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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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loszuwerden.
    Percival hob andeutungsweise die Schultern, sagte jedoch nichts.
    »Hinter dem untersten Schubfach in Ihrer Kommode.«
    Jetzt war Percival entsetzt. Alles Blut wich aus seinem Gesicht, seine Augen weiteten sich, und Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Er machte Anstalten, etwas zu sagen, doch seine Stimme versagte.
    Da war sie wieder, diese krankmachende Überzeugung, daß Percival nichts mit dem Mord an Octavia Haslett zu tun hatte. Er war arrogant und egoistisch, hatte sie womöglich mißbraucht - wie Rose - und verfügte über geheime Geldquellen, die einer Erklärung bedurften, aber einen Mord hatte er nicht begangen. Monk sah ein zweites Mal zu Evan hinüber und fand diesen Gedanken in seinem fast gequälten Blick bestätigt.
    Er konzentrierte sich wieder auf Percival.
    »Sie können mir nicht sagen, wie sie dort hingekommen sind?«
    Percival mußte mehrmals heftig schlucken. »Nein - kann ich nicht.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Verdammt, ich weiß es wirklich nicht!« Percivals Stimme steigerte sich zu einem schrillen, verzweifelten Quieken. »Ich schwör bei Gott, ich hab sie nicht umgebracht! Ich hab das Zeug da noch nie gesehen - nicht in dem Zustand!« Seine Muskeln waren so verkrampft, daß er zu zittern begann. »Hören Sie - ich hab übertrieben. Ich hab gesagt, ich hätte ihr gefallen - das war alles Angabe, ich hab sie nicht angerührt.« Er fing an, wie wild zu gestikulieren. »Sie hat sich nie für einen anderen interessiert als für Captain Haslett. Ich - ich war nett zu ihr, nichts weiter. Und ich war nie in ihrem Zimmer, außer um ein Tablett mit Blumen oder eine Nachricht zu bringen.« Seine Hände zuckten krampfartig. »Ich weiß nicht, wer sie umgebracht hat - aber ich war's nicht! Jeder hätte die Sachen in meinem Zimmer verstecken können. Glauben Sie, ich war so blöd gewesen, sie dort aufzubewahren?« Seine Worte überschlugen sich. »Warum hab ich wohl das Messer nicht saubergemacht und in die Küche zurückgebracht und das Seidending verbrannt? Können Sie mir das verraten?« Er drehte sich hektisch zu Evan um. »Glauben Sie, ich hätte das Zeug extra für Sie liegenlassen?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, bestätigte Monk. »Es sei denn, Sie waren sich Ihrer Sache so sicher, daß Sie gar nicht mit einer Durchsuchung gerechnet haben? Sie haben versucht, uns auf Rose und Mr. Kellard, sogar auf Mrs. Kellard zu hetzen. Vielleicht haben Sie geglaubt, es wäre Ihnen gelungen - und das Beweismaterial aufgehoben, um es jemand anders unterzuschieben?«
    Percival fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. »Und warum hab ich's dann nicht getan? Ich komm überall ohne Probleme rein. Ich müßte nur behaupten, ich soll was aus der Waschküche holen, und niemand würde sich wundern. Ich hätte die Sachen nie in meinem Zimmer gelassen, ich hätt sie woanders versteckt - in Mr. Kellards zum Beispiel, damit Sie sie dort finden.«
    »Sie wußten nicht, daß wir das Haus heute durchsuchen würden«, rief Monk ihm in Erinnerung. Obwohl er selbst nicht daran glaubte, wollte er seine Beweisführung zu Ende bringen.
    »Vielleicht wollten Sie es tun, aber wir sind Ihnen zuvorgekommen.«
    »Sie hängen doch schon seit Wochen hier rum«, protestierte Percival verbissen. »Ich hätte es längst getan und Sie dann irgendwie dazu gebracht, an der richtigen Stelle nachzusehen. Es war ein Kinderspiel gewesen, Ihnen weiszumachen, ich hätte was Auffälliges bemerkt, oder Mrs. Boden dazu zu bringen, ihre Messer durchzuzählen. Glauben Sie im Ernst, ich hätte das nicht geschafft?«
    »Doch. Das hätten Sie.« Monk war auch diesmal seiner Meinung.
    Percival schluckte und mußte würgen. »Und?« stieß er hervor, als er wieder einigermaßen bei Stimme war.
    »Sie können erst einmal gehen.«
    Percival starrte ihn einen langen Moment mit großen Augen an, machte dann auf den Hacken kehrt und floh, wobei er fast mit Evan zusammenstieß. Die Tür ließ er sperrangelweit offen.
    Monk wechselte einen vielsagenden Blick mit Evan.
    »Ich glaub nicht, daß er es getan hat«, sagte Evan entschlossen. »Es ergibt keinen Sinn.«
    »Ja, der Meinung bin ich auch.«
    »Haben Sie keine Angst, daß er abhaut?«
    Monk schüttelte den Kopf. »Wir hätten ihn innerhalb einer Stunde geschnappt. Ich würde ihm die Polizei von ganz London auf den Hals hetzen, und das weiß er.«
    »Schön - wer kommt sonst noch in Frage?« meinte Evan.
    »Kellard?«
    »Oder Rose, in einem Anfall von Eifersucht, weil sie

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