Gefaehrliche Ziele
weiß ich, dass die Miliz vorgestern Abend den Jäger im städtischen Museum ausgeschlachtet hat, aber in meinem Bericht an Bannson steht davon nichts. Gute Arbeit, übrigens. Ich vermute, die Raketenlafetten, die sie aus dem Chippewa geholt haben, werden einem guten Zweck zugeführt.«
Angelte er nach zusätzlichen Informationen oder einer Bestätigung? Tucker schüttelte ungeduldig den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die danach senkrecht abstanden. Alle Welt gab ihm Ratschläge, was er zu denken hatte, wenn es um Reo Jones ging, aber er war sehr wohl in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden. Das war einer der wenigen Aspekte seiner momentanen Situation, die er selbst in der Hand hatte. »Wieso interessiert sich Bannson überhaupt für diese Welt?«
»Offenbar hatte Jacob Bannson ursprünglich vor, Wyatt als eine Art sicheren Unterschlupf zu benutzen, einen von mehreren Planeten, die er als Reservebasen für den Fall in der Hinterhand behalten wollte, dass sich seine Pläne als Rohrkrepierer erwiesen. Eine für ihn unbedeutende Operation. Ein paar Söldner und Material einschmuggeln, Geld und Ausrüstung bunkern ... eben ein simpler Notfallplan. Aber seit du das HPG repariert hast, hat sich seine Strategie geändert. Und deswegen rufe ich an.«
»Ja?« Tucker hörte nachdenklich zu.
»Tucker, Bannson hat seinen Leuten befohlen, dich in ihre Gewalt zu bringen. Einzelheiten kenne ich nicht. Wie ich schon sagte, sie trauen mir nicht. Aber ich betrachte dich als meinen Freund - und möchte nicht, dass dir etwas zustößt.«
Diese Eröffnung traf ihn hart, denn Reo bestätigte, was alle um ihn herum schon vermuteten. Verdammt. Plötzlich fühlte sich Tucker, als trüge er eine Zielscheibe auf dem Rücken. »Und was kann ich tun?«
»Bleib dicht bei der Fahrenden Ritterin. Im Gegensatz zu Legat Singh flößt sie den Leuten, von denen ich rede, eine gesunde Angst ein.«
»Das tue ich ohnehin schon«, erwiderte Tucker grimmig. »Noch etwas?«
»Auch wenn sich gerade alles auf die Bedrohung durch die Geisterkatzen konzentriert, ich halte sie doch für nicht annähernd so gefährlich wie die Probleme, die Bannsons Leute verursachen könnten. Seid einfach nur auf alles gefasst. Falls ich Näheres herausfinde, warne ich dich.«
»Reo, wenn du etwas gegen diese hoch bezahlten Killer unternimmst, bringst du dein Leben in Gefahr. Warum lässt du dich nicht einfach festnehmen?«
Jones lachte. »Erstens habe ich einen Ruf zu verteidigen. Ich will auf gar keinen Fall, dass man sich erzählt, eine lausige planetare Polizei wie die hier auf Wyatt könnte mich fassen. Zweitens bin ich bereit, darauf zu wetten, dass du der einzige Mensch auf diesem Planeten bist, der mir glaubt. Drittens, vom Knast aus kann ich diese Typen nicht im Auge behalten.«
Tucker hörte ein Schnaufen und drehte sich um. Seine Schwester war hinter ihm näher gekommen und hörte das Gespräch mit verschränkten Armen und düsterer Miene mit. Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu und sagte: »Reo, ich muss Schluss machen.«
»Pass auf dich auf, Junge.«
»Du auch.« Tucker schaltete den Komm aus. Patricia setzte an, etwas zu sagen, doch er kam ihr zuvor. »Wir müssen mit Ritterin Holt reden.«
»Genau das wollte ich auch sagen«, antwortete sie und lief hinter ihm her bis in die oberen Etagen des Hauptquartiers. Sie brauchten zehn Minuten, um die Fahrende Ritterin zu finden, und Tucker sagte die ganze Zeit über kein Wort. Er wollte zwar reden, aber er wollte keine Debatte mit seiner Schwester.
Als sie Alexi Holt fanden, ging sie gerade einen der Korridore entlang. Sie trug einen mattgrünen Overall und hatte die Haare unter eine Kappe mit dem Wappen der Republik der Sphäre gesteckt. So ähnelte sie eher einer Mechanikerin als einer Fahrenden Ritterin. Als sie Tucker sah, blieb sie stehen.
»Stimmt etwas nicht, Adept Tucker?«
»Sie tun es ja immer noch«, antwortete er herzlich. »Nennen Sie mich Tucker. Und was Ihre Frage betrifft, ich weiß es nicht.«
Patricia mischte sich ein. »Mein Bruder hat gerade einen Anruf von Reo Jones erhalten.«
Alexi zog eine Augenbraue hoch. »Ah ja. Und, Tucker, was hatte Mister Jones zu sagen?«
Tucker schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Er gibt zu, dass er für Jacob Bannson arbeitet, und hat bestätigt, dass die Söldner, die ComStar angegriffen haben, von Bannson bezahlt werden. Und außerdem hat er mir erzählt, dass Bannsons Leute ihre Strategie geändert haben. Genau wie Sie
Weitere Kostenlose Bücher