Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
über die nackte Haut. „Nein.“ Heftig atmend ließ Heinrich von ihm ab. „Heinrich, ich möchte nicht nach Hause. Dort erwarten mich schlimme Dinge.“ Richards Worte waren verzerrt. „Da wirst du wohl durch müssen. Wer seinem großen Bruder den Traktor klaut, muss auch für die Konsequenzen geradestehen.“ Er strich ihm mit der Hand über die Wange. „Außerdem hast du ja noch deine Schwester. Sie steht dir bestimmt bei.“ „Da bin ich mir nicht so sicher.“ Richard lehnte den Kopf in Heinrichs Hand. „Sie wird das mit dem Traktor bestimmt nicht gut finden. Außerdem würde ich wirklich lieber mit dir ...“ Heinrich verschloss ihm mit der Hand den Mund. „Mach es uns nicht noch schwerer.“ Langsam zog er sie weg und streichelte dabei mit den Fingern über die Lippe. Vor dem Haus erfassten die Scheinwerfer des Autos Silke, die gerade von der Toilette kam. Sie blieb stehen und sah mit gemischten Gefühlen auf das Gefährt. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie das Fahrzeug und die Insassen. „Wie kommst du denn zu Heinrich?“, fragte sie ihren Bruder, der versuchte, unfallfrei aus dem Wagen zu kommen. „Ich bin hingefahren.“ Er lehnte sich gegen die Tür in der Hoffnung, dass es ihr nicht auffiel, wie betrunken er war. „Hingefahren! Womit?“ Sie stemmte die Arme in die Seite und sah ihn streng an. „Mit meinem Fahrrad wohl kaum.“ Ihr Blick fiel auf das offene Scheunentor und die Leere in dem Gebäude. „Wo ist der Traktor?“ „Der steht vor meiner Haustür.“ Heinrich war ebenfalls ausgestiegen und auf ihre Seite gekommen. „Ich konnte ihn ja schlecht so zurückfahren lassen. Es grenzt an ein Wunder, dass er unfallfrei bei mir angekommen ist.“ „Ich bin halt ein Naturtalent!“ Der Alkohol machte Richard mutig. Mit einem spitzbübischen Lächeln sah er beide an. „Na, du Naturtalent, dann bin ich mal gespannt, wie weit deine Begabung reicht, wenn du das morgen unserem verkaterten Bruder erklärst.“ Silkes Blick war belustigt, aber mit einer kaum zu übersehenden vorwurfsvollen Note, während Heinrich unverhohlen grinste. „Ich schaffe das schon.“ Richard straffte die Schultern und machte einen Schritt nach vorn, um direkt in den Armen seines Freundes zu landen. „Man sieht es.“ Dieser lachte und richtete ihn wieder auf. „Soll ich dieses Talent ins Bett bringen?“ Er zwinkerte Silke zu. „Ich mache es bestimmt nicht. Die Zeiten sind vorbei.“ Dann überlegte sie kurz. „Samuel schläft wie ein Toter und Mutter wird es nicht mitgekommen, wenn wir leise sind. Ich denke, wir können es riskieren.“ „Gut, dann auf.“ Er legte den Arm um Richards Taille und zog ihn ein Stück hoch. „Ich kann alleine gehen!“ „Das haben wir ja eben gesehen und jetzt sei still. Sonst erlebst du Samuels Zorn heute Nacht noch.“ Mittlerweile musste Silke das Lachen bewusst unterdrücken. So betrunken hatte sie ihren jüngeren Bruder noch nicht erlebt. Er hing fast körperlos in Heinrichs Arm, den Kopf an dessen Schulter gelehnt. Ihr Gespräch von vor ein paar Tagen fiel ihr wieder ein. Diese Vertrautheit, mit der die beiden miteinander umgingen, war kaum zu übersehen. Es versetzte ihr einen Stich, dass sie es heimlich tun mussten. Sie öffnete leise die Haustür und lauschte. „Die Luft ist rein. Du kannst die Weinleiche nach oben bringen.“ Im Haus war es angenehm kühl. Wohlriechende Düfte, die aus einer Mischung von Zwiebeln, Knoblauch und Fleisch herrührten, hingen noch leicht in der Luft. Die Flurbeleuchtung brannte und tauchte alles in ein warmes Licht. Behaglichkeit stand deutlich spürbar im Raum. Heinrich sog den Geruch und die Atmosphäre in sich auf. Er beneidete die drei Kinder um diese Geborgenheit. Verzweiflung machte sich in ihm breit, als er daran dachte, dass sie das aufgeben mussten, um zu überleben. „Der sollte im Bett schlafen und nicht im Stehen.“ Silke war auf der Treppe stehen geblieben und lächelte ihn an, während sie mit dem Kopf auf Richard deutete. Sein Kopf war nach vornüber gefallen und er hing schlafend in Heinrichs Arm. „Du hast recht.“ Mit einer schnellen Bewegung legte Heinrich ihn über seine Schulter. Er stöhnte leise auf, als er die Last auf sich spürte. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die unterste Treppenstufe und zog sich mit einer Hand hinauf, während er mit der anderen die Beine seines Freundes festhielt. Leise, Stufe um Stufe, schaffte er sich nach oben. „Bleibst du bei mir?“ Richards Frage kam fast lautlos, als sie
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