Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
gerechnet, dass du Expertin für amerikanische Collegegirls und Dirty Talk bist. Erzähl mir mehr!“
„Haha“, knurre ich und ramme ihm meinen Ellbogen so heftig in die Seite, dass er nach Luft schnappt. „Ich will das nicht hören, Jason.“
„Warum nicht? Es sind die wenigen guten Erinnerungen, die ich an die vergangenen Jahre habe.“
Das schlechte Gewissen erinnert mich daran, dass ich Jason schon dummerweise auf seinen verstorbenen Bruder und seinen eigenen Selbstmordversuch angesprochen habe. Das klingt wirklich nicht nach guten Jahren, ich muss ihm zustimmen. Trotzdem sind frivole Collegegirls so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich hören möchte.
„Vielleicht möchtest du lieber hören, was ich mit dir heute Abend vorhabe?“ Er spricht leise, aber ich bin mir sicher, dass Orlandos Schultern zucken vor unterdrücktem Lachen. Himmel, ist mir das peinlich! Muss Jason denn immer vor anderen über so was reden? Es scheint ihm völlig egal zu sein, wenn andere ihn belauschen.
„Vielleicht lasse ich mich auch lieber überraschen.“
„Ich liebe Überraschungen.“
Er beißt mir kurz und neckisch ins Ohr und legt seinen Arm um meine Hüften. Ich schmiege mich an ihn und spüre seine Körperwärme.
„Heute will ich dich aber ohne Hemd sehen“, flüstere ich zurück. Jason lacht leise.
„Warum?“
„Weil ich neugierig bin.“
„Neugier bringt die Katze um“, knurrt er und fährt mit der Hand in den Ausschnitt meines Kleides, wo er die Kurven meiner Brüste erkundet.
„Bitte ...“
„Du wirst mich später um sehr viel mehr bitten, Emma. Versprochen.“
Ein Schauer überzieht meinen Rücken bei dieser Drohung. Worum werde ich ihn bitten? Um weitere Schläge etwa? Niemals! Die Erinnerung an das letzte Spanking ist noch sehr frisch, und wenn ich mich konzentriere, kann ich sogar das Brennen meines Hinterns wieder spüren.
Der Wagen hält abrupt an, wir sind da. Ich warte wie immer, bis Jason ausgestiegen ist und das Auto umrundet hat. Er öffnet die Tür und reicht mir seinen Arm. Nicht zu glauben, dass dieser formvollendete, bildschöne Gentleman Spaß daran hat, Frauen – mir! – Schmerzen zuzufügen. Es liegt tatsächlich Frühling in der Luft, die Sonne lacht noch vom Himmel und wärmt uns, während wir auf das Haus zugehen. Mitten auf dem schmalen Weg bleibt Jason plötzlich stehen, die ruckartige Bewegung reißt mich fast von den Füßen.
„Was ist ...?“, will ich fragen, bevor auch ich ihn entdecke. Er steht vor seiner Tür, die Hände in die Hosentaschen gestopft, und dreht sich mit einem schiefen Grinsen um. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Die hellbraunen, leicht gelockten Haare, die etwas krumme Nase, die aussieht, als sei sie mal gebrochen gewesen und nicht richtig zusammengewachsen, die kräftigen Oberschenkel ... kein Zweifel, er ist es. Phil Hall.
Fassungslos lasse ich meinen Blick von Jason zu seinem Bruder schweifen, der auf uns zu kommt und lächelnd vor mir stehen bleibt.
„Emma? Emma White? Mein Gott, bist du groß geworden.“
19
„Phil? Was um alles in der Welt ...?“
Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.
„Meine Güte, wie lange haben wir uns nicht gesehen? Du siehst großartig aus! Lass dich umarmen.“
Phil geht ganz selbstverständlich die Treppe runter, an seinem finster starrenden Bruder vorbei, und legt seine Arme um meine Schultern. Ich erwidere die Geste nicht, sondern bleibe stocksteif stehen, bis er mich von sich schiebt und mich lächelnd betrachtet.
„Ich wusste nicht, dass ihr noch Kontakt habt.“
„Haben wir nicht ... eigentlich“, murmele ich. Mein ganzes Gesicht glüht vor Aufregung. Was zum Teufel wird hier gespielt? Warum hat Jason mich so belogen? Familientragödie? Selbstmord? Jedenfalls steht sein vermeintlich toter Bruder quicklebendig vor mir; ich kann ihn sehen, anfassen und sogar riechen. Im Gegensatz zu Jason wirkt er unbekümmert, beinahe naiv. Nicht ein Fältchen ist in seinem Gesicht zu sehen, dabei hat er als einziger von uns den dreißigsten Geburtstag seit ein paar Jahren hinter sich.
Er war immer schon anders als Jason, auch damals in der Schule. Nicht mit einem derart entwaffnenden Äußeren gesegnet wie sein Bruder, dafür glänzte er mit seinem sozialen Verhalten. Er setzte sich für Schwächere ein und beschützte uns Kleinere, wenn wir auf dem Schulweg von aggressiven Jugendlichen bedroht wurden. Das passierte in Elephant & Castle früher leider
Weitere Kostenlose Bücher