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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unordentlichem Aufzug zur Arbeit erschien. Dann gab es noch einen Kleiderschrank, einen Wasserkrug und eine Waschschüssel für die tägliche Körperreinigung. Die einzelnen Räume unterschieden sich lediglich durch das Muster der lappigen Bettvorleger, einige wenige Fotografien der jeweiligen Bewohnerin, hier einer Familienskizze, dort einem Gebetsspruch oder der Reproduktion eines berühmten Gemäldes.
    Weder Monk noch Evan fanden das Messer. Ein mit einer Flut detaillierter Instruktionen versorgter Konstabler suchte das Außengelände ab, da dies das einzige Areal war, zu dem das Hauspersonal Zutritt hatte, ohne das Grundstück und somit seinen Aufgabenbereich zu verlassen.
    »Wenn es einer von den Familienangehörigen war, kann das Messer inzwischen natürlich sonstwo sein«, bemerkte Evan und lachte gekünstelt. »Es kann genausogut auf dem Grund des Flusses liegen wie in einer Million Rinnsteine oder Mülleimer.«
    »Ich weiß«, sagte Monk, ohne sich bei der Arbeit stören zu lassen. »Und Myles Kellard scheint mir im Moment der Spitzenkandidat zu sein. Oder Araminta, sofern sie im Bilde war. Aber haben Sie vielleicht eine bessere Idee, was wir tun können?«
    »Nein«, räumte Evan niedergeschlagen ein. »Ich hab die letzten eineinhalb Wochen damit verbracht, meinem Schatten durch ganz London hinterherzujagen, auf der Suche nach Schmuckstücken, die - da geh ich jede Wette ein - garantiert in der Nacht ihres Verschwindens vernichtet worden sind. Und dann hab ich versucht, dunkle Flecken in der Vergangenheit von Dienstboten zu finden, deren Lebensläufe einfach beispielhaft waren, auch beispielhaft langweilig.« Er war unterdessen emsig damit beschäftigt, Schubladen voll ordentlich zusammengelegter, solider Damenbekleidung aufzuziehen. Während seine langen Finger die einzelnen Stücke vorsichtig hoben, schlich sich ein angewiderter Ausdruck ob seiner eigenen Zudringlichkeit in sein Gesicht. »Ich fang langsam an zu glauben, daß die Herrschaften gar nicht die Menschen sehen, sondern bloß Schürzen, Dienstkleidung und Spitzenhäubchen«, fuhr er entrüstet fort. »Welcher Kopf darunter ist, ist völlig egal, Hauptsache, der Tee ist heiß und der Tisch ist gedeckt.« Er faltete die Kleidungsstücke wieder sorgfältig zusammen und legte sie zurück. »Nicht zu vergessen, daß das Haus immer sauber ist und man immer frische Sachen in den Schubladen findet. Wer das alles tut, ist weitgehend unwichtig.«
    »Passen Sie auf, Evan, Sie werden allmählich zynisch!«
    Evan schenkte Monk eines seiner strahlenden Lächeln. »Ich lerne, Sir, ich lerne.«
    Auf die Unterkünfte der Dienstmädchen folgten die Räume im zweiten Stock des Hauses. Auf der einen Seite des Treppenabsatzes waren die Haushälterin, die Köchin, die Kammerzofen und neuerdings Hester untergebracht, auf der anderen der Butler, die beiden Lakaien, der Stiefelputzer und der Kammerdiener.
    »Sollen wir mit Percival anfangen?« erkundigte sich Evan mit besorgtem Blick auf Monk.
    »Wir können ebensogut der Reihe nach vorgehen«, erwiderte dieser. »Harold ist der erste.«
    Doch außer den persönlichen Besitztümern eines durch und durch unauffälligen jungen Mannes, der bei einer angesehenen Familie in Stellung war, entdeckten sie nichts: ein Anzug für das bißchen Freizeit, das ihm blieb; einige Briefe von der Familie, davon die meisten von seiner Mutter; ein paar wenige Erinnerungen an die Kindheit; die Fotografie einer recht ansehnlichen Frau mittleren Alters mit demselben blonden Haar und den gleichen sanften Gesichtszügen wie er, vermutlich seine Mutter; ein Damentaschentuch aus billiger Baumwolle, das sorgfältig zusammengelegt in seiner Bibel steckte - Dinahs vielleicht?
    Percivals Zimmer ähnelte seinem genausowenig wie der eine Mann dem andern. Hier gab es Bücher, teils Gedichtbände, teils philosophische Betrachtungen über Zustand und Wandel der Gesellschaft sowie zwei Romane. Sie fanden keinerlei Briefe, nichts, das auf Familienangehörige oder sonstige Bindungen hinwies. In seinem Schrank befanden sich zwei Anzüge für die dienstfreie Zeit, ein Paar ausgesprochen schöne Stiefel, eine Reihe Krawatten und Taschentücher, eine erstaunliche Menge Hemden und mehrere überaus hübsche Manschetten und Kragenknöpfe. Wenn ihm der Sinn danach stand, konnte Percival wie ein richtiger Dandy aussehen, die Ausstattung dafür war vorhanden. Monk spürte einen schmerzhaften Stich von Vertrautheit, während er die Sachen dieses jungen Mannes

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