Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Augenfarbe gut hervorheben. Genauso wie deine.“ Heinrichs Tonfall war überaus sarkastisch. „Vergiss es. Eine Verkleidung außerhalb der Fasnacht reicht mir voll und ganz.“ Er sah ihn mit gespielter Empörung an. „Was hat das mit dieser Fasnacht eigentlich auf sich? Ich habe Leute bei der SA darüber sprechen hören.“ Sie gingen langsam weiter, während Richard überlegte, wo er anfangen sollte. „Es ist die sogenannte fünfte Jahreszeit. Sie geht vom 11.11. bis zu Aschermittwoch. Die Ursprünge sollen zum Teil in heidnischen Bräuchen liegen. Im Frühjahr haben sich die Kelten angeblich mit Masken der Fruchtbarkeitsgöttin maskiert, um damit die Winterdämonen zu vertreiben. Daher sollen die Verkleidungen kommen. Im 14. und 15. Jahrhundert sollten ausschweifende Feiern vor Beginn der Fastenzeit die Vorherrschaft des Teufels darstellen, die jedoch mit Eintritt der Fastenzeit gebrochen wurde. Dann begann die Zeit der Reue und Vergebung. Du musst wissen, ursprünglich wurde es als Fastnacht bezeichnet und es handelte sich um den letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit. Später wurde diese Zeitspanne ausgedehnt.“ „Und was hat es mit diesen Vorträgen und Umzügen auf sich? Meine Kollegen haben sich sehr ausführlich darüber unterhalten. Es scheint eine humorvolle Angelegenheit zu sein.“ „Ja, da hast du recht. Das ist es. - Auf jeden Fall für diejenigen, die die Vorträge halten oder an den Umzügen teilnehmen. Für die Betroffenen kann es durchaus unangenehm oder sogar peinlich sein.“ „Wie das?“ „Bei uns in Mainz handelt es sich um die sogenannte politische Fasnacht. Nachdem die Herrschaft von Napoleon in unserer Region zu Ende war, wollten die neuen alten Vorherrschenden wieder zu bewährten Mustern zurückkehren. Das heißt: Sie wollten alle Errungenschaften, die die Franzosen gebracht hatten, wieder abschaffen. So zum Beispiel die französischen Gesetze und Gerichtsbarkeit, die uns die Bürgerrechte brachten und somit eine gewisse Redefreiheit und Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz. Die Bürger liefen durch die Straßen und veräppelten die Autoritäten nach Strich und Faden. Sie ließen sogar Garden in Uniformen und mit Pappschwertern aufmarschieren. Doch damit nicht genug. In den Wirtshäusern wurde erst recht politisiert. Es wurde ein Prinz inthronisiert. Er hatte zwar keine Macht, musste aber den Wein bezahlen. Sie bildeten einen Rat, aus dem die heutigen Elferräte entstanden. Ein Chef des Protokolls wurde gewählt und die Narren kamen zu Wort. Mittlerweile ist man von den Wirtshäusern umgezogen in größere Hallen, weil der Platz zu klein wurde.“ „Und das haben die damaligen Herrscher einfach zugelassen? Ich meine, dass sie offenkundig verulkt wurden?“ Heinrich blieb stehen und sah ihn verwundert an. „Ja. Sie hatten nämlich gemerkt, dass die Fasnacht ein wichtiges Ventil war. Hier konnten die Menschen Luft rauslassen und das tat und tut ihnen gut.“ Richard strich sich mit den Fingerspitzen über die Augenbrauen, als er kurz innehielt. „Es gibt noch eine nette Interpretation in Bezug auf die Zahl 11.“ „Und die wäre?“ Heinrich hörte gespannt zu. „Die 11 ist zum einen die erste Zahl, die die 10 Gebote überschreitet. Zum anderen hat die Elf auch einen politischen Bezug. Seit der Französischen Revolution steht ELF für E = Egalité, L = Liberté und F = Fraternité - Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. Schau mal, hier kann man sich als Bonnie und Clyde photographieren lassen. Wie sieht es aus? Sollen wir?“ Richard war vor einem Photogeschäft stehen ge blieben und deutete auf die Auslage. „Von mir aus.“ Heinrich sah ihn an. Es versetzte ihm einen Stich, dass jemand wie Richard nicht die Möglichkeit hatte, seinem Berufswunsch nachzugehen. So wie er von geschichtlichen Dingen sprach, klangen sie interessant. Nach lebendigen Ereignissen. Die Glocke an der Eingangstür bimmelte leise, als sie geöffnet wurde und die beiden eintraten. „Kann ich Ihnen helfen?“ Ein älterer Herr kam aus dem hinteren Raum und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. „Wir würden uns gerne ablichten lassen.“ Heinrich zeigte auf die Auslage. „Sie beide?“ Der Photograph betrachtete sie skeptisch. Es kam wohl nicht häufig vor, dass sich zwei Männer als Amerikas berühmtestes Gangsterpärchen zur Schau stellen wollten. „Wer macht die Frau?“ Richard unterdrückte ein Kichern, als er die Frage stellte. „Da du blond bist, du!“ Heinrich zwinkerte ihm zu.
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