Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
denken. Dann kommt die Antwort manchmal von ganz alleine.“ „Falls du Ablenkung suchst, kleiner Bruder. Die Bücher warten auf dich!“ Sie fuhren beide herum, als sie Samuels Stimme vernahmen. Er stand im Türrahmen. Richard überlegte, was und wie viel er wohl gehört hatte. Wenn er herausbekam, was zwischen ihm und Heinrich war, würde er sich sein eigenes Grab schaufeln können. Er schluckte seine Unsicherheit hinunter und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben. „Ich kümmere mich morgen um die Bücher, Samuel. Ich bin zu müde, um heute klar rechnen zu können. Bitte“, schob er noch schnell hinterher, als er den Blick seines Bruders sah. „Ausnahmsweise!“, knurrte dieser. „Aber ab morgen dann wieder mit voller Konzentration und doppeltem Einsatz, klar?!“ Richard murmelte ein „Ja“ und sah auf die Tür, die sich schloss. Dann drehte er sich zu seiner Schwester herum und ließ seine Stirn gegen ihre Schulter fallen. „Ich glaube, ich drehe dann jetzt mal kurz durch.“ „Nein“, Silke lachte leise auf. „Das tust du nicht. Wir werden eine Lösung finden. Glaub mir. Nichts geschieht umsonst. Wir können nur im Moment den Weg nicht genau sehen.“ Sie strich ihm sanft über die blonden Haare und zog ihn am Ohr, als sie „Scheiß Nebel!“ aus seinem Mund hörte.
***
Heinrich stand in seinem Zimmer und sah auf die Straße. Er hatte kein Licht gemacht, als er nach Hause gekommen war. Leise war er hinaufgeschlichen. Er legte keinen Wert darauf, mit seiner Vermieterin zu sprechen. Nicht nachdem, was er vermutete. Es war jetzt bereits mehr als eine Woche vergangen, seit er Richard das letzte Mal gesehen hatte. Er war wieder voll in Siegfrieds Visier gelandet. Dieser hatte ihm zu verstehen gegeben, dass es bei ihm angekommen war, dass er Umgang mit einer Jüdin pflege. Etwas, was in seinen Augen entartet war. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis der Verdacht in ihm gereift war, wie diese Information bei seinem Zugführer gelandet war. Schließlich war ihm eingefallen, dass er hier vor diesem Haus mit Silke gesprochen hatte. Es konnte also nur seine Wirtin gewesen sein, die ihn dabei beobachtet und dies an Siegfried weitergegeben hatte. Jetzt stand er im Dunkeln und beobachtete das Mondlicht, das sich in den Pfützen spiegelte. Nach einem heftigen Gewitter lief das Wasser noch in kleinen Rinnsalen die Straße hinunter. Er musste an die Nacht in der Scheune denken und wie er Richard davor im Regen stehend gesehen hatte. Die nackte Haut glänzend vom Regen und das Naturschauspiel als bizarre Hintergrundbeleuchtung. Ein langsames Ziehen machte sich in seinem Unterleib breit. Er vermisste diesen Jungen mit jeder Faser seines Körpers. Das ein oder andere heimliche Telefonat war schon geführt worden und die Möglichkeiten der Flucht begannen sich zu klären. Gleichzeitig hatte er begonnen, seinem Vater Spielschulden vorzugaukeln. Langsam nahm der Plan Gestalt an. Er hoffte nur, dass Richard und seine Familie wirklich zur Flucht bereit waren und dass, falls noch Zweifel waren, er es schaffen würde, diese zu zerstreuen. „Du musst hier weg! Du musst leben!“ Im Geist sah er das Gesicht mit den blauen Augen vor sich, als er die Worte an die Scheibe richtete. Das sonore Brummen eines Traktors, der um die Ecke bog, lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Verwundert beobachtete er das Gefährt, das schlingernd die Straße entlangfuhr und vor dem Haus mit einem Ruck anhielt. Der Fahrer rutschte aus dem Sitz und wäre um ein Haar gefallen. Leicht schwankend blieb er stehen und sah sich um. Als er sich in seine Richtung drehte, erkannte er Richard. „Was machst du denn hier?!“ Eilig schob er die Gardine auf die Seite und gab seinem Freund ein Zeichen, dass er zu ihm kommen würde. Er rannte die Treppe hinunter, ohne darauf zu achten, dass er keine Schuhe trug. Erst als er mit den nackten Füßen in einer Pfütze stand, fiel es ihm auf. „Was machst du denn hier?“ Er wiederholte die Frage, die er bereits in seinem Zimmer gestellt hatte, und wartete auf die Antwort. „Ich ...“ Richards Augen waren glasig, als er ihn ansah. „You promised me an English lesson.“ „Bist du betrunken?“ „I’m trinken, yes!“ „Wenn schon, heißt es: I’m drunken.“ Heinrich verkniff es sich, laut aufzulachen. Richard stand schwankend vor ihm und hielt sich mit einer Hand an dem Traktor fest. „Komm erst mal hier weg. Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen gesehen werden.“ „I follow you,
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