo nun die Feier beginnen sollte.
»Meine Liebe, Ihr seht sehr blass aus. Wollt Ihr Euch nicht einen kleinen Moment ausruhen?«
Emma nickte, und der Earl führte sie auf eine Bank im Garten.
»Ich danke Euch.«, hauchte Emma, doch Aiden schüttelte nur den Kopf.
»Ich bitte Euch, das ist doch selbstverständlich. Ihr könnt ja nachkommen, sobald Euch wieder etwas besser ist.«
Damit machte er auf dem geschotterten Weg kehrt und ging ebenfalls ins Haus zurück.
Logan sprang vom Pferd und rannte auf die Eingangstür zu. In der großen Halle rief er Emmas Namen, doch im Haus war sehr still, und niemand war zu sehen. Nur eine Magd steckte den Kopf aus dem Speisezimmer und deutete auf die Terrassentür, die in den Garten führte. Logan eilte darauf zu, doch dann blieb er wie angewurzelt stehen: Er kam zu spät! Die bogenförmige Tür der kleinen Kapelle öffnete sich, und Emma verließ an Daniels Seite die Kirche. Sie nahm lächelnd die Glückwünsche entgegen, und als Daniel ihr einen Kuss auf den Mund gab, lächelte sie.
Logan hieb mit der Faust gegen die Wand. Verdammt! Verdammt! Er hatte sie verloren! Blind vor Schmerzen taumelte er zurück. Am liebsten würde er über den Rasen zu ihr stürmen und sie schütteln! Warum hatte sie das getan?
Die ersten Hochzeitsgäste kamen nun auf ihn zu und würden ihn in wenigen Augenblicken erreicht haben. Schnell drehte er sich um und lief den Weg, den er gekommen war, wieder zurück. Im Hof stand noch immer Agathon, und Logan nahm den erschöpften Hengst und führte ihn in die Stallungen. Selbst vollkommen atemlos nahm er hier Zuflucht und versuchte, Herr seiner Gefühle zu werden. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er konnte den dicken Kloß in seinem Hals einfach nicht hinunterschlucken.
Doch seinen Schmerz und seine Wut würde er niemandem zeigen.
Seit wenigen Stunden war Emma nun verheiratet, und schon bereute sie ihren Entschluss. Ihr Bräutigam, neben dem sie während des Dinners gesessen hatte, trank Unmengen Wein und war schon nach kürzester Zeit betrunken gewesen. Obwohl sie in einem Raum voller
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