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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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was.«
    »Was? Sagen Sie mir jetzt, worüber die gesprochen haben!« Ich rüttele an dem Türknauf. »Jonathon!« Ich kann mich nicht länger beherrschen und trommele mit den Fäusten gegen die Tür. Dieser Albtraum muss endlich ein Ende haben. Ich spüre schon, wie es sein wird, in seinen Armen zu liegen, seine Bartstoppeln an meiner Stirn, den vertrauten Duft seines Rasierwassers in der Nase.
    »Jonathon! Ich bereue es, nicht schon früher geschrien zu haben, um ihn wissen zu lassen, dass es mir gut geht. Vielleicht weiß er nicht einmal, dass ich hier bin.
    Benicio geht zurück zum Bett und setzt sich hin. Dann beißt er ein Stück von dem Kuchen ab.
    Stille. Die Stimmen sind verschwunden. Man hört nur, wie ein Eisentor geschlossen wird, dann entfernt sich ein Auto.»Jonathon!« Ich fange an zu heulen. »Ich bin hier! Hol mich raus!«
    »Bitte«, sagt Benicio. »Sie müssen etwas essen.«
    Ich laufe zum Fenster und spähe hinaus. Außer Bananenbäumen und Palmen, verdorrtem Gras und ein paar Hügeln in einiger Entfernung kann ich nichts erkennen. In einem ausgetrockneten Flussbett fließt ein schmales Rinnsal dahin. Hühner picken am Ufer.
    Ich gehe zum Bett und baue mich vor Benicio auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Inzwischen ist die Sonne vollständig aufgegangen und seine Augen leuchten wie die einer Katze.
    »Das war mein Mann. Ich bin mir absolut sicher, es war seine Stimme.«
    Benicio kaut und nickt, ohne mich anzusehen.
    Ich fahre mir in die Haare und zerre an den Wurzeln, während ich im Kreis laufe, wobei ich dem Glas aus dem Weg gehe, dass Isabel an der Wand zerschmettert hat. Ich habe das Gefühl, rostige Zahnräder im Kopf zu haben, die sich verzweifelt bemühen, ihre Aufgabe zu erfüllen, doch meine Gedanken sind wie gelähmt und fügen sich nur quälend langsam zu einem Bild zusammen. Seit der Highschool hat Jonathon kein Spanisch mehr gehabt. Wir haben uns erst darüber unterhalten, als Oliver sich letztes Jahr für Japanisch entschieden hat.
    Mitten im Raum bleibe ich stehen und drehe mich zu Benicio um. »Sagen Sie mir alles, was Sie verstanden haben.«
    Ein kleines Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Vielleicht wäre es deutlicher, wenn seine Wange nicht so geschwollen wäre. Vielleicht wäre es dann aber auch überhaupt kein Lächeln. Es könnte auch ein Ausdruck des Mitleids sein, dervom Schmerz verzerrt ist. »Bitte«, sagt er und klopft neben sich auf das Bett.
    Welche Wahl habe ich schon? Er weiß verdammt viel mehr als ich. Ich hole tief Luft und lasse mich neben ihm nieder.
    Er reicht mir einen blauen Becher mit Kaffee. »Wenn er kalt ist, schmeckt er fürchterlich.« Ich spüre seine Finger unter meinen. Sie sind warm und überraschend weich für die eines Gärtners. Unsere Blicke treffen sich und irgendein Funke springt über. Ich übergehe es. Das hat ganz bestimmt nichts zu bedeuten. Hier ist kaum der richtige Ort für so was. Und schon gar nicht der richtige Zeitpunkt. Doch es funkt schon wieder. Ich drehe mich zum Fenster und schlürfe meinen Kaffee.
    »Der Kuchen ist von der französischen Bäckerei hier in der Stadt«, sagt er.
    »Verdammt noch mal!« Ich wende mich ihm wieder zu. »Sagen Sie mir endlich, worüber die gesprochen haben!«
    »Okay. Wir können ja etwas essen und dabei reden.«
    Es ist ein Gefühl, als würde man über einem Abgrund baumeln, zwischen einer Realität und einer anderen. Ich werfe einen Blick auf die Aprikosentörtchen. Im Kopf mag ich ja völlig verwirrt sein und von quälender Furcht gepeinigt, aber mein Körper schreit nach Nahrung. Der erste Bissen von diesen Törtchen ist das Beste, was ich jemals in meinem Leben gekostet habe. Ich spüle ihn mit dem starken Kaffee hinunter. Dann verschlinge ich den Kuchen mit der Gier eines Hundes.
    »Wie gut kennen Sie Ihren Mann?«, fragt Benicio.
    Ich höre auf zu kauen. Jonathon ist ein kluger Mensch. Aber Schulspanisch? Wenn ich nach dem Rhythmus gehe, mit dem er gesprochen hat, würde ich sagen, er beherrscht es fließend. Istso etwas überhaupt möglich? Ich schlucke ein Stück Aprikose hinunter, an dem ich fast erstickt wäre. »Was ist das für eine Frage?«
    Benicio zuckt die Schultern.
    Ich schlucke erneut, denn ich spüre plötzlich einen Kloß im Hals. »Wir sind seit achtzehn Jahren verheiratet.«
    »Eine lange Zeit.« Er beißt erneut von seinem Kuchen ab.
    »Ja.«
    »Aber das war nicht meine Frage.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Ihr Mann ist nicht der, für den Sie ihn

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