Gefährlicher Verführer
Äderchen in den Blättern der Margeriten, die in einer
Glasvase auf dem Tisch standen, die zarten Blütenblätter und den mit Pollen
beladenen Stempel in der Mitte. Fasziniert betrachtete Tempest die Schönheit
der Blume, die zarte, vollkommene Schöpfung der Natur.
»Tempest!«, zischte Cullen
eindringlich. »Hören Sie mir überhaupt zu? Und Himmels willen, Sie müssen mir
einfach glauben! Ich bin kein Verrückter. Diese Leute werden nicht aufgeben.
Sie suchen nach Ihnen. Ich will Sie wenigstens an einen sicheren Ort bringen.
Ich werde versuchen, Sie zu beschützen, obwohl Sie ohne mich vermutlich
sicherer wären. Wenn die Vampirjäger erst erfahren, dass ich sie verraten habe,
werden sie die Suche nach Ihnen vielleicht aufgeben, aber mich würden sie noch
immer verfolgen. Sie müssen sich nur einige Monate lang verstecken. Es ist
absolut unumgänglich für Sie, sich von der Band fern zu halten.«
»Und was geschieht mit
Desari? Sie hat niemandem etwas getan. Wenn ich mit Ihnen gehe, werden diese
verrückten, gefährlichen Leute sie immer noch verfolgen. Vielleicht gelingt es
ihnen beim nächsten Mal, Desari zu töten.« Tempest schüttelte den Kopf. »Ich
kann nicht einfach davonlaufen und sie ihrem Schicksal überlassen.«
Am liebsten hätte Cullen
Tempest gepackt, geschüttelt und einfach mit sich genommen. Er hatte mit
ansehen müssen, wie eine unschuldige Frau, die er über alles geliebt hatte,
einen grausamen Tod gestorben war. »Verdammt, Sie sind so unvernünftig! Die
Vampirjäger werden Sie finden, Tempest. Wenn ich noch mit ihnen
zusammenarbeiten würde, wären Sie jetzt schon auf dem Weg zu ihrem Versteck.«
Frustriert sah er aus dem Fenster und versuchte, sich etwas einfallen zu
lassen, um Tempest zu überzeugen. Wenn sie nicht mit ihm ging, würde er bei ihr
bleiben und versuchen, sie zu beschützen. Das bedeutete, dass er sterben würde.
Er hätte keine Chance.
Tempest schwieg, während ein
Kellner ihnen das Essen servierte. Sofort verursachte der Duft der Speisen ihr
Übelkeit. Sie war nicht länger in der Lage, ohne Darius' Hilfe Nahrung zu sich
zu nehmen. Etwas in ihrem Innern hatte sich tatsächlich verändert, das spürte
sie deutlich. Genauso ging es ihr mit ihren plötzlich so geschärften Sinnen.
»Mir fällt auf, dass der
Gedanke an eine Horde blutrünstiger Vampirjäger Sie keineswegs zu schockieren
oder zu ängstigen scheint. Wie kommt das?« Cullens blaue Augen waren ernst,
beinahe anklagend auf sie gerichtet. »Warum sind Sie nicht in schallendes
Gelächter ausgebrochen, als ich Vampire erwähnt habe?«, fragte er beharrlich.
Tempest deutete auf das
Foto. »Brodrick hat mir gegenüber bereits angedeutet, dass er Desari für eine
Vampirin hält. Ich dachte, er sei ein einzelner Verrückter, verstehe jetzt
aber, dass er nur Teil einer größeren Organisation des Wahnsinns war. Warum
haben sie es ausgerechnet auf Desari abgesehen? Sie ist doch so freundlich.
Warum nehmen diese Leute etwas so Schreckliches von ihr an?«
»Es liegt an ihren
Lebensgewohnheiten. Und an ihrer faszinierenden Stimme. Das Attentat wurde von
einer Gruppe militärisch ausgebildeter Söldner verübt, doch es gelang ihr, dem
Anschlag zu entkommen, während die Attentäter starben oder spurlos
verschwanden. Diese Leute verstanden ihr Handwerk. Sie schössen mit
Maschinengewehren auf die Bühne, doch Desari entkam ihnen.«
»Das ist alles? Deshalb soll
sie eine Vampirin sein?« Trotz ihrer zweifelnden Worte, wusste Tempest tief im
Innersten, dass Tucker diese Geschichte nicht erfunden hatte.
»Sie bleibt die ganze Nacht
lang auf, und niemand hat sie je bei Tageslicht gesehen.«
»Ich habe sie bei Tageslicht
gesehen«, log Tempest tapfer. Ihre Nervosität wuchs. Sie konnte es sich nicht
erlauben, jetzt die Fassung zu verlieren. Die Verbindung zwischen ihr und
Darius war so stark, dass ihre Besorgnis seinen Schlaf stören würde. Seine
Familie sorgte sich um ihn, also musste sie auf seine Gesundheit achten.
Cullen rutschte auf seinem
Stuhl herum und musterte Tempest eindringlich. Dann schüttelte er seufzend den
Kopf und nahm seine Gabel zur Hand. »Sie werden sterben, Tempest. Und es wird
kein leichter Tod sein. Verdammt, warum wollen Sie mir denn nicht zuhören? Ich
sage die Wahrheit, das schwöre ich Ihnen.«
»Ich glaube Ihnen. Zwar bin
ich mir nicht sicher, warum mir diese Geschichte nicht viel zu absurd vorkommt,
aber ich glaube Ihnen. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass Sie nicht versuchen,
mich in eine
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