Gefährlicher Sommer
Da ist Tobi!«
Tobi sprang an der Tür hoch und bellte heftiger. Seine Krallen rutschten über das Holz. Pat war im Nu tränenüberströmt. »Das ist wirklich Tobi. Er lebt! Tobi lebt noch!«
Jetzt erklang eine Stimme. Auf Spanisch. Und nun schrie Angie. »Christopho! Da draußen steht Christopho!«
»Lass uns raus!«, riefen alle. »Christopho, lass uns raus!«
Christopho erwiderte etwas. Manuel übersetzte. »Die müssen den Schlüssel mitgenommen haben. Christopho sagt, es steckt keiner. O verdammt, er kriegt die Tür nicht auf!«
»Kann er sie nicht einrennen?«, fragte Angie, die ihrem schwarzlockigen Freund Bärenkräfte zuzutrauen schien. »Oder das Schloss aufbrechen oder irgendetwas?«
Manuel übersetzte. Christopho antwortete. Es klang hilflos.
»Es scheint nicht möglich zu sein«, sagte Manuel. »Aber Christopho will Hilfe holen. Er sagt, er ist schnell zurück.«
»Er soll sich beeilen!«, rief Diane. »Er soll so schnell machen, wie er nur kann!«
Sie lauschten den sich entfernenden Schritten. Was für eine verrückte Nacht!
Christopho hatte sich am späten Abend im Haus der Galicanos vor den Fernseher gesetzt, aber er war so beschäftigt mit seinen Sorgen um die verschwundenen Freunde, dass er sich nicht im Mindesten auf den Film konzentrieren konnte. Schließlich schaltete er das Gerät ab. Er hatte mit Brigitte telefoniert und ihr von der missglückten Aktion erzählt, und die hatte daraufhin Tom angerufen und noch einmal nach der Wegbeschreibung gefragt. Aber keiner fand heraus, wo der Fehler lag. Im Übrigen hätte es auch nichts genützt, denn Christopho hätte die Polizisten kein zweites Mal bewegen können, ein geheimnisvolles Haus aufzusuchen und zu durchwühlen. Brigitte, die natürlich sofort ihrerseits mit der Polizei telefoniert hatte, war ebenfalls abgeblitzt.
»Was glauben Sie, welchen Ärger wir uns mit solchen Aktionen einhandeln!«, hatte ihr der Beamte erklärt. »Wir können das nicht noch einmal machen, zumal Sie uns nur vage Hinweise liefern. Wissen Sie, meiner Ansicht nach machen sich die verschwundenen Jugendlichen irgendwo ein paar aufregende Tage. In dem Alter sagt man seinen Eltern nicht, wohin man geht und wie lange man bleibt!«
Brigitte buchte sofort den nächsten Flug nach Teneriffa.
Kurz nach elf ging Christopho in den Garten, um nach Tobi zu sehen. Er hatte den Hund nicht bewegen können, ins Haus zu kommen. Jetzt stand er am Gartentor und winselte. Als er Christopho erblickte, lief er auf ihn zu, drehte dann wieder um und rannte erneut zum Tor. Christopho folgte ihm. Tobi bellte ungeduldig.
Er will mir etwas zeigen, dachte Christopho. Laut sagte er: »Tobi - kannst du mich zu deinen Freunden führen?«
Tobi wedelte mit dem Schwanz. Er bellte noch einmal, kräftiger als heute früh. Die Spritze des Arztes schien ihm geholfen zu haben.
Christopho überlegte. Der Arzt hatte gesagt, Tobi solle unbedingt ruhig liegen bleiben, aber andererseits konnte jede Sekunde Verzögerung eine neue Gefahr für Angie und die anderen bedeuten.
»Okay«, sagte er, »lauf voraus. Ich komme mit!«
Er öffnete das Tor. Tobi schoss hinaus und jagte die Straße entlang. Aber am Ende blieb er stehen und wartete, bis Christopho sein Moped angeworfen hatte und ihm nachkam. Dann erst lief er weiter.
Kluger Hund, dachte Christopho, während sie nebeneinander durch die Nacht eilten. Tobi schien keine Sekunde lang zu zögern. Zielsicher rannte er über die Wiese.
Christopho sah das Haus schon aus der Ferne, und da Tobi direkt darauf zuhielt, hatte er keinen Zweifel, dass dies der Hof war, um den es ging. Er hielt an und schaltete den Motor ab.
»Tobi!«, rief er leise. »Warte!«
Tobi blieb stehen und sah ihn aufmerksam an. Christopho schob sein Moped an eine Gruppe von Büschen heran und lehnte es gegen einen Strauch mit blühender Bougainvillea. Es schien ihm ratsam, sich dem Hof zu Fuß zu nähern.
Er kam ungefähr zehn Minuten, nachdem die Verbrecher verschwunden waren, am Haus an.
Und nun also befand er sich auf dem Rückweg, um Hilfe zu holen, und die Freunde saßen, zitternd vor Ungeduld, in ihrem Verlies. Vor der Tür hörten sie Tobi schnüffeln und ab und zu leise bellen. Pat war die verkörperte Seligkeit. Was immer jetzt noch kommen würde, das Schlimmste war vorüber.
Als sie ein Motorengeräusch hörten, sprangen sie erneut alle auf. Ein Auto bog in den Hof.
»Das sind sie!«, rief Chris. »Das ist die Polizei!«
Sie lachten und weinten und fielen einander
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