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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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von Mismaloya, die ›Casa Romero‹ heißt«, hatte Benicio gesagt, kurz bevor er aufgebrochen war. »Du wirst Isabels Jeans anziehen, um dein Bein zu verbergen. Ich setze eine Sonnenbrille auf und einen Hut. Wir zahlen bar und im Voraus. Glaub mir, sie werden keinerlei Fragen stellen.«
    »Soweit ich gehört habe, klappt es nicht unbedingt, wenn man in der Menge untertauchen will.« Die Worte waren mir über die Lippen gekommen, bevor ich sie hatte zurückhalten können.
    »Du wirst schon sehen, das funktioniert«, hatte er erwidert und wir waren zum Ufer gelaufen, wo er einen großen weißen Plastikbeutel mit einem roten Band an einem Ast befestigte, der über das Wasser hinausragte. Er hängt immer noch dort, bauscht sich im Wind und weist Benicio darauf hin, dass ich warte.
    Bevor er losgegangen war, hatte er sich dicht neben mich gekniet und gesagt: »Es wird alles gut werden. Nur für den Fall, ich meine, das wird nicht passieren, aber falls wir irgendwie getrennt werden …« Er griff in seine Tasche und zog das Bündel Bargeld heraus, das er aus der Schublade genommen hatte. DieHundertdollarscheine. Er gab mir ungefähr die Hälfte davon. Dann sagte er mir, dass er sich um alles kümmern würde. »Ich komme wieder«, sagte er in einer Weise, die mich unwillkürlich an Arnold Schwarzenegger denken ließ. Ich lächelte, aber eigentlich war es überhaupt nicht lustig. Als er davonging, selbst als er sich umdrehte und mir zuwinkte, dachte ich bereits über die Möglichkeit nach, dass er nicht die Absicht haben könnte, mich jemals wiederzusehen.
    Wenn ich auch nur einen Funken Verstand besäße, würde ich jetzt aufstehen und am Fluss entlang den Weg zurückgehen, den ich gekommen war. Aber ich bin vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Sollte ich im Moment wirklich eine solche Entscheidung treffen?
    Ja. Vielleicht. Überhaupt etwas zu tun scheint mir besser, als einfach nur abzuwarten. Ich rapple mich auf, mir ist schwindlig in der Hitze, ich bin benommen vom Codein. Ich brauche einen Moment, bis die weißen Blitze am Rand meines Blickfelds verschwinden. Ich humple zurück zum Fluss und bade mein Bein an der Stelle, die Benicio für mich beruhigt hat. Kleine Salamander huschen zwischen den großen Steinen am Ufer herum. Ich schließe die Augen und lausche dem Rauschen des Wassers, fühle den Dschungel, als wäre er ein lebendes, atmendes Wesen, das sich entscheiden könnte, ob es mich in Ruhe lässt oder bei lebendigen Leibe verschlingt.
    Ich habe die Augen immer noch geschlossen, als ich das Gefühl bekomme, beobachtet zu werden. Zuerst weigere ich mich, es zu glauben. Aber das Prickeln wird zu einem Brennen. Wo ist meine Waffe? In meiner Verwirrung habe ich beide Pistolen an dem Baum liegen lassen.
    Ich öffne die Augen und sehe mich einem einen Meter zwanzig großen Leguan gegenüber, der mich von einem Stein höchstens zwei Meter von mir entfernt anstarrt.
    Ich reiße mein Bein aus dem Wasser und rutsche schnell ein Stück zur Seite. Es ist ein Gefühl, als würde man in das Gesicht eines Dinosauriers blicken. Schuppen und Stacheln, lange, altertümlich aussehende Krallen. Seine Zunge schnellt aus dem Maul, als wolle er mich in der Luft schmecken. Ist das einer dieser giftigen Leguane, von denen Benicio mir erzählt hat? Jetzt werde ich doch bei lebendigem Leibe gefressen.
    Wenn ich so am Boden sitze, bin ich einfach zu schutzlos. Ich sehe mich nach einem Ast um, nach irgendwas, das ich in die Hand nehmen kann, aber um mich herum ist nichts als Erde und Felsbrocken in der Größe von Stühlen. Wieder schnellt seine Zunge vor, er macht einen Schritt vorwärts und erstarrt wieder.
    Sollte ich mich groß machen, so wie man es bei Pumas und Bären tun soll? Oder ganz klein, um nicht bedrohlich zu wirken? Ich erhebe mich, langsam, bereit loszurennen. Ich weiche einen Schritt zurück, um zu sehen, was das Biest tut. Nichts geschieht. Ich mache einen weiteren Schritt, dann noch einen, und versuche mich langsamer zu bewegen, als das Codein, meine Angst und die Schmerzen es eigentlich zulassen.
    Normalerweise ertrage ich nicht einmal den Anblick einer Spinne an der Decke. Ein Waschbär war mal in unseren Dachboden eingedrungen und mich hatte fast der Schlag getroffen, als er an der Isolierung gekratzt hatte.
    »Braver Leguan«, flüstere ich, inzwischen ein Stück weiter entfernt. »Guter Junge.«
    Mühsam weiche ich weiter zurück, den Leguan rechts von mir, das Grab eines Mannes links. Schließlich erreiche ich den

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