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Gefaehrliche Ziele

Gefaehrliche Ziele

Titel: Gefaehrliche Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blaine Lee Pardoe
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es besucht hatte. Nicht einmal Des Drachen Zorn, der die Mechfabrik auf Irian erobert hatte, kümmerte sich um das Oriente-Schiff, jedenfalls solange es keinen Versuch unternahm, Landungsschiffe auf den Planeten zu schicken. Nachrichten und Daten waren eine Ware, die jeder respektierte.
    Es war ein Zeichen der Zeit. Die Republik pfiff aus dem letzten Loch. Des Drachen Zorn wusste es, der capellanische Kanzler wusste es, auch Jessica Marik, seine Fürstin, wusste es. Sie war reif, zerlegt zu werden. Doch ihre Systeme einzunehmen und sie zu halten, das waren zwei verschiedene Dinge.
    Er kannte die Herkunft der Informationen nicht, die sie von dem SEKURA-Spionagesatelliten herunterluden. Wahrscheinlich waren sie von der Oberfläche des Planeten abgestrahlt worden, oder von einem durch das System kommenden Schiff. Es interessierte ihn auch nicht.
    »Datenübertragung ist vollständig, Major«, meldete der Komm-Offizier und benutzte Cassons Rang, der für die Dauer des Fluges galt und dem auch im zweiunddreißigsten Jahrhundert noch gültigen Grundsatz Rechnung trug, dass es an Bord eines Schiffes nur einen Kapitän geben konnte.
    Casson griff nach einer Haltestange und zog sich zu seiner Konsole herum. Er zog sich an den Armstützen auf den Sessel und drückte sich auf die Polster, damit das Material an der Oberfläche von Sitz und Rückenlehne den Stoff seiner Uniform sicher packen und verhindern konnte, dass er unbeabsichtigt davonschwebte. »Auf meine Station«, befahl er. Er strich sich mit der linken Hand über die kurz geschorenen, grau melierten Haare und las. Berichte aus zahlreichen Quellen, teils bestätigt, zum größten Teil nicht. Bei der Beschaffung von Informationen hatte die SEKURA wie jeder andere auch mit dem Zusammenbruch des HPG-Netzes zu kämpfen. Was jedoch an Daten verfügbar war, wurde Agenten wie Casson über ein eigenes Netz geheimer Spionagesatelliten übermittelt.
    Der größte Teil des Materials war langweilig. Neuigkeiten über die Liao-Invasion der Republik ... ein alter Hut. Berichte über die Jadefalken auf Skye. Die übliche Unzufriedenheit auf Terra. Seine Blicke jagten ungeduldig über den Bildschirm, bis endlich Wyatt auftauchte. Armes Wyatt. Nun, da der Planet über einen funktionierenden HPG verfügte, war es geradezu unvermeidlich, dass andere Splittergruppen und Regierungen versuchten, ihn unter Kontrolle zu bringen. Aber nicht er. Eine isolierte Welt zu erobern, selbst mit einem funktionstüchtigen HPG, lohnte das Risiko nicht.
    Eine Zeile gegen Ende des Berichts erregte seine Aufmerksamkeit. Der SEKURA-Quelle zufolge - ein vor über zehn Jahren vor Ort verbrachter Agent, oder vielleicht war Überläufer die passendere Bezeichnung - war ein einzelner ComStar-Adept für die Reparatur des HPGs verantwortlich. Der Agent deutete an, dass dieser Mann, Tucker Harwell, über das Wissen und die Fähigkeiten verfügen könnte, auch andere HPGs wieder in Betrieb zu nehmen, möglicherweise Hunderte. Seine Personalakte, inklusive Holo-bildern, folgte.
    Kapitän Casson lehnte sich zurück und starrte auf den Schirm. Ein einzelner Mann, der das Schicksal ganzer Welten entscheiden konnte. Das war eine Beute, die es sich lohnte, heim ins Protektorat zu bringen. Damit konnte sein winziges Fragment der einst mächtigen Liga Freier Welten ganz plötzlich wieder zu einem Machtfaktor in der Inneren Sphäre aufsteigen.
    Die Einzelheiten blieben vage. Trotzdem neigte er dazu, einem langjährigen Agenten vor Ort zu glauben, selbst wenn die Daten ungefiltert, unbestätigt und nicht verifiziert waren. Dies war ein Risiko, das er einzugehen bereit war. Ein schiefes Grinsen trat auf seine Züge. Schon zu oft in seiner Laufbahn hatten ihn bestätigte Geheimdienstinformationen in die Irre geleitet. Er hatte ein Gespür dafür entwickelt, welchen Daten er trauen konnte.
    »Kapitän Hassin«, rief er zu dem dunkelhäutigen Sprungschiffkapitän hinüber. »Sind wir in Reichweite des Wyatt-Systems?«
    Der Mann schaute auf die Anzeigen seiner Kommandantenkonsole im Zentrum der Brücke. »Wir sind zwei Sprünge entfernt«, antwortete er mit tiefer Stimme und einem deutlichen Akzent, den Casson nicht einordnen konnte. »Aber mit den LithiumFusionsbatterien können wir es mit einem Doppelsprung schnell erreichen.«
    »Wie steht es mit verfügbaren Sprungpunkten?«
    »Ich vermute, Sie meinen Piratenpunkte?«, fragte Hassin zurück und schaffte es irgendwie, mit tonloser Stimme deutlich zu machen, was er davon hielt,

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