Gefaehrliche Ueberraschung
ihrer Mutter. Irgendwie ratlos und verdutzt blickten Nora, Schwester Cordelia und Willy ihr und Alvirah entgegen.
»Und?«, brachte Regan mühsam über ihre trockenen Lippen.
»Hast du etwas von Dad gehört?«
»Jack hat gerade hier angerufen«, erwiderte Nora.
»Er wollte dein Handy nicht blockieren. Er hält es für möglich, dass du bald einen weiteren Anruf erhältst.«
»Dass sie Dad und Rosita gefunden haben?«, fragte Regan, wusste aber die Antwort bereits.
»Nein.« Nora legte eine kleine Pause ein. »Die Hafenpolizei hat vor kurzem die Reisetasche mit einer Million Dollar aus dem East River gefischt.«
»O mein Gott«, entfuhr es Regan.
Noras Gesicht war aschfahl. »Jack hält zwei Gründe für möglich. Entweder haben sie das Geld verloren – was gut wäre –
oder sie sind in Panik geraten, weil sie in der Tasche einen Sender vermuteten.« Ihre Stimme wurde scharf. »Wenn uns die Entführer eine zweite Chance geben, darf sich in der Tasche nur das Geld befinden, Regan. Nichts anderes.«
»Der einzige Grund für die Wanze war unsere Hoffnung, die Kidnapper würden sich mit dem Geld zu dem Versteck begeben, in dem Dad und Rosita festgehalten werden. Das weißt du genau.«
Sie alle wussten es, aber Regan sah auf den Gesichtern um sich herum die Furcht, die auch sie empfand. Ganz gleich, ob es 137
sich um eine verpatzte Übernahme oder einen bewussten Verzicht auf das Lösegeld handelte, auf jeden Fall befanden sich ihr Vater und Rosita nun in den Händen von höchst gereizten Entführern.
arum haben Sie Ihr verdammtes Boot zum Abschied W geküsst?«, schrie C. B., als sie über die First Avenue fuhren. »Und wenn Sie schon so sentimental sein mussten…
Warum nicht, während Sie auf Regan Reilly warteten? Da hätten Sie den Kahn mit Küssen überschütten können!«
»Würden Sie bitte die Heizung höher stellen? Ich glaube, ich habe mich erkältet.« Petey musste niesen. »Na bitte!«
C. B. schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad ein. »Sie hatten eine Million Dollar in den Händen und haben sie fallen lassen. «
»Passiert ist passiert«, entgegnete Petey. »Ich hätte ertrinken können. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
»Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass wir kein Geld haben, dafür aber zwei Geiseln am Hals, und…«
»Wir hätten ein paar Kröten für ihre Verpflegung zurücklegen müssen. Ich musste sechs Dollar blechen, um…«
»Ein paar Kröten! Sie haben eine Million Dollar verloren!« C.
B. räusperte sich. Vom Schreien tat ihm seine Kehle weh.
»Wir bekommen es zurück. Wir finden schon einen Weg«, erklärte Petey zuversichtlich.
»Und wie genau stellen Sie sich das vor?«, erkundigte sich C.
B. gefährlich leise.
»Gute Frage.«
138
»Sollen wir vielleicht Regan Reilly anrufen und ihr erzählen, wie saublöd wir waren?«
»Lieber nicht.«
»Oder das Flugzeug nach Brasilien besteigen, obwohl wir kaum Geld genug für eine Woche Urlaub haben?«
»Lieber nicht.«
»Oder sollen wir Reilly und Rosita freilassen und mit ihnen ein Bier bei Elsie’s trinken?«
»Lieber nicht.«
»Nun, was schlagen Sie dann vor?«
»Wenn ich friere, kann ich nicht überlegen.« Petey drehte sich um und griff nach dem Abfallsack auf dem Rücksitz. »Da wir den nicht mehr brauchen, kann ich versuchen, mich damit ein bisschen zu wärmen.« Er fing an, den Sack auseinander zu rei-
ßen.
»Ich hatte alles genau bedacht«, lamentierte C. B. »Ich wusste, dass sie das Lösegeld aufbringen werden. Ich wusste, dass sie unter Umständen die Bullen einschalten. Ich wusste, dass sie irgendwo in der Tasche einen Sender verstecken könnten.
Schließlich habe ich unzählige Krimis gelesen.«
»Lesen bildet«, stimmte Petey zu.
»Ich hätte das Lösegeld in diesen Müllsack umgefüllt, mit dem ich Sie jetzt glatt erwürgen könnte. Die Tasche sollte längst irgendwo am Straßenrand der 111. Straße liegen, anstatt im East River zu schwimmen.«
Petey hüllte sich in den Plastiksack. »Moment mal. Sie haben damit gerechnet, dass die Bullen eingeschaltet werden?«
»Natürlich. Das ist immer der Fall.«
»Das macht mich richtiggehend wütend. Wir haben ihr doch befohlen, es nicht zu tun, oder? Sie hätten ihr sagen müssen, dass Sie das wissen, als Sie mit ihr telefoniert haben.«
139
C. B. warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Dann kniff er die Augen zusammen. Angriff ist die beste Verteidigung, dachte er, während eine Idee in seinem Kopf Gestalt annahm.
urz
Weitere Kostenlose Bücher