Gefährlicher Verführer
wer du bist, aber vermutlich wurdest du weder in diesem Land noch in
diesem Jahrhundert geboren. Ich schon. Ich schätze meine Unabhängigkeit. Es ist
mir sehr wichtig, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Du hast nicht das
Recht, mir diese Dinge wegzunehmen.« Tempest bemühte sich, ihre Worte
sorgfältig zu wählen, da sie wusste, dass Darius nicht allein die Schuld an
dieser verfahrenen Situation trug.
Sie hatte sich nach seinem
Kuss gesehnt, das musste sie zugeben. Staunend berührte Tempest ihre
geschwollenen Lippen mit den Fingerspitzen. Solche Küsse müssten eigentlich
verboten werden. Es war, als wäre sie vom Rand einer Klippe gestürzt, hätte
sich hoch in die Lüfte erhoben und die Sonne berührt. Es war, als hätte sein
Kuss ein loderndes Inferno in ihr ausgelöst, bis sie sich schließlich ganz in
der Leidenschaft verloren hatte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.
»Darius, hast du verstanden,
was ich sagte?«
»Hast du verstanden, was ich sagte?«, entgegnete er
sanft. »Ich weiß, dass es nicht leicht ist, jemanden wie mich zu akzeptieren,
doch ich habe geschworen, dir immer die Treue zu halten und dich zu beschützen.
Das ist keine Kleinigkeit, Tempest, es gilt bis in alle Ewigkeit.«
»Es ist nicht so, dass ich
dich nicht akzeptieren kann. Ich weiß ja nicht einmal genau, was du wirklich
bist.« Plötzlich wand sie sich wieder in seinen Armen. »Lass mich jetzt bitte
runter, Darius. Ich fühle mich sehr ...« Sie verstummte, weil sie nicht zugeben
wollte, wie hilflos sie sich fühlte. Doch Darius las ihre Unsicherheit trotzdem
in ihren Gedanken. »Bitte, Darius. Ich möchte mit dir über diese Sache reden
und mich dir dabei nicht so ausgeliefert fühlen.«
Ein Lächeln zuckte um seine
Mundwinkel und ließ seine harten, unerbittlichen Züge weicher erscheinen.
Langsam stellte er Tempest auf den Boden. Sie reichte ihm nur bis zur Schulter
und musste das Kinn heben, um ihn anzusehen. »Fühlst du dich jetzt nicht mehr so
ausgeliefert?«, fragte er leise und mit einem belustigten Unterton in der
samtigen Stimme.
Kapitel
5
Tempest warf ihm einen
finsteren Blick zu, und ihre grünen Augen funkelten wie Smaragde. »Sehr witzig.
Wir sollten erst einmal einige Dinge klarstellen. Vielleicht ist es mir im
Augenblick tatsächlich lieber, es mit dir aufzunehmen statt mit dem Rest der
Welt, aber du wirst mich nicht weiter herumkommandieren. Wir müssen einige
Grundregeln aufstellen. Du wirst sofort damit aufhören, so ... so ...« Hilflos
breitete Tempest die Arme aus, um alles in ihre Forderung einzuschließen.
Seine Küsse. Die Tatsache, dass er ihr Blut trank. Dass er versuchte, sie zu
verführen. Dass er ihr Befehle gab und Grenzen setzte. Eben alles.
Darius wandte den Blick
nicht von ihrem Gesicht ab. Seine Augen waren so unergründlich wie die eines
Leoparden auf der Jagd. Aufmerksam. Brennend. Allein sein Blick verschlug ihr
den Atem und schien sie in seinen Bann zu schlagen. Nur mit großer Mühe gelang
es Tempest wegzuschauen. »Und damit musst du auch aufhören«, sagte sie
entschlossen, obwohl sie sich gleichzeitig nach Darius sehnte.
»Womit denn?«
»Mich so anzusehen. Das geht
nicht. Du darfst mich nicht so^ ansehen. Es ist unfair.«
»Wie sehe ich dich denn an?«
Darius' samtige Stimme klang noch tiefer, verführerischer. Beschwörend.
»Okay, das ist der nächste
Punkt. Gewöhne dir einen anderen Tonfall an, wenn du mit mir sprichst«,
verlangte Tempest mit fester Stimme. »Und außerdem weißt du ganz genau, was du
tust. Benimm dich normal.«
Als Darius lächelte,
blitzten seine weißen Zähne auf, und ihr
Herz setzte einen Schlag
aus. »Aber ich benehme mich doch normal, Tempest.«
»Gut, dann geht das eben
auch nicht. Benimm dich nicht mehr normal.« Sie stemmte beide Hände auf die
schlanken Hüften und blickte Darius herausfordernd an.
Schnell wandte er sich ab,
um sein Lächeln zu verbergen. Nachdenklich rieb er sich den Nasenrücken. »Das
sind ziemlich viele Regeln, und sie scheinen mir alle unmöglich zu sein. Vielleicht
sollten wir einen etwas realistischeren Plan schmieden.«
»Diese männliche
Überheblichkeit und Belustigung kannst du dir auch sparen. Ich finde sie
abscheulich.« Verzweifelt versuchte Tempest, ein wenig Abstand von Darius zu
gewinnen, um endlich wieder klar denken und frei atmen zu können. Er musste
damit aufhören, so gut auszusehen. Das würde helfen. Plötzlich fühlte sich
Tempest schwindlig und ließ sich auf den weichen, von
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