Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
und hatte kaum noch Zeit, darüber nachzudenken, was Myrnin ihr wohl ins Getränk gemischt hatte. Dann sackte sie auf dem Bett zusammen und fiel in einen tiefen dunklen Schlaf.

6

    Der nächste Tag begann mit einem Frühstück, Für das Myrnin gesorgt hatte. Während Claire noch ins Licht blinzelte, stellte er es auf den Tisch.
    »Sie haben mich unter Drogen gesetzt.«
    »Na ja, nur ein bisschen«, sagte er. Er trug ein verboten aussehendes Hawaiihemd in Pink, Gelb und Neongrün, eine karierte Hose, die wahrscheinlich schon hässlich gewesen war, als Karo noch in Mode war, und dazu Flipflops. »Hast du geschlafen?«
    »Setzen Sie mich nie wieder unter Drogen.«
    »Das wäre jetzt sowieso völlig unpassend. Du wirst nicht mehr schlafen können, das weißt du doch. Erst wenn wir fertig sind.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran.« Sie stand auf, streckte sich und wünschte, sie hätte frische Sachen zum Anziehen. Die, die sie anhatte, waren zerknittert und fingen schon an, komisch zu riechen. Na ja, Myrnin würde das wahrscheinlich gar nicht bemerken. »Was gibt’s zum Frühstück?«
    »Donuts«, sagte er fröhlich. »Ich mag Donuts. Und Kaffee.«
    Claire hatte Zweifel, was den Kaffee betraf, aber er hatte auch Kaffeesahne und Zucker dabei und die Schoko-Donuts überdeckten ohnehin jeglichen Geschmack. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie alles an Koffein brauchte, was sie kriegen konnte. Das Frühstück dauerte nicht lange genug.
    Sie konnte nicht sagen, was sie zuerst darauf brachte, dass sich etwas verändert hatte; sie hatte in diesen Dingen eine Art sechsten Sinn entwickelt, weil sie schon eine ganze Weile mit Myrnin zu tun hatte. Vielleicht war er einfach nur ein bisschen zu lang in Schweigen verfallen. Sie blickte auf und sah ihn in der Tür stehen; er beobachtete sie mit großen, feuchten dunklen Augen, die... wehmütig wirkten? Sie war sich nicht ganz sicher. Er konnte wegen den seltsamsten Dingen die Stimmung wechseln.
    Er lächelte ganz leicht und das wirkte ziemlich traurig. »Du hast mich gerade an jemanden erinnert.«
    »An wen?«
    »Du würdest dich nicht besser fühlen, wenn du es wüsstest.«
    Raten konnte sie ja trotzdem. »Ada«, sagte sie. »Sie hatten gerade diesen >Ich-denke-an-Ada<-Blick.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Sie sehen aus, als würden Sie sie vermissen«, sagte Claire. »Sie vermissen sie doch, oder nicht?«
    Sein Lächeln verblasste, als hätte er nicht mehr die Kraft, es beizubehalten. »Ada war lange Zeit meine Freundin und Kollegin«, sagte er. »Und wir hatten großen Respekt voreinander. Ja, ich vermisse sie. Ich vermisse sie seit dem Moment, da sie von uns gegangen ist, auch wenn dir das vielleicht seltsam vorkommt.«
    Er stieß sich vom Türrahmen ab, als wollte er gehen. Claire konnte nicht mit ansehen, wie er mit dieser hoffnungslosen Miene wegging, deshalb fragte sie: »Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    Er hielt inne und sein Lächeln kehrte zurück. Diesmal schien es weniger wehmütig zu sein. »Ich hatte zuerst nur von ihr gehört. Sie war brillant, weißt du? Brillant und charmant und sie war ihrer Zeit voraus. Sie verstand das Prinzip von Rechnern von Anfang an, aber nicht nur das - sie hat sehr vieles studiert, unter anderem die Menschen. So haben wir uns kennengelernt. Sie hat mich eines Nachts in London in einer Menschenmenge entdeckt und wollte wissen, was ich war. Sie war fasziniert. Das war nicht weiter verwunderlich, denn ihr Vater u n d seine Freunde gehörten der ersten Gothic-Bewegung an, weißt du?« Claire musste verständnislos dreingeschaut haben, denn er seufzte. »Also wirklich, Kind. Lord Byron? Percy Shelley? Mary Shelley? John Polidori?«
    »Äh ... Frankenstein?«
    »Das Werk von Mary, ja. Dr. Polidori wurde durch ein ähnlich düsteres literarisches Werk berühmt... über einen Vampir. Daher war Ada viel scharfsichtiger, als man dachte. Und schrecklich hartnäckig. Es dauerte nicht lange und wir waren...« Er unterbrach sich, sah sie scharf an und sagte: »Enge Freunde.«
    »Ich bin nicht mehr fünf.«
    »Na schön, nenn es, wie du willst. Wir waren intim miteinander und ich glaube, dabei belassen wir es jetzt lieber.« Er räusperte sich, sah weg und sagte: »Danke.«
    Sie räumte gerade ihre fettverschmierte Donut-Tüte weg. »Wofür?«
    »Dass du mich dazu gebracht hast, daran zu denken«, sagte er leise. »Ich vermisse sie wirklich.« Darüber schien er selbst ein wenig erstaunt zu sein, riss sich aber mit sichtlicher Mühe aus

Weitere Kostenlose Bücher