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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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»Sie dürfen es mir ruhig zeigen, Mr. Monk. Ich bin auf alles gefaßt und werde tun, was ich kann.«
    Er holte das Neglige hinter dem Rücken hervor und hielt es hoch, wobei er das Blut soweit wie möglich verdeckte. Auf der Vorderseite waren nur Spritzer zu sehen, als ob es offen gewesen wäre, als sie erstochen wurde. Der Rest stammte größtenteils von der Klinge, um die es gewickelt worden war.
    Araminta war sehr blaß, zuckte jedoch nicht vor dem Anblick zurück.
    »Ja«, bestätigte sie langsam und deutlich. »Es gehörte Octavia. Sie trug es in der Nacht ihres Todes. Ich sprach noch kurz mit ihr auf der Galerie, ehe sie in Mamas Zimmer ging, um ihr gute Nacht zu sagen. Ich erinnere mich noch genau an die Lilien aus Spitze ich habe sie immer um dieses wunderschöne Neglige beneidet.« Sie atmete tief durch. »Darf ich fragen, wo Sie es gefunden haben?« Mittlerweile war sie so weiß wie die Seide in Monks Hand.
    »Hinter einer Schublade in Percivals Zimmer«, sagte Monk. Sie stand da wie eine Statue. »Ach. So ist das also.«
    Er wartete, daß sie weitersprach, doch sie tat es nicht.
    »Ich habe ihn noch nicht nach einer Erklärung gefragt«, fuhr er schließlich fort, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »Erklärung?« Sie schluckte wieder, diesmal so heftig, daß er den Ruck in ihrer Kehle deutlich sehen konnte. »Welche Erklärung könnte es dafür schon geben?« Sie machte einen verwirrten, aber keinen zornigen oder rachedurstigen Eindruck. Noch nicht. »Ist nicht die einzig mögliche Antwort, daß er die Dinge dort nach der Tat versteckt hat und bisher keine Gelegenheit fand, sie aus dem Weg zu schaffen?«
    Monk wünschte umsonst, er könne ihr helfen.
    »Nach dem, was Sie über Percival wissen, Mrs. Kellard, würden Sie ihm zutrauen, etwas derart Belastendes in seinem eigenen Zimmer zu verstecken? Oder eher an einem Ort, der den Verdacht nicht automatisch auf ihn lenkt?« fragte er statt dessen.
    Ein geisterhaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Selbst jetzt erkannte sie den bitteren Humor seiner Worte.
    »Mitten in der Nacht, Inspektor, würde ich ihm zutrauen, es an dem einzigen Ort zu verstecken, wo er sich garantiert nicht verdächtig macht - in seinem Zimmer. Vielleicht hatte er die Absicht, es später zu beseitigen, kam jedoch nicht mehr dazu.« Sie atmete noch einmal tief durch und zog die Brauen übertrieben hoch. »Ich könnte mir vorstellen, daß man sich für ein solches Unterfangen absolut unbeobachtet fühlen muß, meinen Sie nicht?«
    »Mit Sicherheit.« Dem war kaum zu widersprechen.
    »Dann ist es wohl höchste Zeit, ihn zu verhören. Haben Sie ausreichend Verstärkung dabei, falls er gewalttätig werden sollte, oder soll ich einen der Stallburschen holen lassen?«
    Wie praktisch.
    »Vielen Dank, aber ich denke, Evan und ich werden schon mit ihm fertig. Es tut mir leid, daß ich Ihnen solche Fragen stellen und Ihnen das Neglige zeigen mußte - aber Sie haben uns sehr geholfen.« Normalerweise hätte er etwas weniger Förmliches hinzugefügt, aber sie war keine Frau, die man mit persönlichen Empfindungen wie Mitgefühl und Verständnis überschüttete. Respekt und eine gewisse Anerkennung ihres Mutes, mehr würde sie nicht akzeptieren.
    »Es war meine Pflicht, Inspektor«, gab sie mit steifer Grazie zurück.
    »Ma'am.« Monk neigte den Kopf und machte sich, Evan dicht auf den Fersen, auf den Weg zur Vorratskammer, um Phillips zu fragen, ob er Percival gesehen hatte.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Butler gemessen.
    »Gestatten Sie mir die Frage, ob Sie bei der Durchsuchung etwas gefunden haben, Sir? Eins der Mädchen behauptet, Sie hätten, aber sie ist noch sehr jung und neigt zu einer lebhaften Fantasie.«
    »Nein, sie hat recht. Wir fanden Mrs. Bodens Tranchiermesser und ein seidenes Neglige von Mrs. Haslett. Allem Anschein nach handelt es sich um die Tatwaffe.«
    Phillips war plötzlich sehr blaß. Monk fürchtete einen Moment lang, er würde in Ohnmacht fallen, doch er blieb stocksteif stehen wie ein Soldat bei der Ehrenparade.
    »Dürfte ich erfahren, wo Sie die Sachen gefunden haben?« Das »Sir« ließ er weg. Phillips war Butler und hielt sich einem einfachen Polizisten stellungsmäßig für weitaus überlegen. Daran änderten auch die vertrackten Umstände nichts.
    »Diese Information behandeln wir im Augenblick vertraulich«, gab Monk kühl zurück. »Der Fundort deutet zwar auf eine Person hin, die sie dort versteckt haben könnte, läßt aber noch keinerlei

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