Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
»Zweitens brauche ich eine neue Identität, die ein Weilchen vorhalten wird, zumindest so lange, bis ich alles erledigt habe. Es könnte eine Woche dauern oder aber auch einen Monat. Aber nicht viel länger. Ich versuche, jemanden ausfindig zu machen, und wenn ich ihn gefunden habe, werde ich für alle Zeiten aus den Staaten verschwinden. Nach Monte Carlo, dachte ich vielleicht. Also werde ich für später einen Pass brauchen. Aber keinen US -Pass. Und die Identität muss ein bisschen tiefer gehen. Ich brauche eine Geburtsurkunde, die zumindest einer flüchtigen Überprüfung standhält.«
Drake neigte mit ernster Miene den Kopf. »Das ist so gut wie erledigt. Eine meiner Wachen wird Sie zu meinem Spezialisten bringen. Er hat alles. Er wird Ihnen eine neue Identität geben, die nicht nur einer flüchtigen Überprüfung standhält. Und er wird Ihnen einen maltesischen Pass besorgen. Malta ist ein Mitglied der EU . Mit diesem Pass und genug Geld auf einer Bank in Monte Carlo können Sie einen dauerhaften permis de sejour bekommen. Lassen Sie sich die nächsten zehn Jahre nichts zuschulden kommen und Sie erhalten die Staatsbürgerschaft.«
Jetzt wusste Deaver, wohin die Pässe gegangen waren. Die Malteser Botschaft in Zagreb hatte gemeldet, dass 190 Blankopässe gestohlen worden seien. Die waren ein Vermögen wert. Sie waren also bei Drake gelandet. Gut zu wissen.
Jetzt kam der schwierige Teil. »Das ist noch nicht alles. Ich brauche einen FBI -Ausweis, eine Telefonnummer und jemanden, der am anderen Ende der Nummer sitzt und bereit ist zu bestätigen, dass ich ein Special Agent bin.«
Drake nickte. »Für wie lange?«
Deavers Kiefermuskeln zuckten. »So lange, wie es dauert. Und ich werde einiges an Feuerkraft brauchen, aber erst da, wo ich hinfliege. Ich will bei Betreten des Flugzeugs sauber sein.«
Drake bot eine grundlegende Dienstleistung. Er besorgte einem nicht nur die Waffen, die man brauchte – »kalt«, das hieß nicht zurückverfolgbar, und in perfektem Zustand –, sondern er lieferte sie zu jedem Zeitpunkt und an jeden gewünschten Ort. Drakes Netzwerk umspannte die ganze Welt und er konnte so ziemlich jede Waffe mehr oder weniger überallhin liefern, bis auf einen Nuklearsprengkopf vielleicht. Das ersparte einem den Versuch, Waffen an Bord von Flugzeugen zu schmuggeln, und es ersparte einem die Mühe, ortsansässige Lieferanten ausfindig zu machen, vor allem, wenn man sofort voll einsatzfähig sein wollte.
Drake nippte an seinem Whiskey und sprach ruhig weiter. »Sagen Sie mir, was Sie brauchen, und wo.«
Deaver zählte an den Fingern ab. »Eine Beretta 92 mit drei Magazinen und einem Schulterholster und zur Sicherheit noch eine Kel-Tec P-32 mit drei Magazinen, ein M40-Gewehr mit 10-fachem Zielfernrohr, Tragekoffer und vier Schachteln Munition. Die Waffen müssen alle kalt sein.«
»Natürlich«, sagte Drake, den diese überflüssige Ermahnung leicht zu verstimmen schien. Schließlich stand seine Reputation auf dem Spiel. »Und wo werden Sie das alles brauchen?«
Das war die 20-Millionen-Dollar-Frage. »Das weiß ich noch nicht. Ich lasse es Sie wissen, sobald ich es herausfinde. Wie viel wird mich das Ganze kosten?«
»Zweihunderttausend Dollar«, sagte Drake unverzüglich, und Deaver musste sich beherrschen, um angesichts dieser Summe nicht zusammenzuzucken. Das würde ihn an den Rand des Ruins bringen. Langsam wurde es wirklich dringend, diesen Mistkerl Prescott zu finden. Und wenn er ihn erst einmal aufgespürt hatte, würde Deaver dafür sorgen, dass er einen langsamen, schrecklichen Tod starb, für den ganzen Ärger, den er ihm bereitet hatte.
»Abgemacht. Geben Sie mir eine Kontonummer, und ich werde alles sofort per E-Mail erledigen. Die Bank ist rund um die Uhr geöffnet, also werden Sie Ihr Geld innerhalb von vierundzwanzig Stunden erhalten.«
»Oh, das ist kein Problem«, sagte Drake mit sanfter Stimme. »Ich vertraue Ihnen.«
Das konnte er auch. Denn auch wenn Deaver danach weniger als zehntausend Dollar auf seinem Konto übrig blieben, dachte er nicht eine Sekunde daran, sein Wort zu brechen. Der letzte Typ, der Drake reingelegt hatte, war an seinem eigenen Schwanz erstickt, den man ihm abgeschnitten und in die Gedärme eingewickelt hatte, die ihm aus seinem aufgeschlitzten Leib herausgequollen waren. Nein, Drake konnte ihm trauen.
Außerdem würde Deaver reich sein, sobald er Prescott gefunden hatte. Nicht so reich wie Drake, aber fast.
»Gibt es sonst noch was?«
Selbst
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