Gefaehrliche Spur
hätte ihm nicht passieren dürfen. Er lächelte entschuldigend. „Nichts für ungut, Ma’am, aber Sie wirken zu profe s sionell für eine liebende Schwester auf der Suche nach ihrem verlorenen Br u der.“
Sie blickte ihn aus misstrauisch verengten Augen an.
Er lächelte offen. „Bin Veteran. So was merke ich. Von solchen Feinheiten hing mal mein Leben ab.“
Sie zögerte, ehe sie ebenfalls lächelte. Sehr flüchtig. „Sie haben recht . Ich bin Privatermittlerin und suche ihn im Auftrag seiner Schwester. Sie macht sich Sorgen. Aber bis ich das jedem erklärt habe, den ich frage, ist es einf a cher zu sagen, dass ich seine Schwester wäre. Und wenn ich jedem erzähle, dass ich Privatermittlerin bin, laufen die Leute gleich weg wie Ihr Freund.“ Sie deutete in Richtung India Street. „Würden Sie mir Bescheid sagen, wenn Sie ihn sehen? Ich wohne im Pomegranate Inn, Neal Street. Es wird Ihr Schaden nicht sein.“
Er stellte an der Ausbuchtung ihres Pullovers unter dem Mantel fest, dass sie eine Waffe trug. „Bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte, Ma’am. Sehen Sie, manche von uns wollen nicht gefunden werden. Sie schämen sich gerade vor ihren Verwandten so sehr für das, was aus ihnen geworden ist, dass sie keinen Kontakt wünschen. Und manche ziehen es aus anderen Gründen vor, vergessen zu bleiben.“
„ So wie Sie?“
Er zog die Augenbrauen hoch. Cole hatte recht . Diese Frau stellte zu viele Fragen.
Sie machte eine entschuldigende Geste. „Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“
„ Schon gut, Ma’am. Sind Sie sicher, dass Ihr Gesuchter hier ist? Und einer von uns?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Er wurde hier gesehen. Und der Informant behauptete, dass er obdachlos wäre. Vielleicht kennen Sie den Mann, der ihn gesehen haben will: Ken Olmstead?“
Travis schüttelte den Kopf. Ein Pick-up fuhr auf den Parkplatz und hielt mit einer Vollbremsung nur ein paar Yards entfernt. Travis hatte den Wagen erst vor kaum zwei Minuten hinter dem Wagen der Frau herfahren sehen, aber er hatte ihr waghalsiges Wendemanöver nicht mitgemacht. Zwei Männer stiegen aus, zwei weitere sprangen von der Ladefläche. Sie kamen zielstrebig auf Travis und die Frau zu.
Für ein paar Sekunden hatte Travis den Eindruck, dass sie es auf ihn abg e sehen hätten. Dann erkannte er, dass sie sich auf die Frau konzentrierten. Sie bemerkte die Gefahr ebenfalls und griff zu ihrer Waffe. Zog sie mit einer flüssigen Bewegung heraus, die von jahrelanger Übung zeugte, und richtete sie auf die Männer.
„ Was immer Sie planen, Sie sollten es lassen.“ Ihre eben noch angenehm klingende Stimme war scharf und kalt.
Die Männer blieben zwar stehen, lachten aber und fächerten sich auf. Ebenfalls in einer Art, die davon zeugte, dass sie darauf trainiert waren und vermutlich militärische Ausbildung besaßen. Profis, keine Durchschnittst y pen, die nur mal pöbeln wollten. Das zeigte ebenso wie die Tatsache, dass die Männer sie offenbar verfolgt hatten, dass die Frau jemandem mit ihren Nac h forschungen gewaltig auf den Schlips getreten sein musste.
„ Oh, jetzt haben wir aber Angst“, höhnte einer der Männer und fasste sich theatralisch ans Herz. „Pass auf, wohin du mit der Knarre zielst, Schätzchen. Du könntest dir versehentlich selbst wehtun.“
Sie ließ sich nicht beeindrucken. „Wohl kaum. Was wollen Sie?“
„ Wir haben was dagegen, wenn jemand Ratten in unserer schönen Stadt füttert.“ Der Sprecher deutete mit dem Kinn auf Travis.
„ Interessiert mich nicht. Verschwinden Sie.“ Sie machte einen Schritt rückwärts, um zu verhindern, dass einer der vier ihr in den Rücken fallen konnte.
„ Den Rat sollten Sie befolgen“, sagte Travis, obwohl er wusste, dass es zwecklos war. Aber die Situation konnte schnell eskalieren. Und wenn Schü s se fielen, hatten er und die Frau die Cops auf dem Hals, was zumindest nicht in seinem Sinn war. In ihrem garantiert auch nicht.
„ Halt die Klappe, Bum “, schnauzte ein anderer Mann ihn an, machte einen Schritt auf ihn zu und schlug zu.
Die Frau fuhr herum und richtete die Waffe auf Travis’ Angreifer. Ein Fe h ler, denn der Sprecher nutzte das sofort aus. Er sprang auf sie zu, schlug ihr die Waffe aus der Hand und setzte sofort mit einem Schlag gegen ihren Kopf nach. Sie duckte sich und trat ihm in den Unterleib. Der Mann, der versucht hatte, sich ihr von hinten zu nähern, packte sie an den Haaren und riss sie zu Boden. Sie schrie
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