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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Roy
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es im Haus überall nach Birkenrindentee. Ich dachte, du hättest eine Tüte voll gekauft ...«
    George Taylor sah seine Tochter liebevoll an. »Du vermisst deine Mum wohl sehr?«, fragte er.
    »Dad, was hat Mum mit dem Geruch im Haus zu tun?«, fragte sie energisch.
    »Deine Mum hat eine Schwäche für Birkenrinden. Sie hat die verschiedensten Varianten von Birkenrinden gekauft. Tee, Öl, alles was sie fand.«
    Aidan nickte mit dem Kopf. »Ja, Weißbirkenrinden«, sagte sie langsam, »ich hatte auch kurz das Gefühl, ... dass Mum hier sei. Aber ich habe mich geirrt ... Vielleicht habe ich mir wirklich nur alles ... eingebildet ... Gestern war wohl nicht mein Tag und auch nicht meine Nacht. Und ohne mein Amulett fühle ich mich sowieso eigenartig. Es lag heute Morgen mit abgebrochenem Verschluss auf dem Boden. Ich muss es in den nächsten Tagen zur Reparatur zum Juwelier bringen.«
    George nickte und nahm seine Tochter in die Arme. »Das sind alles Dinge, die nicht wirklich dein Leben verändern, oder?«
    Aidan blickte kurz auf und nahm mit einem tiefen Seufzer den letzten Schluck Tee.
    »Soll ich dich zur Uni fahren?«
    Aidan lehnte dankend ab.
    »Du gehörst jetzt ins Bett«, schimpfte sie. »Du hast gerade eben selbst gesagt, die Nachtarbeit wird dir langsam zu viel.« Sie griff nach ihrem Rucksack und drückte ihrem Vater einen schnellen Kuss auf die Wange.
    »Bis heute Abend.« Sie sah noch einmal kurz zurück und verschwand dann nach draußen. Dreißig Minuten später stieg sie aus der Straßenbahn und ging auf das Universitätsgebäude zu. Bevor sie die Glastür öffnete, drehte sie sich noch einmal um und blickte zurück. Ein paar Studenten standen herum, aber keiner beachtete sie. Aidan schüttelte den Kopf. »Ich werde langsam verrückt mit meinem Verfolgungswahn«, ärgerte sie sich und fuhr mit dem Lift in den zweiten Stock. Sie war heute die erste im Hörsaal. Sie legte ihren Block und einen Stift vor sich auf den kleinen Tisch und wartete. Plötzlich hatte sie ein ungutes Gefühl in sich und ein Prickeln im Nacken signalisierte ihr, dass jemand sie beobachtete. Schnell drehte sie ihren Kopf nach hinten, aber die Stühle hinter ihr waren noch immer leer. Ihr Herz begann wie in der Nacht zu hämmern. Sie stand auf und blickte sich im großen Hörsaal um. Aber sie konnte niemanden entdecken. Wer auch immer sie beobachtet hatte, er war verschwunden. Erleichtert sog Aidan die Luft ein. Plötzlich waren ihre Sinne wieder auf hundertachtzig. Ein vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase. Ein Geruch nach Sandelholz ... Aidan glaubte, verrückt zu werden. Kurzerhand packte sie ihre Schreibutensilien wieder ein und verließ den Hörsaal. Die Vorlesungen würden heute ohne sie stattfinden. Sie verzichtete auf den Lift, sie brauchte Bewegung. Schnell rannte sie die sechzig Stufen hinunter. Sie ließ das Universitätsgelände hinter sich und steuerte auf die Haltestelle zu. Sie studierte den Fahrplan und entschied sich spontan mit der Schnellbahn bis zur Chadwick Street zu fahren. Von dort war es zu Fuß nicht mehr weit bis in die Collins Street. Ja, sie musste an diesen Ort. In ihrem Traum hatte sie sich gefragt, warum sie dorthin gegangen war. Und nun fragte sie sich, warum sie von einem Stadtteil geträumt hatte, in dem sie noch nie war. Vielleicht kam sie dem Geheimnis auf die Spur, wenn sie sich dorthin begab. Sie war neugierig, ob die Gegebenheiten vor Ort mit den Traumbildern identisch waren. Sie blickte auf ihre Uhr. Es war zwanzig Minuten vor Zehn. Die Bahn ging pünktlich jede volle Stunde in diese Richtung. Sie blickte ungeduldig links und rechts den Gehsteig entlang. Ihr Blick blieb auf einer alten gepflegten Dame hängen, die wartend auf einer der drei Bänke saß.

    Aidan erhielt ein freundliches Lächeln. Sie nickte grüßend zurück.
    »Sie wird sterben«, zuckte der Gedanke durch Aidans Kopf . »Sie weiß nicht, dass sie im Moment gerade ihre letzten Atemzüge macht. Gleich wird sie umkippen und tot sein.«
    Aidan schloss die Augen. Sie war entsetzt über ihre Gedanken. Sie zog ihre Jacke enger um sich und starrte auf die Geleise vor ihr. Plötzlich hörte sie etwas fallen. Erschrocken drehte sie sich wieder nach rechts sah die Tasche der alten Dame auf dem Boden liegen. Und gerade als ihr Blick zurück zur Bank schweifte, kippte die alte Frau seitlich weg. Aidan wusste sofort, dass sie gerade einen Menschen hatte sterben sehen. Die blauen Augen der Toten starrten sie überrascht an. Entsetzt wich

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