Gefaehrliche Ueberraschung
Moment. Wer weiß sonst noch von der Sache?«
»Niemand außer Alvirahs Mann und seine Schwester, eine Nonne. Sie ist im Augenblick bei ihm. Er leidet unter den Nachwirkungen einer Zahnoperation.«
»Und wer kümmert sich um Rositas Kinder?«
»Ich habe mir ihre Telefonnummer in Dads Adressverzeichnis rausgesucht«, erklärte Regan. »Als ich dort anrief, sprach ich mit einem Freund von ihr, der den Babysitter vertritt, wie er sagte. Ich habe lediglich angedeutet, dass Rosita aufgehalten wird, spürte aber an seiner Reaktion, dass er ein ernstes Problem wittert.«
»Nun, zumindest sind die Kinder für den Moment versorgt.«
Seufzend versuchte Nora, sich im Bett aufzusetzen. Dieses ver-flixte Bein, dachte sie. Es fesselt mich hilflos ans Bett, während alles in mir danach schreit, aktiv zu werden. »Hol jetzt Alvirah herein. Wir werden uns mit ihrem Bekannten bei der Polizei in Verbindung setzen und dann die Million Dollar zusammenkrat-zen.«
Regan hatte die Tür kaum geöffnet, als Alvirah auch schon hereinschoss, sich auf Nora stürzte und ihr beruhigend eine 48
Hand auf die Schulter legte. »Wir werden Ihren Mann und diese junge Frau wohlbehalten in Sicherheit bringen«, versprach sie.
Alvirah Meehan hatte etwas an sich, das Nora glauben ließ, sie könnte es tatsächlich schaffen.
»Im letzten Jahr habe ich am John Jay College einen kleinen Vortrag über die Entführung eines Babys gehalten, die ich auf-klären konnte«, erzählte ihr Alvirah. »Die Zeitungen sprachen vom ›Babyhemdchen-Fall‹, weil ich das Hemdchen fand, das das kleine Mädchen trug, als es aus dem Krankenhaus gekid-nappt wurde.«
»Ich erinnere mich«, sagte Nora. »Die Entführung hat sich auch in der Weihnachtszeit abgespielt.«
Alvirah nickte. »Ja. Am Heiligen Abend konnten wir das Kind gesund und munter wieder den Eltern übergeben. Jack Reilly hat sich meinen Vortrag angehört und lud mich danach zum Lunch ein. Er ist ein großartiger Bursche und ungemein klug. Erst vierunddreißig Jahre alt und schon Leiter des Dezernats im Rang eines Polizeihauptmanns.« Alvirah streckte die Hand nach dem Telefon aus. »Er weiß mit Sicherheit, was in diesem Fall zu tun ist. Sein Büro befindet sich an der Police Plaza Nummer eins.«
»Reilly?«, wiederholte Nora verblüfft.
»Ja, so ein Zufall, nicht wahr? Und er schreibt sich auch noch genauso wie Sie. Bei unserem Lunch fragte ich ihn, ob er vielleicht mit Ihnen verwandt ist.« Alvirah winkte bedauernd ab.
»Er ist es nicht.«
Lächelnd setzte sich Regan auf das Bett und umfasste die ausgestreckte Hand ihrer Mutter. Gemeinsam hörten sie, wie Alvirah Meehan einem unbekannten Gesprächspartner bei der Polizei Anweisungen erteilte.
»Es ist mir gleichgültig, ob er das Büro bereits verlassen hat«, erklärte Alvirah. »Nein, ein anderer kann mir nicht helfen. Ich möchte, dass Sie sich sofort mit ihm in Verbindung setzen und 49
ihm mitteilen, es sei von höchster Dringlichkeit, unverzüglich Alvirah Meehan anzurufen. Unter… Welche Nummer hat dieser Anschluss, Regan?«
»Nennen Sie meine Handy-Nummer«, sagte Regan. »Sie lautet dreieinsnullfünffünffünfvierzweidreisieben.«
Alvirah legte auf. »Wie ich Jack Reilly kenne, werden wir in den nächsten zehn Minuten von ihm hören.«
Acht Minuten später klingelte Regans Handy.
icht einmal der Stoßstangen-Verkehr auf dem FDR-Drive Nam East River konnte Jack Reilly aus der Ruhe bringen.
Sein Gepäck lag im Kofferraum, und er fuhr nach Bedford, zu seinen Eltern. Es war zu vermuten, dass die normalerweise einstündige Fahrt heute doppelt so lange dauern würde. Der Feiertags-Exodus aus Manhattan hatte voll eingesetzt.
Von seinen sechs Geschwistern hatte er zwei Brüder und ei-ne Schwester zum letzten Mal im August gesehen, als sie alle ein paar Tage im Ferienhaus auf Martha’s Vineyard verbracht hatten. Mit den jeweiligen Ehepartnern und Kindern würden sich für die nächsten vier Tage insgesamt neunzehn Köpfe unter einem Dach zusammendrängen. Ich kann nur hoffen, dass wir einander nicht an die Kehle gehen, dachte er grinsend. Der Wetterbericht sagte für das Wochenende heftige Schneefälle voraus.
Er trat auf die Bremse. Ein Fahrer in der Spur neben ihm hatte offenbar die Geduld verloren und stieß ebenso abrupt wie rück-sichtslos in die kleine Lücke vor Jack.
»Glaubst du etwa, du kommst jetzt schneller voran, Junge?«, murmelte er halblaut und blickte ergeben auf die unzähligen 50
roten Rücklichter, die sich vor
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