Gefährlicher Verführer
lange Zeit von Tempest getrennt zu
sein. Und sie brauchte seinen Schutz.
Die Witterung wurde
intensiver. Unter den Bäumen tauchte plötzlich ein Zelt vor Darius auf. Darin
schliefen ein Mann und eine Frau. Lautlos schlich sich der Panter in das Zelt,
witterte das warme Blut seiner Beute, und seine animalischen Instinkte drohten
ihn zu überwältigen. Während er sich über den starken, gesunden Körper des
Mannes beugte, konzentrierte sich Darius auf Tempest. So gelang es ihm, das
Raubtier in seinem Innern zu
kontrollieren und sich in seine menschliche Gestalt zu verwandeln, ehe er das
Paar in hypnotischen Tiefschlaf versetzte. Der Mann drehte sich zu ihm um und
bot ihm seinen Hals dar. Darius beugte sich vor, um zu trinken.
Als er die kleine Wunde am
Hals des Mannes schloss und dafür sorgte, dass er keinerlei Spuren hinterließ,
wurde er plötzlich unruhig. Wieder wandelte er seine Gestalt, schlüpfte
unbemerkt aus dem Zelt und entließ die Sterblichen dann aus dem Trancezustand.
Die Frau stöhnte leise auf, drehte sich um und schmiegte sich Schutz suchend an
den Mann. Selbst im Schlaf reagierte er darauf und legte ihr den Arm um die
Taille.
Schnell bahnte sich Darius
einen Weg durch den Wald und lief geschickt durch das dichte Unterholz. Einige
Meter von Sasha und Forest entfernt blieb er stehen. Der männliche Leopard war
noch immer über seine Beute gebeugt und fraß. Sasha hatte sich wieder auf den
Baum zurückgezogen und die Überreste ihres Beutetieres dort für den nächsten
Tag versteckt.
Darius setzte seinen Weg
fort, während plötzlich die Schatten eines Albtraums in seinem Geist
aufstiegen: ein großer, stämmiger Mann mit kräftigen Armen und einer
detaillierten Tätowierung, die eine Königskobra darstellte, die sich um seinen
Bizeps schlängelte. Wenn er seine Muskeln bewegte, öffneten sich die Fänge der
Schlange weiter. Langsam wandte der Mann den Kopf um, ein obszönes,
triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht. Es war der Besitzer der Autowerkstatt,
der Tempest überfallen hatte.
Sofort verschmolz Darius
seinen Geist mit ihrem. Selbst im Tiefschlaf stiegen diese erschreckenden
Bilder in ihr auf. Ihre Angst war inzwischen so groß, dass sogar die Katzen
hinter ihm darauf aufmerksam wurden. Erhörte ihre vertrauten, unheimlichen
Schreie und sandte ihnen schnell den Befehl, sich ruhig zu verhalten und ihm
zum Lagerplatz zu folgen.
Darius musste sich
vollständig darauf konzentrieren, Tempests Gedanken mit den seinen
festzuhalten, doch die Jahrhunderte, in denen er diese Fähigkeit entwickelt
hatte, kamen ihm nun zugute. Er beruhigte sie und lenkte ihre Gedanken von dem
Albtraum ab.
Desari hatte bereits die Tür
zum Wohnmobil geöffnet und trat zur Seite, als der große Panter hereinsprang
und dabei seine Gestalt wandelte. Darius landete auf beiden Füßen und ging
schnell auf die Couch zu. »Sie hat Angst. Ein Albtraum«, sagte er leise und
beugte sich über die zierliche junge Frau, ohne seine Schwester auch nur eines
Blickes zu würdigen. »Lass uns allein.«
Er wusste, dass Desari ihn
beobachtete und sich um ihn sorgte. Er verhielt sich Tempest gegenüber ganz
anders als sonst, und es war offensichtlich, dass er Gefühle für sie hegte.
Schon seine Körperhaltung drückte seinen Beschützerinstinkt aus und den Wunsch,
Tempest zu besitzen.
»Sie ist eine Sterbliche,
Bruder«, mahnte Desari leise.
Ein warnendes Knurren
entrang sich Darius' Kehle. Unwillkürlich griff sich Desari an den Hals und
wandte sich mit weit geöffneten Augen zu Julian um, der in Sekundenschnelle
neben ihr aufgetaucht war. Schnell trat Desari ins Freie. Die Spannung zwischen
ihrem Bruder und Julian war wie immer kaum erträglich. Man konnte die beiden
wirklich nicht als Freunde bezeichnen. Beide wollten Desari beschützen, doch
beide waren auch starke, mächtige Männer, die ihren eigenen Weg gingen und ihre
eigenen Entscheidungen trafen. Und so herrschte zwischen ihnen ein
ausgesprochen zerbrechlicher Friede. Desari legte Julian die Hand auf die Brust
und schob ihren Gefährten vom Wohnmobil fort. Als Antwort zog er sie in seine
Arme und presste sie an seinen starken Körper, während er sie leidenschaftlich
und zärtlich zugleich küsste.
Darius ignorierte die Szene,
da er sich ganz auf Tempest konzentrierte. Ihr Haar war auf dem Kissen
ausgebreitet, und wie von selbst streckte er die Hand aus, um einige der
dichten Strähnen zu umfassen. Wieder erwachte das Verlangen in ihm. Im Schlaf
sah sie so jung und
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