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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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so ein Gefühl. Er will es unter allen Umständen haben oder vielleicht braucht er es für irgendetwas. Nur kommt er wegen der Bedingungen im Testament nicht heran und deswegen brauche ich Ihr Faxgerät.«
    »Sie folgen nur einer vagen Ahnung?«
    »Ich folge einem ganz starken Gefühl. Ein Gefühl, das so mächtig ist wie eine Welle, die über meinem Kopf zusammenschlägt.«
    Willow gähnt und schüttelt den Kopf. »Gegen ein Gefühl kann man nichts sagen.« Sie ist bereit loszugehen und mit dem Geld, das ich ihr gebe, ein weiteres Prepaid-Handy zu kaufen. »Dann wollen wir mal hoffen, dass die Geschäfte weiterhin nur schleppend laufen und niemand bemerkt, dass das Büro geschlossen ist.«
    Als Willow zurückkehrt, rufe ich sofort den Anwalt an, obwohl inzwischen sein Sohn Marc Jacobson II. die Kanzlei übernommen hat, nachdem sein Vater verstorben ist.
    »Woher weiß ich, dass Sie die sind, die Sie zu sein behaupten?«, sagt Jacobson. »Ich kann Ihnen das nicht ohne jeden Beweis einfach zufaxen.«
    Er ist nicht im Geringsten hilfsbereit.
    »Gut«, sage ich. »Ich schicke Ihnen das Bild aus meinem Reise pass und meine Sozialversicherungsnummer. Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Eine Unterschrift. Eine schriftliche Anfrage mit Ihrer Unterschrift.«
    »Schon unterwegs. Und tun Sie mir einen Gefallen. Schicken Sie mir das gesamte Testament. Alle Informationen, die Sie besitzen.«
    »Wir berechnen normalerweise eine Gebühr für derartige Dinge.«
    »Dann schicken Sie mir eine Rechnung. Ich bezahle sie, sobald ich zu Hause bin.«
    »Ich könnte es einfach vom Konto Ihres Mannes abbuchen.«
    »Warum sollten Sie das tun?«
    »Nun, weil ich es schon hier habe. Ich habe es benutzt, als ich ihm die Kopien geschickt habe.«
    »Welche Kopien?«
    »Von dem Testament. Und die Informationen über das Treuhand konto.«
    »Wieso haben Sie das getan? Das läuft doch alles auf meinen Namen!«
    »Äh … nein. Ich habe Ihre beiden Namen hier in der Kanzlei. Sie haben ihm Zugang gestattet, zumindest zu den Informationen.«
    »Aber meine Mutter hat alles allein mir hinterlassen. Ich war noch nicht einmal verheiratet, als sie gestorben ist.«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass sich seine Unterschrift direkt neben Ihrer befindet.«
    »Wann hat er zum letzten Mal eine Kopie verlangt?«
    »Ich brauche zuerst ihre eigenhändige Unterschrift, bevor ich Ihnen diese Informationen geben kann.«
    »Sie haben mir doch eben schon Informationen ohne meine Unterschrift gegeben.«
    »Mehr kann ich Ihnen übers Telefon nicht sagen.«
    »Gut. Gut! Aber achten Sie bitte darauf, dass Sie mir wirklich alles faxen. Alles, was in irgendeiner Weise mit dem Testament meiner Mutter zu tun hat. Ich kann nicht noch mal anrufen.«
    Eine dreiviertel Stunde später erscheint Willow mit einem Stapel Papier an meiner Tür, der so dick ist wie eine Novelle.
    »Ich glaube, er hat noch ein paar Dinge dazu gepackt, damit er sie Ihnen berechnen kann«, meint Willow.
    An so viele Unterlagen kann ich mich überhaupt nicht erinnern, wobei ich mich eigentlich kaum an irgendetwas erinnere, was an diesem Tag in der Kanzlei des Anwalts geschehen ist und dann später in der Bank. Ich bin irgendwie durch einen Nebel gewankt, habe Jonathon die Hand geschüttelt, zugestimmt, mit ihm zu Abend zu essen. Alles verlief wie in einem Traum.
    »Sie sind ein Juwel«, sage ich zu Willow. »Meine Lebensretterin.«
    »Ich kann es kaum abwarten, was Sie dort drin finden werden.«
    »Hat die Polizei übrigens noch mal angerufen?«
    »Bisher nicht.«
    »Irgendwas in den Nachrichten über den Kerl, der aus dem Krankenhaus geflohen ist?«
    »Benicio?«, neckt mich Willow.
    »Ja. Benicio.«
    »Ich habe mir die Lokalnachrichten angesehen. Da war nichts, aber vielleicht kommt in den Abendnachrichten mehr, deswegen werde ich sie mir noch mal ansehen.«
    »Das wäre sehr lieb. Vielen Dank.«
    Ich werfe den Papierstapel aufs Bett, bedanke mich noch einmal und schließe die Tür hinter ihr ab. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich überhaupt anfangen soll.
    Ich setze mich hin und blättere durch die Seiten, so wie sie geschickt worden sind. Juristenenglisch. Ich blättere zurück und fange noch einmal von vorn an. Langsamer. Als würde ich durch einen verseuchten Fluss stapfen. »Guter Gott«, sage ich laut. Wie soll irgendjemand das begreifen?
    Dann versetzt mir der Anblick der verrückten Unterschrift meiner Mutter einen Stich ins Herz. Aber es ist keine Trauer, die ich spüre, es ist Wut. Wenn

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