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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zu machen. Und sie war vielleicht naiv genug, ihm zu glauben.«
    »Hm.« Basil kapitulierte. Aller Ärger fiel plötzlich von ihm ab und ließ ihn kraftlos zurück. »Nun, es ist Ihre Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden. Ich will mich nicht weiter einmischen; Hauptsache, Sie nehmen den richtigen von beiden fest und schaffen ihn von hier fort. Den andern werde ich sowieso entlassen, ohne Zeugnis und ohne Empfehlungsschreiben. Nur nehmen Sie die Sache endlich in die Hand.«
    »Andererseits kommt auch Mr. Kellard in Frage«, sagte Monk eisig. »Es scheint außer Zweifel zu stehen, daß er zu Gewalttätigkeit neigt, wenn seinem Verlangen nicht nachgekommen wird.«
    Basil blickte auf. »So, tut er das? Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen gegenüber etwas in der Art erwähnt zu haben. Ich sagte, dieses Stubenmädchen hätte eine solche Anschuldigung vorgebracht, woraufhin mein Schwiegersohn jegliche Schuld von sich wies.«
    »Ich habe das Mädchen gefunden«, klärte Monk ihn auf. Sein Blick bohrte sich gnadenlos in den seines Gegenübers, die ganze Abneigung kehrte schlagartig zurück. Dieser Mann war absolut gefühllos, ja brutal in seiner Indifferenz. »Ich habe mir ihre Version der Geschichte angehört, und ich glaube ihr.« Er erwähnte nicht, was Martha Rivett über Araminta und ihre Hochzeitsnacht gesagt hatte, aber es war eine logische Erklärung für das verbitterte, feindselige Verhalten, das sie in Hesters Gegenwart ihrem Mann gegenüber an den Tag gelegt hatte. Falls Sir Basil nicht ohnehin davon wußte, bestand auch kein Anlaß, ihm dieses intime und wenig erfreuliche Detail auf die Nase zu binden.
    »Tatsächlich?« Sein Gesicht war leer wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. »Nun, glücklicherweise ist es nicht an Ihnen, darüber zu entscheiden. Und kein Gericht der Welt würde dem Wort eines verlotterten Dienstmädchens mehr Gewicht beimessen als dem eines Gentleman mit unbeflecktem Ruf.«
    »Und was die Leute glauben, ist absolut unerheblich«, fügte Monk steif hinzu. »Ich kann Percivals Schuld nicht beweisen aber viel wichtiger ist, daß ich noch nicht überzeugt bin, daß er es war.«
    »Dann verschwinden Sie aus meinem Arbeitszimmer und überzeugen Sie sich!« Basil platzte schließlich doch der Kragen.
    »Tun Sie um Gottes willen endlich Ihre Arbeit!«
    »Sir.« Mehr brachte Monk in seiner Wut nicht heraus. Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte erhobenen Hauptes hinaus; die Tür fiel krachend hinter ihm zu. Evan wartete mit betretener Miene in der Halle, in der Hand das Messer und das Neglige.
    »Und?« knurrte Monk.
    »Es ist das Messer, das Mrs. Boden vermißt«, sagte Evan.
    »Nach dem hier hab ich bis jetzt noch keinen gefragt.« Unglücklich hielt er das Neglige in die Luft. Ihm war deutlich anzusehen, wie sehr ihn der Gedanke an Tod, Einsamkeit und Erniedrigung mitnahm. »Aber ich habe angekündigt, daß wir mit Mrs. Kellard sprechen möchten.«
    »Ausgezeichnet. Das übernehme ich. Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Ich hab Dinah Bescheid gesagt, und sie meinte, ich soll hier warten.«
    Monk fluchte verhalten. Er haßte es, wie ein Bettler in der Halle stehengelassen zu werden, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Nach einer weiteren Viertelstunde kehrte Dinah zurück und brachte sie ins Boudoir, wo Araminta mit gestreßtem Gesicht, jedoch völlig gefaßt auf sie wartete.
    »Was gibt es, Mr. Monk?« erkundigte sie sich, ohne von Evan Notiz zu nehmen, der sich stumm neben der Tür postiert hatte.
    »Wie ich höre, haben Sie das Messer gefunden - im Zimmer eines unserer Bediensteten. Ist das richtig?«
    »Ja, Mrs. Kellard.« Er wußte nicht genau, wie sie auf die sicht und greifbaren Spuren des Todes reagieren würde. Bislang war nur darüber gesprochen worden, doch das hier war real; es handelte sich um das Kleidungsstück ihrer Schwester, um das Blut ihrer Schwester. Die eiserne Entschlossenheit könnte ins Wanken geraten. Er empfand keinerlei Wärme für sie, dazu war sie zu unerreichbar, aber er empfand Mitleid und Bewunderung.
    »Außerdem fanden wir ein blutbeflecktes, seidenes Neglige. Ich bitte Sie nicht gern darum, es zu identifizieren, aber ich muß wissen, ob es Ihrer Schwester gehört hat.« Er hielt es halb hinterm Rücken und war sicher, daß sie noch keinen Blick darauf geworfen haben konnte.
    Sie wirkte unglaublich angespannt, als sei das Ganze eher wichtig als schmerzhaft. Vielleicht war das ihre Methode, nicht die Nerven zu verlieren.
    »Aha.« Araminta schluckte.

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