Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
das obere Ende der Treppe erreicht hatten. Er stellte ihn auf die Füße und sah ihn an. Sein Gesicht war immer noch blass und die Augen rot unterlaufen, vom Wein und von der Müdigkeit. Er war sich unschlüssig, ob Richard ihn wirklich sah. Sein Blick schien der Welt entrückt. „Du weißt, dass das nicht geht. Auch wenn ich es mir noch so sehr wünsche.“ Er schob den jungen Mann durch die offene Tür, die Silke ihm zeigte. Richards Zimmer strahlte Wärme und Geborgenheit aus. Heinrich schluckte, als er daran dachte, dass er wieder in sein eigenes Quartier musste. Ein Raum, in dem er sich fremd und alleingelassen vorkam. Silke schlug die Oberdecke zurück und öffnete das Fenster, während Heinrich Richard vorsichtig auf die Bettkante hinabgleiten ließ. „Ich gehe dann mal.“ Unschlüssig blieb er stehen. Er wollte nicht weg, aber er wusste, dass er nicht hierbleiben konnte. „Heinrich?“ Richard kämpfte mit seiner Hose und seinen Schuhen. Es dauerte, bis er es geschafft hatte, sich der Hose zu entledigen, die Schuhe dabei aber vergaß. „Jesses! Das ist komplizierter als gedacht.“ Kopfschüttelnd sah er auf seine Füße und die Hose, die zusammen ein Knäuel bildeten. „Komm, ich helfe dir.“ Heinrich ging in die Hocke und half ihm aus der Misere. Den Drang zu lachen und gleichzeitig zu weinen unterdrückte er. Er sah hoch, als Richard sich, immer noch mit seinem Hemd bekleidet, ins Bett legte. Dann kniete er sich hin, griff nach der Decke und breitete sie über ihm aus. Richards Augen hatten sich bereits geschlossen und sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. „Schlaf gut“, er küsste die Stirn seines Freundes und strich ihm dann sanft über die Wange, „du verrückter Kerl.“ Erst als er Silkes Räuspern hörte, erinnerte er sich daran, dass sie nicht alleine waren. Er erhob sich peinlich berührt und machte einen kurzen Diener. Silke blieb kaum genügend Zeit, ihm für seine Hilfe zu danken, so schnell hatte er sich verabschiedet und war die Treppe hinunter aus dem Haus. Sie blieb, wo sie war, und betrachtete das schlafende Gesicht ihres Bruders. Er lächelte, eine Hand unter das Kopfkissen geschoben. Sie wusste, dass dort das Buch lag, das Heinrich ihm geschenkt hatte. „Träum was Schönes. Die Realität holt dich morgen von ganz alleine ein.“ Sie beneidete ihn um die Liebe, die er bekam, und bemitleidete ihn um die Situation, in der er und Heinrich steckten.
Kameradschaftsabend mit Folgen
Als Heinrich in die Straße einbog, fiel sein Blick auf den kleinen Ölfleck, den der Traktor vor seiner Haustür hinterlassen hatte. Bereits am Morgen, als er aufgestanden war, war das Gefährt weg gewesen. Zurückgeblieben waren der Fleck und die Erinnerung an den gestrigen Abend. Den ganzen Tag schon musste er sich das Lachen verkneifen. Ständig Richards Bild vor Augen, wie dieser hier im volltrunkenen Zustand gelandet war. Er schloss die Haustür auf und betrat den Flur, als das Telefon klingelte. Seine Wirtin kam aus der Küche, in der lautstark der Sender der Partei lief. Die Propagandareden, die aus dem Äther quollen, widerten ihn an. Er hoffte, dass er bald genügend Geld erschwindelt hatte, um den Rosenbergs die Flucht zu bezahlen und dann ebenfalls dem Ganzen hier den Rücken zuzuwenden. Die Vorstellung, mit Richard irgendwo leben zu können, ließ sein Herz eine Spur schneller schlagen. Es war ihm klar, dass sie nie offiziell als Paar leben konnten. Aber wenigstens war sein Leben nicht mehr in Gefahr und es wäre ihnen möglich, ohne Probleme zusammen in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein. Der Gedanke daran ließ ihm den bevorstehenden Kameradschaftsabend fast erträglich vorkommen. Es war nicht nach seinem Geschmack, sich am Abend mit Siegfried und seinen Artgenossen zu treffen und hohle Reden zu schwingen. Aber im Moment hatte er keine andere Wahl. Er musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Nicht mehr lange, dann haben wir es geschafft!, hoffte er. Er wollte gerade die Stufen nach oben gehen, nachdem er seiner Wirtin kurz zugenickt hatte, als diese ihm ein Zeichen gab, zu warten. „Ja, der ist da. Ich reiche den Hörer weiter.“ Sie legte die Hand über die Sprechmuschel und sah ihn neugierig an. „Es kommen viele Anrufe für Sie in den letzten Tagen.“ „Das sind Freunde von mir. Wir wollen demnächst zusammen einen Ausflug machen. Da gibt es einiges zu besprechen“, flunkerte er ihr vor und nahm ihr den Hörer aus der Hand. „Vielen Dank.“ Demonstrativ drehte er ihr
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