Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Zugführer. „Von Wiesbach lernt gerade, was ein richtiger Deutscher alles leisten kann, wenn er nur will.“ „Sind Sie wahnsinnig, Mann? Sie bringen ihn ja um.“ Er betrachtete Heinrichs Gesicht. Es war blass und mit roten Flecken übersät. „Von Wiesbach, machen Sie, dass Sie hochkommen und in die Baracke gehen. Sie stinken drei Meilen gegen den Wind.“ Er wartete, bis Heinrich sich erhoben hatte und schwankend im Gebäude verschwunden war. Dann fuhr er herum. „Der Wille des Führers in allen Ehren, aber es macht wenig Sinn, wenn Sie die Leute dienstunfähig machen. Ab sofort untersage ich diese Art des Einzeltrainings.“ „Zucht und Ordnung sind das A und O für unsere Organisation. Da gehört die sportliche Ertüchtigung genauso dazu wie der Umgang mit den Waffen.“ Siegfried stand mit gestrafften Schultern vor seinem Vorgesetzten und ließ deutlich erkennen, dass er sich im Recht fühlte. „Aber alles mit Maß und Ziel. In meiner Einheit werden keine Leute geschleift. Ist das klar?!“ Heinrichs Chef versuchte seiner Stimme mehr Gewicht zu geben, als sie eigentlich besaß. Er wusste, dass er auf Dauer keine Handhabe gegen Menschen wie Siegfried hatte. Er straffte die Schultern und ließ ihn ohne eine weitere Erklärung stehen. „Deine Tage sind gezählt, alter Mann“, knurrte Siegfried ihm leise hinterher. Trotzdem stand auf seinem Gesicht ein zufriedener Ausdruck. Er hatte es diesem von Wiesbach gezeigt. Dieses verwöhnte Söhnchen würde er noch in die richtige Form bringen.
***
Heinrich stand unter der warmen Dusche und versuchte seine Muskeln zu entspannen. Jeder Zentimeter tat ihm weh. Jede Bewegung wurde zur Qual. Er zermarterte sich das Hirn, wie er aus dieser Sache wieder herauskommen sollte. Wie es anstellen, dass er existieren konnte, ohne auf das Geld seines Vaters angewiesen zu sein? Er drehte das Wasser ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging zurück in die Umkleide. Aus dem Spint holte er die Ersatzuniform. Sein Blick fiel auf seine verschwitzten und verdreckten Kleidungsstücke, die auf dem Boden lagen.
Er setzte sich auf die Bank neben seinem Spint und lehnte sich gegen die Wand. Mit geschlossenen Augen lauschte er auf die Geräusche, die von draußen zu ihm hereindrangen. Als er Siegfrieds Stimme vernahm, der die nächsten Opfer gefunden hatte, stellten sich die Haare an seinen Armen auf. „Von Wiesbach, ich muss mit Ihnen reden.“ Er richtete sich auf, als er die Worte seines Vorgesetzten vernahm. „Ja?“ „Es tut mir leid, was da gerade geschehen ist. Ich habe fast keine Kontrolle mehr über diesen Mann. Das Einzige, was ich für Sie tun kann, ist, Sie für zwei Tage aus dem Verkehr zu ziehen. Ich brauche einen zuverlässigen Fahrer, der morgen für mich etwas nach Köln bringt. Sie hätten die Möglichkeit, hier für zwei Tage aus dem Schussfeld zu gelangen. Allerdings dürfte über den gesamten Umfang der Lieferung kein Wort fallen. Kann ich mich auf Sie verlassen?“ „Ich ...“ Heinrich zögerte. Zwei Tage außerhalb von Siegfrieds Dunstkreis zu kommen, war eine verlockende Vorstellung. Allerdings würde das auch bedeuten, dass er Richard in der Zeit nicht sehen konnte, und sie hatten sich für morgen Abend verabredet. „Ich bin für morgen Abend ...“ „Sie können ihr Mädchen ruhig mitnehmen. Dafür schweigen Sie über den kompletten Auftrag. Einverstanden?“ „Ja.“ „Gut. Sie können morgen um die Mittagszeit losfahren und jetzt machen Sie, dass Sie sich etwas anziehen. Ihr Dienst ist für heute beendet.“
***
Auf dem Heimweg überlegte Heinrich, wie es Richard wohl gefallen würde, mit ihm nach Köln zu fahren. Es wäre die erste Nacht, die sie gemeinsam verbringen würden. Ob er überhaupt mitkommen konnte? Immerhin war es sehr kurzfristig und dann war die Frage, ob es seine Familie zuließ, dass er mit ihm für zwei Tage wegfuhr. Bei Frau Rosenberg und Silke hatte er keine Bedenken. Aber Samuel? Er wusste, dass sich dieser für das Haupt der Familie hielt und ihm feindselig gegenüberstand. Er ließ den Wagen vor seiner Behausung ausrollen und stellte den Motor ab. Wieder kam ihm der gestrige Nachmittag in den Sinn. Seine Unfähigkeit, sich gegen Menschen wie seinen Vater und Siegfried zu wehren. Außer den heutigen Anstrengungen brannte auch die Scham darüber in seinem Körper. Er hatte sich miserabel gefühlt, als er, die Hand zum Hitlergruß erhoben, im Gras saß, wohl wissend, dass Richard es sah. Es hätte ihn kaum
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