Gefährliche Intrigen
Die Trauung beginnt in einer Stunde.«
Er kniff ihr schmerzhaft in den Hintern, ehe er Emma stehen ließ und sich in seine Gemächer begab.
Emma schaffte es gerade so lange, ihre Tränen zurückzuhalten, wie sie brauchte, um in ihr Zimmer zu gelangen. Dort brach sie in Tränen aus. Liz war sofort zur Stelle.
»Es ist vollkommen normal, dass man an seinem Hochzeitstag Zweifel bekommt. So geht das jedem!«, beschwichtigte Liz ihre Herrin.
»Und nun kommt, wir wollen Euch herrichten.«
Sanft schob sie Emma vor sich her und öffnete dabei die Schnüre des Korsetts. Im Nu war Emma angezogen und frisiert. Weiße Perlen waren in ihr dunkles Haar geknotet, das ihr ansonsten offen über den Rücken fiel. Liz war sprachlos: Emma sah so unglaublich elegant aus und dabei doch so zart, als wäre sie ein Traum, der sich - sobald man versuchte danach zu greifen - in Luft auflösen würde.
Emma verließ das Zimmer, ohne noch einen letzten Blick in den Spiegel geworfen zu haben.
Als Liz allein war, bekreuzigte sie sich und betete für ihre Herrin.
Logan hatte Agathon satteln lassen und sich in Windeseile umgezogen. Nun trieb er sein Pferd an, als wäre der Teufel hinter ihm her. In Kürze würde er in Stainton Hall ankommen. Und was dann? Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Die Straße erstreckte sich kerzengerade vor ihm und Agathons Hufe wirbelten den Staub auf, als er seinen Herrn rasend schnell voranbrachte. Pferd und Reiter waren so vertraut miteinander, dass Logan es sich leisten konnte, mit seinen Gedanken abzuschweifen. Einerseits hatte Logan ein Glücksgefühl erfasst, seit er sich seine Gefühle eingestanden hatte: Er liebte Emma, und das war wundervoll. Aber auf der anderen Seite hatte er nun wahnsinnige Angst, sie zu verlieren. Er durfte nicht zu spät kommen. Ohne Emma konnte er nicht mehr leben.
Erneut gab er Agathon die Sporen und trieb das Pferd noch weiter an. Er musste es rechtzeitig schaffen. Er musste einfach.
Die Zeremonie begann. Der Earl von Dorset persönlich ließ es sich nicht nehmen, Emma am Fuße der Treppe in Empfang zu nehmen. Er musste zugeben, dass das Mädchen, das sein Bruder da im Wald aufgegriffen hatte, sich in eine wahrhaft schöne Frau verwandelt hatte.
Die anderen Gäste - es waren natürlich nur eine Handvoll, Roxana, Mister Holland und die Freunde des Bräutigams - erwarteten die Braut in der Kapelle. Daniel stand bereits am Altar und wartete, zusammen mit dem bestechlichen Priester, auf seine Braut. Die kleine Kapelle war nur von Kerzen erleuchtet, und die vielen weißen Rosen, die überall aufgestellt waren, verbreiteten einen zarten Duft. Es war eine schöne Kapelle und das goldene Kreuz über dem Altar strahlte eine andächtige Stille aus.
Als Aiden ihren Arm ergriff und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte, löste sich der Knoten in Emmas Brust etwas, und sie holte tief Luft.
»Meine liebe Miss Pears, Ihr seht bezaubernd aus. Ihr werdet Euren Ehemann sehr stolz machen.«
Er küsste sie auf die Wange und führte sie hinaus. Den kurzen Weg bis zur Kapelle legten beide schweigend zurück, doch kurz vor dem Eingang blieb Emma noch einmal stehen. Sie drehte sich zum Haus um, und ihr Blick glitt suchend über den Horizont. Was habe ich erwartet? Fragte sie sich selbst. Sie straffte ihre Schultern und nickte Aiden zu.
»Ich bin bereit!«
Gemeinsam schritten sie den Mittelgang entlang. Sie blickte nicht zurück, sondern heftete ihren Blick auf den Mann, der sie am Altar bereits erwartete.
Logan hatte es fast geschafft. Nur noch wenige Meilen trennten ihn von der Frau seines Herzens. Agathon war am Ende seiner Kräfte, der harte Ritt forderte nun seinen Tribut. Das Tier hatte bereits Schaum vor dem Maul, und Logan blieb nichts anderes übrig, als das Tempo etwas zu drosseln. Doch er konnte am Horizont schon die ersten Häuser von Stainton Hall erkennen.
Daniel, der nur aus eigennützigen Motiven diese Heirat angestrebt hatte, musste zugeben, dass er sich wirklich glücklich schätzen konnte. Das Kerzenlicht brach sich hundertfach in Emmas Kleid und es schien fast so, als wäre sie aus Glas gemacht. Ihre Haut war ganz blass und durchscheinend, und als er von Aiden Emmas Hände in seine gelegt bekam, bemerkte er, wie kalt ihre Finger waren. Wie eine Eisprinzessin, dachte er.
Emma blickte ihn direkt an, und es lag nichts Ängstliches in ihrem Blick - im Gegenteil, es sprach eiserne Entschlossenheit aus ihren Zügen.
Daniel verbeugte sich vor Emma, und beide
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