Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
so.“ Er blickte Heinrich in die Augen. Dieser konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Du bist wirklich ein Träumer.“ „Vielleicht, aber Träume können auch wahr werden.“ Er drückte die Hand, die sein Bein streichelte. „Ich muss jetzt auch rein. Wir sehen uns dann am Samstag, zum Kino – mit Silke“ setzte er nach einer kleinen Pause noch hinzu. Er ließ Heinrichs Hand los und stieg aus. Gerne hätte er ihn zum Abschied noch geküsst, aber er hatte Angst, dass ihn jemand sehen könnte und dass dieser Jemand dann Samuel wäre. Er wagte nicht, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn sein älterer Bruder von der Sache Wind bekäme. „Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.“ Weder er noch Heinrich bemerkten das Motorrad, das in diesem Moment an der Auffahrt vorbeifuhr. Mit einem Lächeln in den Augen betrat Richard das Haus und ging an seiner Mutter vorbei, die gerade aus der Küche kam. Sie bemerkte den neuen Ausdruck in seinem Gesicht nicht zum ersten Mal.
***
In der Nacht von Freitag auf Samstag dauerte es lange, bis Richard Schlaf fand. Die Vorfreude darauf, dass er Heinrich am nächsten Tag sehen würde, hielt ihn lange wach. Als er endlich eingeschlafen war, träumte er, dass sie gemeinsam durch eine ihm fremde Stadt liefen. Die Häuser hatten eine eigenartige Form. Sie besaßen keine Kanten oder rechten Winkel. Alles an ihnen war rund. Die Hausecken, die Fenster, selbst die Türen. Die Farben der Gebäude waren allesamt weiß. Selbst die Dächer strahlten rein weiß. Trotzdem blendete es nicht die Augen des Betrachters. Die ganze Umgebung wirkte unschuldig und rein. Vollkommen ungeniert fassten er und Heinrich sich bei den Händen und gaben sich auch den ein oder anderen Kuss. Er sah mehrere Männer und auch Frauen, die ebenfalls vertraut miteinander umgingen. Heterosexuelle Pärchen, die ihnen entgegenkamen, grüßten freundlich und nahmen keinen Anstoß daran. Ein Lächeln lag auf Richards schlafendem Gesicht. Dann kam Silke ihm im Traum entgegen. Ihre hohen Schuhe klackerten ungewöhnlich laut auf dem Straßenbelag und ihr Schritt war unregelmäßig. Im Traum begann Richard sich gerade über diesen eigenartigen Gang zu wundern, als ihn sein Unterbewusstsein wach werden ließ und er bemerkte, dass das Geräusch immer noch da war. Als der nächste Stein die Fensterscheibe traf, kam er endgültig zu sich. Er stand auf, ging ans Fenster und sah hinaus. Im Dunkeln konnte er eine Gestalt ausmachen, die sich unterhalb befand. In dem Moment, als er das Fenster öffnete, flog ein weiteres Wurfgeschoss an ihm vorbei. Er spürte den Luftzug an seinem Kopf. „Was soll das?“ Er spähte in die Dunkelheit und versuchte zu erkennen, wer der Werfer war. „Oh, entschuldige. Ich hatte nicht mitbekommen, dass du mich mittlerweile bemerkt hast.“ Heinrich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass er es schaffen würde, Richard noch mal zu sehen. „Heinrich, was machst du hier?“ „Kannst du runterkommen? Ich muss mit dir reden.“ „Warte, ich komme.“ Richard schloss das Fenster, ging an seine Zimmertür und öffnete sie leise. Es war still im Haus. Alles schlief. Vorsichtig schlich er sich nach unten, froh darüber, dass die Schwimmübungen der letzten Tage ihm mittlerweile ermöglichten, kurze Strecken ohne die Krücken zurückzulegen. Inständig hoffte er, dass die Stufen der alten Treppe nicht quietschen würden, während er nach unten ging. Er hatte es fast geschafft, als die vorletzte Treppenstufe einen beleidigten Laut von sich gab, als er sein Gewicht darauf verlagerte. Richard hielt die Luft an und wartete. Nichts – es war nichts zu hören. Im Haus blieb alles ruhig. Lediglich Samuels Schnarchen war zu vernehmen. Er atmete erleichtert auf und schlich sich durch den Flur ins Freie. „Wo bist du?“, fragte er in die Dunkelheit, als er die Haustür hinter sich zugezogen hatte. „Hier.“ Um ein Haar hätte Richard das Gleichgewicht verloren. Heinrich stand unmittelbar vor ihm. „Was machst du hier, mitten in der Nacht?“ Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er konnte mehr erkennen. „Und vor allem in dieser Uniform?“ Erstaunt sah er auf die SA-Uniform, die Heinrich trug. „Ich muss sofort nach Berlin. Ich fahre jetzt gleich los.“ Er zog entschuldigend die Schultern hoch und deutete ihm an, ihm zu folgen. Leise entfernten sie sich vom Eingang des Hauses. Seitlich, auf einem schmalen Weg, der um das Gebäude führte, blieb Heinrich stehen. „Was
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