Gefährlicher Verführer
miteinander allein
sind«, schlug Tempest mit fester Stimme vor und bemühte sich nach Kräften, die
Reaktion ihres Körpers auf seinen Vorschlag zu ignorieren. »Einer von uns
beiden ist praktisch veranlagt, und du bist es bestimmt nicht.« Sie zupfte an
Darius' Hand und schlug den Weg zum Lagerplatz ein.
Einige Minuten lang folgte
er ihr in verwirrtem Schweigen. Schließlich räusperte er sich. »Tempest? Wohin
gehen wir? Nicht, dass es mir etwas ausmacht - ich würde dir überallhin folgen
aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, führt dieser Pfad zu einem
Steilhang. Das ist zu gefährlich.«
Tempest spürte, wie sie
errötete. Als sie versuchte, Darius ihre Hand zu entziehen, festigte er seinen
Griff. Am liebsten hätte sie ihn vors Schienbein getreten. Schlimm genug, dass
er ihren Körper in Brand steckte, jetzt wusste sie vor lauter Verwirrung nicht
mehr, wo sie war, während er völlig ungerührt zu sein schien - ruhig,
unergründlich und einfach unbesiegbar.
»Wo ist denn das Camp?«,
fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Einen Augenblick lang
betrachtete Darius sie schweigend. Dann blinzelte er und bemühte sich, das
belustigte Funkeln in seinen dunklen Augen zu verbergen. Es gelang ihm, Tempest
mit einem so ernsthaften und interessierten Blick zu betrachten, dass sie ihm
jetzt wirklich einen Tritt versetzen wollte. Es kostete sie alle
Selbstbeherrschung, es zu unterlassen.
»Du brauchst mir keine
Vorträge zu halten. Normalerweise kann ich mich sehr gut orientieren«,
protestierte sie. »Du musst mich mit einem Zauber belegt haben. Jetzt zeig mir
endlich den Weg zum Lagerplatz. Und sieh mich nicht so an.«
Darius wandte sich
schweigend zum Gehen und hielt sich dabei immer in einer Position, in der er
Tempest im Notfall beschützen konnte. »Was für ein Zauber soll das sein?«,
erkundigte er sich sanft. Seine Stimme hatte wieder diesen samtigen,
beschwörenden Tonfall angenommen, dem sie einfach nicht widerstehen konnte.
»Woher soll ich das
wissen?«, fragte sie schnippisch. »Vielleicht hast du ja deine Zaubersprüche
von Merlin gelernt.« Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Das stimmt
doch nicht, oder?«
»Nein, Kleines, in Wahrheit
war er mein Schüler«, sagte Darius.
Obwohl ihre Finger noch
immer mit seinen verschränkt waren, hielt sich Tempest mit beiden Händen die
Ohren zu. »Ich will das nicht hören. Selbst wenn es nur ein Scherz ist, will
ich es nicht hören.«
Als sie die Lichtung
erreichten, blieb Tempest stehen und betrachtete ungläubig den leeren
Lagerplatz. Nur der kleine Pick-up war zurückgeblieben. Nicht einmal ein Stück
zerknülltes Papier deutete darauf hin, dass hier vor kurzem jemand ein Lager
aufgeschlagen hatte. Sie war mit Darius allein zurückgeblieben. »Handelt es
sich hier etwa um eine Verschwörung?«
Darius lachte leise, als er
ihr die Wagentür aufhielt. »Meine Familie denkt vermutlich, dass ich den
Verstand verloren habe, aber meine Leute würden sich niemals gegen mich verschwören.«
»Mit dir aber schon«, entgegnete
Tempest, einer plötzlichen Eingebung folgend. Sie neigte den Kopf zur Seite.
»Was würden sie tun, wenn dieser Prinz deines Volkes nicht mit dir einer
Meinung wäre?«
Gleichmütig zuckte Darius
die Schultern. »Ich würde nicht wollen, dass sich meine Familie in meine
Belange einmischt. Ich habe schon sehr lange allein auf mich aufgepasst. Ich
lege niemandem Rechenschaft ab. Das habe ich nie getan und wäre wohl auch nicht
in der Lage, es jetzt noch zu lernen.« Er umfasste ihre schmale Taille und
setzte sie mühelos auf den
Beifahrersitz. »Schnall dich
an, Kleines. Ich möchte nicht, dass du gleich wieder davonläufst, wenn es
Schwierigkeiten gibt.«
Tempest murmelte etwas
Unverständliches, während Darius sich ans Steuer setzte. In dem engen Innenraum
des Pick-ups erschien er ihr noch stärker und mächtiger als vorher. Seine
breiten Schultern, die kräftigen Schenkel, die Wärme, die sein Körper
ausstrahlte... Tempest unterdrückte ein leises Aufstöhnen. Sein männlicher
Duft weckte etwas Wildes, Zügelloses in ihr. Nervös trommelte sie mit den
Fingernägeln aufs Armaturenbrett. »Weißt du, Darius, vielleicht sollte ich den
Bus nehmen.«
Er hörte den verzweifelten
Unterton in ihrer Stimme, beschloss aber, ihn zu ignorieren. Er ließ den Motor
an und streckte dann die Hand aus, um ihr liebevoll über die Wange zu
streichen.
Selbst diese zärtliche
Berührung beschleunigte Tempests Herzschlag. Sie wusste,
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