Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
ohne ihn sein zu müssen. Aber lieber ging er darauf ein, als dass Richards Leben weiterhin in Gefahr war. „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas geschähe und ich nicht versucht hätte, alles, was in meiner Macht steht, dagegen zu tun.“ Er warf einen kurzen Seitenblick auf seinen Beifahrer. Dieser nickte ernst. Sein Gesicht war blass geworden und sein Blick traurig. „Denk einfach nochmal darüber nach. Und jetzt lass uns erst mal den Ausflug genießen.“ Er versuchte seiner Stimme Motivation zu geben, was ihm sichtlich schwer fiel.
***
„Richard, aufwachen. Wir sind da.“ Vorsichtig rüttelte Heinrich an der Schulter seines Freundes, der in einer verkrümmten Haltung auf dem Sitz saß.
Dieser öffnete die Augen und streckte sich. „Es gibt bequemere Haltungen zum Schlafen.“ Er verzog das Gesicht, als er seinen Körper wieder in die Senkrechte brachte. „Du kannst auch überall schlafen.“ Amüsiert sah Heinrich ihm dabei zu und dachte daran, wie Richard während des Transports zum Arzt auf dem Pritschenwagen eingenickt war. Er konnte es sich bis heute nicht erklären, wie er es fertig gebracht hatte, nach dem Unfall in einen Schlummer zu versinken. „Ja, das funktioniert bei mir eigentlich immer gut. Ich habe es sogar schon geschafft, auf dem Rückweg aus dem Weinberg, seitlich auf dem Traktor sitzend, einzuschlafen. Samuel war alles andere als begeistert, als er es vor unserem Haus bemerkt hat. Geweckt wurde ich dann mit einem Schwall kalten Wassers. Du kannst mir glauben, dass ist mir nicht nochmal passiert.“ Er grinste und streckte sich gleichzeitig. „Was treibt dein Bruder eigentlich die ganze Zeit? So, wie ich das mitbekommen habe, ist er ständig unterwegs.“ „Keine Ahnung. Er macht ein ziemliches Geheimnis darum und, wenn ich ehrlich bin, interessiert es mich auch nicht besonders. Ich bin froh, wenn er nicht so viel um mich herum ist. Das gibt mir mehr Zeit für andere Dinge.“ Sein Blick verriet, was er meinte. „Das klingt aber kaum nach brüderlicher Liebe.“ Heinrich lächelte ihn an. „Komm, lass uns aussteigen und diese Sache hier hinter uns bringen.“ Sie verließen den Wagen, betraten ein Gebäude und kamen in eine monumentale Vorhalle. Sie erstreckte sich in einer Höhe von fast acht Metern vom Boden bis zur Decke. Eine breite Treppe führte in der Mitte des Raumes nach oben. Auf halber Höhe zum ersten Stock teilte sie sich, um dann, rechts und links, die restliche Distanz zur nächsten Etage zu überbrücken. Auf dieser Ebene wiederholte sich das Ganze, um den Zugang zum zweiten Stock zu ermöglichen. Von der Decke herab hingen an langen Ketten Beleuchtungskörper. Ihre Form ähnelte einem riesigen Zapfen, der aus sanft abgedunkelten Glasscheiben bestand. Richard zählte sechs dieser Lampen. Begeistert von der Wucht des Raumes pfiff er leise durch die Zähne. Heinrich bemerkte es mit einem Lächeln. „Komm, wir müssen hier entlang.“ Er deutete auf die Treppe und ging los. Richard folgte ihm. Das Sonnenlicht, das durch die raumhohen Fenster auf den ersten Treppenabsatz fiel, brach sich in den bunten Scheiben und tauchte den Raum in ein angenehm gedämpftes Licht. „Meine Güte, was für ein wunderschönes Gebäude.“ Richard konnte sich nicht satt sehen an der Pracht. „Und was für eine Verschwendung, wenn man bedenkt, wer es jetzt nutzt“, fügte Heinrich leise hinzu. Nun erst nahm Richard die unzähligen SA-Mitarbeiter wahr, die hier ein- und ausgingen. Es wimmelte geradezu von Menschen. Sie kamen aus Türen und verschwanden dahinter. Fast jeder hatte Papiere in der Hand oder unter dem Arm. Alle wirkten beschäftigt und ernst. Trotz der Menge an Personen, die sich hier aufhielten, war der Geräuschpegel niedrig. Es wurde nur sehr verhalten gesprochen. „Von Wiesbach, was machst du denn hier?“ Ein Herr, der sich gerade mit SA-Angehörigen unterhalten hatte, löste sich aus der Gruppe und kam auf sie zu. Richard schätzte ihn auf etwa 50 Jahre. Die grauen Haare waren schon sehr sparsam auf dem runden Kopf vorhanden und die Figur etwas aus der Form geraten. Er schnappte Heinrich, als er sie erreicht hatte, nahm ihn in den Arm und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Ernst! Seit wann bist du denn hier in Köln? Ich dachte, du bist in Berlin?“ Heinrich erwiderte die freundschaftliche Begrüßung. „Ich bin erst seit kurzem hier. Wo steckst du denn überhaupt? Du warst auf einmal verschwunden. Aus deinem alten Herrn war nichts über
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