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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hätte es nicht getan«, gab Monk zu bedenken. Sie brauchte eine Weile, bis sie die Bedeutung seiner Worte erfaßt hatte, schlug dann die Hand vor den Mund und stieß einen erstickten Schrei aus.
    »Ich denke, ich sollte Sir Basil besser davon unterrichten.« Er wollte Sir Basils Erlaubnis für eine Hausdurchsuchung einholen. Ohne amtliche Vollmacht konnte er nichts weiter unternehmen, und wenn er es gegen Sir Basils Willen tat, kostete es ihn vermutlich seinen Job. Er ließ Mrs. Boden auf einem breiten Küchenstuhl zurück, während May loslief, um das Riechsalz und einen kräftigen Schluck Brandy zu holen.
    Zu seiner Überraschung führte man ihn in die Bibliothek und ließ ihn keine fünf Minuten warten, bis Sir Basil mit angespanntem, zerfurchtem Gesicht zur Tür hereinkam. Seine Augen waren zwei undurchdringliche, schwarze Löcher.
    »Was ist geschehen, Monk? Sind Sie endlich zu einem Ergebnis gekommen? Es wurde auch langsam Zeit!«
    »Die Köchin vermißt eins ihrer Tranchiermesser, Sir. Ich hätte gern Ihre Zustimmung zu einer Hausdurchsuchung.«
    »Selbstverständlich können Sie danach suchen!« erwiderte Basil gereizt. »Oder erwarten Sie, daß ich es für Sie tue?«
    »Ich mußte erst Ihre Erlaubnis einholen, Sir«, stieß Monk zwischen den Zähnen hervor. »Ich kann nicht ohne amtliche Vollmacht in Ihren Sachen herumwühlen, es sei denn, Sie gestatten es mir.«
    »Meine Sachen?« Er weitete verblüfft die Augen.
    »Gehört nicht alles in diesem Haus Ihnen, Sir, abgesehen vielleicht von Mr. Cyprians, Mr. Kellards und eventuell noch Mr. Thirsks Privateigentum?«
    Basil verzog die Mundwinkel zu einem kaum merklichen, düsteren Lächeln. »Mrs. Sandemans persönliche Sachen gehören ebenfalls ihr, aber ansonsten haben Sie recht, ja. Natürlich haben Sie meine Erlaubnis zu suchen, wo immer Sie wollen. Sie werden zweifellos Hilfe brauchen. Sagen Sie einem der Stallburschen, er soll sich mit der kleinen Kutsche auf den Weg machen, um jeden zu holen, den Sie als Verstärkung haben möchten - Ihren Sergeant zum Beispiel…« Er zuckte die Achseln, doch die Schultern unter der schwarzen Pracht seines eleganten Rocks blieben steif.
    »Danke, das ist sehr aufmerksam von Ihnen. Ich werde es sofort veranlassen.«
    »Wäre es nicht besser, Sie warten oben an der Treppe für das männliche Hauspersonal, bis Ihre Leute eintreffen?« Basils Stimme wurde plötzlich ein wenig lauter. »Falls derjenige, der das Messer hat, Wind davon bekommt, könnte er in Versuchung geraten, es zu beseitigen. Von dem Standort aus haben Sie einen guten Blick auf das andere Ende des Flurs, wo die Treppe für das weibliche Hauspersonal liegt.« Er verschwendete mehr Worte als üblich. Es war der erste Riß in seiner Gelassenheit.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten. Es hat wohl wenig Sinn, einen der Bediensteten Wache stehen zu lassen - schließlich sind sie alle verdächtig.« Aufmerksam beobachtete er Monks Gesicht.
    »Danke. Sie sind sehr vorausschauend. Dürfte ich außerdem eins der Dienstmädchen vom ersten Stock oben auf der Galerie postieren? Sie könnte auf jeden aufpassen, der außerhalb seiner normalen Pflichten kommt oder geht - was sie wahrscheinlich am besten beurteilen kann. Die Wäschemägde und der Rest des Personals sollten vielleicht besser unten bleiben, bis alles vorbei ist. Die Lakaien auch?«
    »Unbedingt!« Basil gewann die Beherrschung allmählich zurück. »Und der Kammerdiener ebenfalls.«
    »Gut, Sir. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.«
    »Was in aller Welt haben Sie von mir erwartet, Mann? Es ist meine Tochter, die ermordet worden ist.« Er hatte sich wieder völlig in der Hand.
    Das einzige, was Monk darauf erwidern konnte, war eine nochmalige Bekundung seines Beileids. Er verabschiedete sich, schrieb unten in der Küche eine Nachricht an Evan, der im Polizeirevier war, und beauftragte den Stallburschen, ihn sowie ein paar Konstabler abzuholen.
    Die eine Dreiviertelstunde später einsetzende Hausdurchsuchung begann bei den Unterkünften der Dienstmädchen, am äußersten Ende des Dachgeschosses. Es waren kalte, kleine Mansardenzimmer mit Blick über ein Meer grauer Dachschindeln auf die eigenen Stallungen und die Dächer der dahinterliegenden Stallungen in der Harley Street. Jeder Raum enthielt eine eiserne Bettstatt samt Matratze, Kissen und Zudecke, einen Holzstuhl mit ungepolsterter Rückenlehne und eine schlichte Holzkommode, über der ein großer Spiegel hing. Undenkbar, daß ein Dienstmädchen in

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