Gefährlicher Verführer
klopfen. »Tempest, vergiss deine
Ängste. Ich würde dir nie etwas antun. Du kannst mir vertrauen. Du spürst es
doch in deinem Herzen, deiner Seele. Das Licht allein bewahrt dich nicht
davor, dass schreckliche Dinge geschehen. Auch das weißt du.« Doch Darius zündete die Kerzen
an, damit das sanfte Licht Tempest beruhigte und das heilende Aroma der Kräuter
seine Wirkung entfalten konnte.
Der Kräutertrank, den er ihr
gebraut hatte, zeigte allmählich seine Wirkung. Tempests Lider wurden zu
schwer, um die Augen offen zu halten. »Darius? Ich hasse die Dunkelheit. Von
ganzem Herzen.« Dennoch ließ sie sich einfach treiben, ohne sich zu fragen,
warum sie sich in seiner Gegenwart so sicher und geborgen fühlte, obwohl sie
doch der Welt so misstrauisch gegenüberstand. Obwohl er nicht einmal ein Mensch
war.
Zärtlich strich Darius ihr
übers Haar und gab ihr schweigend einen sanften telepathischen Befehl, damit
sie einschlief. »Die Nacht ist wunderschön, Tempest. Wenn du dich etwas besser
fühlst, werde ich es dir zeigen.«
Seine Liebkosung beruhigten
sie, und sie begann, sich zu entspannen und das würzige Aroma der Kerzen
einzuatmen. Darius stimmte einen leisen Singsang an. Tempest hatte die Sprache
nie zuvor gehört, doch die Worte schienen in ihre Seele einzudringen und ihren
Geist wie mit Schmetterlingsflügeln zu berühren. Sie war sich nicht einmal
sicher, ob Darius die Worte laut aussprach oder nicht.
Darius hörte erst damit auf,
die Beschwörungsformel zu murmeln, als er ganz sicher war, dass Tempest tief
und fest schlief. Erst dann beugte er sich vor, um ihren frischen Duft
einzuatmen, damit er ihn nie mehr vergaß. Zärtlich ließ er seine Lippen über
ihre Schläfe streifen und dann sanft auf dem Bluterguss an ihrem Auge ruhen.
Mit der Zungenspitze liebkoste Darius die geschwollene Stelle, um Tempest nach
Art des karpatianischen Volkes zu heilen. Schließlich, nachdem er so lange
gewartet hatte, fand Darius die verführerische Stelle an ihrem Mundwinkel und
fuhr mit der Zungenspitze über den kleinen Riss. Er ließ sich Zeit, genoss die
Liebkosungen und hielt Tempests Geist mit dem seinen fest, während er im
Stillen den Gesang fortsetzte.
Mit der Handfläche strich er
ihr über den zarten Hals und die schmale Schulter, und streifte ihr dabei den
Bademantel ab, um ihre zarte Haut zu entblößen. Wieder fand er einen der
hässlichen Blutergüsse mit der Zungenspitze und fuhr dessen Konturen nach, bis
er die sanfte Rundung ihrer Brüste erreichte. Tempest stöhnte auf und bewegte
sich unruhig, als wollte sie gegen den hypnotischen Trancezustand ankämpfen, in
den Darius sie versetzt hatte. Sie war stark, und ihr Geist schien sich auf
eigenartige Weise von dem anderer Sterblicher zu unterscheiden. Es fiel ihm
schwer, ihre Gedanken unter Kontrolle zu behalten, während er gleichzeitig der
Versuchung nachgab und seine Kräfte dazu benutzte, sie zu heilen.
Darius fand Tempests
Andersartigkeit verblüffend und faszinierend zugleich. In all den
Jahrhunderten seines Lebens war er niemals einem Sterblichen begegnet, der über
ihr Gedankenmuster verfügte. Durch den ersten Blutaustausch fiel es Darius nun
leichter, sich unbemerkt wie ein Schatten in ihrem Geist aufzuhalten. Die
Verbindung zu ihr war stärker als zuvor. Und außerdem begann er gerade ernst, seine
eigenen überwältigenden Gefühle zu verstehen und über die Konsequenzen seiner
Taten nachzudenken. Er hatte das uralte karpatianischen Ritual dazu benutzt,
Tempest an sich zu binden.
Sie war keine gewöhnliche
Frau, zu der er sich einfach nur hingezogen fühlte. Es war weit mehr als das,
weit mehr als alles, was er je in einer Beziehung erlebt hatte. Alle seine
Gedanken und seine gesamte Loyalität galten nun dieser zierlichen Frau, die er
- wie er sich eingestehen musste - selbst seiner eigenen Familie vorzog, die er
all die Jahrhunderte lang beschützt und versorgt hatte. Er hatte für sie
getötet und sie sicher durch ein Leben des Aufruhrs und der Veränderung
geführt.
Seufzend wandte sich Darius
einem großen, vielfarbig schillernden Bluterguss auf Tempests Rippen zu. Er
wusste, dass er sie vor allen anderen beschützen würde. Dann fuhr er die zarte
Linie ihres Kinns nach. Was hatte sie nur an sich, dass sie ihn dazu brachte,
sie sogar über seine eigene Familie, sein eigenes Volk zu stellen?
In ihren Gedanken las er von
großem Mut, grenzenlosem Mitgefühl und Verständnis. Fasziniert betrachtete
Darius ihren Körper, der so zierlich
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