Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
zurück unter die Decke und presse das Kissen auf meinen Kopf, um keine Geräusche zu hören. Der Straßenlärm von unten hat schon angefangen, am Samstag ist Markt in Camden und neben den zahlreichen Touristen machen sich vor allem die Händler gerade auf den Weg dorthin.
Ich bin mir sicher, dass der Markt heute ohne mich stattfinden wird.
♡
Jasons bewundernder Blick entschädigt sogar für die Müdigkeit, an der er immerhin nicht unschuldig ist. Offenbar gefällt ihm, was er sieht, dabei trage ich nur das schwarze Wickelkleid, das ich mir extra für ihn gekauft habe. Bislang ist es mein einziges Kleid im Schrank. Ich drehe mich vor ihm hin und her wie eine Schaufensterpuppe und zwinkere ihm zu.
„Besser als Jeans?“
Er macht ein knurrendes Geräusch, wie ein Hund, das mich zum Lachen bringt.
„Sehr viel besser. Komm her zu mir.“
Er breitet die Arme aus und ich gehe auf ihn zu, bis unsere Nasenspitzen sich fast berühren. Seine Hände streichen über meinen Po.
„Noch besser wäre das Kleid ohne was drunter.“
Ich schlage ihm spielerisch auf den Arm und schüttele missbilligend den Kopf.
„Kannst du nicht mal an was anderes denken, Jason?“
„Nicht, wenn du in meiner Nähe bist.“
Die Worte rinnen über mein Rückgrat wie eine sanfte Berührung. Ich liebe seine Aufmerksamkeit und die offensichtliche Begierde. Es fühlt sich an, als würde ich in seinen Komplimenten baden, sie tun so unglaublich gut. Es ist mehr als das, was die enorme Anziehungskraft zwischen uns ausmacht. Mehr als die gemeinsamen Erinnerungen an damals, die in meinem Fall alles andere als positiv sind.
Mein Herz flattert, als wir Hand in Hand wie ein Liebespaar zum Auto gehen, das einige Meter entfernt auf uns wartet. Ich frage nicht, wo wir hinfahren, weil ich mir sicher bin, dass es uns nach Hampstead verschlagen wird. In sein Refugium.
Die Erwartung an den Tag lässt meinen Körper prickeln. Im Auto sitzt er dicht neben mir, in der Mitte der Rückbank.
„Guten Tag, Ms White.“ Orlando kneift mir im Rückspiegel ein Auge zu, und ich erwidere seinen Gruß mit einem Lächeln. Langsam gewöhne ich mich daran, in einem alten Mercedes herumkutschiert zu werden, statt mit der ständig überfüllten U-Bahn zu fahren. Das Cinderella -Gefühl wird täglich stärker, seitdem ich Jason getroffen habe.
„Hast du den Brief dabei?“
Die Frage reißt mich sofort in die unangenehme Wirklichkeit zurück. Obwohl mich die Nachricht gestern noch hat erschrecken lassen, bin ich mir heute sicher, dass sie kein Grund zur Besorgnis ist. Irgendein Verrückter, der mich – oder Jason – ärgern will.
Er kneift die Augen zusammen, während er den Zettel studiert, anschließend senkt er das Blatt und schüttelt den Kopf.
„Die Handschrift ist wirklich seltsam, diese krakeligen Druckbuchstaben ... ich habe sie noch nie gesehen. Offenbar hat der- oder diejenige versucht, sie zu verstellen, um nicht erkannt zu werden.“
„Kannst du dir darauf einen Reim machen?“
„Nein, Emma. Ganz und gar nicht. Ich habe keine Ahnung und noch nie etwas Derartiges erlebt.“
Noch nie ... soll das heißen, dass bisher niemand seinen Frauen Drohbriefe geschickt hat? Haha! Wie viele Frauen hat er überhaupt gehabt in den ganzen Jahren? Ob er sie noch an seinen Fingern abzählen kann?
„Wie viele willige Sklavinnen saßen denn vor mir in diesem Auto?“, frage ich frech, weil ich das gerade wissen will. Orlando stößt ein unterdrücktes Lachen aus und kassiert dafür einen rügenden Blick von hinten, der jedoch nur seinen Nacken trifft. Oh Gott. Diese Reaktion lässt Böses erahnen.
Misstrauisch sehe ich Jason von der Seite an und sauge an meiner Unterlippe.
„Das ist doch egal. Wichtig ist, dass du jetzt hier neben mir sitzt und vorhast, den Abend mit mir zu verbringen.“
Ich will seine Hand wegschieben, die sich plötzlich auf meinen Oberschenkel unter das Kleid drängt, aber ich kann nicht. Zu sanft, zu zärtlich ist die Liebkosung.
„Mir ist es nicht egal. Ich möchte gerne wissen, welche Nummer ich in der Reihe bin.“
„Du bist keine Nummer. Höchstens eine Marke.“
Ich muss lachen.
„Ich werde es herausfinden, und dann ...“, drohe ich. Jason beugt sich zu mir und flüstert dicht an meinem Ohr, sodass ich seinen Atem spüren kann.
„Und dann? Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst.“
Ich erschauere und ziehe die Schultern zusammen. Neben Jason fühle ich mich immer verletzlich, als müsste ich beschützt
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