Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)
(Sommer) oder die Regenrinnen gesäubert (Herbst), und dann gab es vielleicht noch etwas Gutes im Fernsehen.
Und trotzdem kann ich nicht die Monate vergessen, nachdem meine Mutter gestorben war, als Jonathon so unglaublich fürsorglich gewesen war, voller Verständnis für meine ständigen Tränen und meine endlose Trauer. Und wie er geweint hatte, als er zum ersten Mal Oliver gesehen hatte. Er hatte michimmer zur Wiege gezerrt, wenn Oliver aufwachte, hatte nie gezögert, eine Windel zu wechseln oder ihn zu baden. Als Oliver vier war, hatte er eine Reihe erfundener Freunde gehabt, einschließlich eines weißen Hundes namens Poopsie. Oliver hatte darauf bestanden, dass Jonathon ihn hinten ins Auto hob, wenn er Oliver in die Vorschule fuhr. Sobald sie dort angekommen waren, musste Jonathon die Heckklappe öffnen, den Hund herausholen und ihn draußen vor der Tür anbinden, wo er den ganzen Morgen auf Oliver wartete. Wenn Jonathon mittags wieder zurückkehrte, musste er Poopsie losbinden und ihn zurück zum Auto führen. Der Kinderarzt hatte uns gesagt, dass erfundene Freunde ein Zeichen von Intelligenz und Fantasie waren, und Jonathon spielte das Spiel nur zu gerne mit. Als er einmal vergaß, Poopsie ins Auto zu heben, zögerte er nicht umzudrehen, während Oliver schrie und gegen die Rückenlehne des Fahrersitzes trat, zur Schule zurückzufahren, aus dem Auto zu springen, den unsichtbaren Hund loszubinden, die Heckklappe zu öffnen und ihn zu überreden hinein zu springen. Oliver hatte Jonathon wortreich erklärt, dass der Hund erst überredet werden müsse, weil er traurig und wütend war, dass man ihn zurückgelassen hatte.
Ich stand in der Küche, während Jonathon mir die Geschichte erzählte, und hatte vor Liebe und Dankbarkeit Tränen in den Augen. In diesem Moment war ich so froh gewesen, dass ich meine Affäre mit Seth beendet hatte. Ich glaubte, ich sei die glücklichste Frau der Welt.
Ich liebe dich,
hatte Jonathon in der Nacht gesagt, bevor wir nach Mexiko geflogen waren, und ich glaube langsam, selbst jetzt noch, selbst nachdem ich weiß, was ich weiß, über Bennyund Isabel, auch wenn das überhaupt keinen Sinn ergibt, dass er es in gewisser Weise auch tatsächlich so gemeint hat.
Über mir in den Bäumen krächzen und bellen langarmige Affen, als wollten sie einander signalisieren, dass ich immer noch unter ihnen am Boden liege. Die Geräusche des Dschungels verändern sich, als würde er sich auf die hereinbrechende Nacht vorbereiten. Klicken, Kreischen, hin und wieder ein langer, quälender Schrei wie von einem Pfau. Pfaue hatte Benicio nie erwähnt.
Die Warterei zerrt an meinen Nerven, während die Hitze zunimmt. Wie lange kann ich noch wach bleiben? Ich fühle mich kurz vor dem Delirium. Wie viel Codein ist
zu
viel? Ich habe viel von dem Zeug genommen und es scheint mit meinem Verstand und meinen Gefühlen zu spielen. Ich bin high, aber nicht high genug, um es nicht zu merken. Trotzdem fällt es mir mit jeder Minute, die vergeht, leichter, daran zu glauben, dass Benicio überhaupt nicht die Absicht hat zurückzukommen. Sicher ist es ihm nicht unwichtig, was mit mir geschieht, aber er ist auch realistisch genug, um zu erkennen, was ich eigentlich bin. Überflüssiger Ballast. Und dazu eine Mörderin.
Ich klappe das Handy auf, um zu sehen, ob ich ein Netz habe. Nichts. Der Akku ist fast leer. Ich schalte es aus. Ich muss irgendwie hier rauskommen und Oliver anrufen. Vielleicht sogar Jonathon. Was würde er wohl zu mir sagen?
Ich liebe dich
? Es hatte geklungen, als sei es die Wahrheit. Zweifel strangulieren wie Schlingpflanzen die Gedanken, die ich gern hätte, und geben jenen eine Stimme, die ich verdrängen möchte. Und wenn er nun selbst ein Opfer in dieser ganzen Geschichte ist, genau wie ich? Wenn Benny nur das Ergebnis eines One-Night-Stands ist?Ein Fehler, den er wieder in Ordnung bringen wollte? Ich hätte als Erstes zur Ferienwohnung gehen müssen. Wahrscheinlich laufen die beiden dort krank vor Sorge auf und ab, während die Polizei überall nach mir sucht. Das Außenministerium wird eingeschaltet sein. Seit Tagen läuft meine Geschichte auf allen Nachrichtenkanälen. Menschen auf der ganzen Welt werden einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, wenn ich lebend aus dem Dschungel auftauche. Es wird genau das Wunder sein, für das sie alle gebetet haben. Warum habe ich Benicio nur so leichtfertig vertraut?
»Sobald wir in der Stadt sind, nehmen wir uns ein Zimmer in einer Villa am Rand
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