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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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die Hitze einzufangen.
    »Diesmal steckst du wirklich
in Schwierigkeiten, Rusti«, murmelte sie leise. »Und ich habe keine Ahnung, wie
ich dich daraus befreien soll.«
    Tempest versuchte zwar, ein
paar Frühstücksflocken zu essen, stellte jedoch fest, dass sie keinen Hunger
hatte. Die Einsamkeit nagte an ihr. Sie sehnte sich danach, Darius' Lippen zu
betrachten, sein leises, sinnliches Lächeln. Sie wollte das Funkeln in seinen
dunklen Augen sehen. Die Flocken schmeckten nach Pappe. Warum empfand sie es
als erotisch, wenn Darius ihr Blut trank, während ihr der Gedanke an einen der
anderen Männer Übelkeit verursachte? Warum hatte es sie so angewidert, als
Barack sich über sie gebeugt hatte? Als Darius das Gleiche getan hatte, hatte
sie sich verzweifelt nach ihm gesehnt. Vorsichtig berührte sie die Stelle an
ihrem Hals mit der Fingerspitze.
    »Du wirst dich jetzt nicht
in Tagträumen verlieren, Tempest«, erklärte sie mit fester Stimme und fragte
sich gleichzeitig, warum sie sich plötzlich mit dem Namen ansprach, den Darius
bevorzugte. »Such dir eine Beschäftigung, und hör endlich damit auf, dich so
dumm zu benehmen.«
    Schnell räumte sie das
Wohnmobil auf, streichelte die schläfrigen Leoparden und ging hinaus. Die
schweren Vorhänge an den Fenstern hatten das Sonnenlicht aus dem Inneren des
Wohnmobils fern gehalten, sodass ihr der Tag jetzt viel heller erschien.
Tempest blinzelte, als das Sonnenlicht ihr in den Augen brannte. Eine leichte
Brise spielte mit ihrem Haar, raschelte in den Blättern und wehte einige
Tannennadeln über den Boden ihres neuen Lagerplatzes.
    Die Luft duftete nach Tannen
und wilden Blumen. In der Nähe plätscherte Wasser. Halbherzig bastelte Tempest
am Motor des Wohnmobils, bis sie mit allen Einstellungen zufrieden war. Der
Wind schien ihre Einsamkeit nur noch zu verstärken. Wenn Darius bei ihr war,
erschien ihr alles schöner und leuchtender.
    Besessenheit. War es das? Tempest füllte
eine Flasche mit Wasser und steckte sie in ihren Rucksack. Sie würde einen
Spaziergang unternehmen, durch den schmalen Bach in der Nähe waten und sich
abkühlen, um die Erinnerung an Darius abzuwaschen. Sie pfiff vor sich hin, steckte
die Hände in die Taschen und brach auf. Darius' Gegenwart würde sie nicht
länger um den Verstand bringen. Doch sobald sie den Lagerplatz verließ,
lastete eine bedrückende Schwere auf ihr.
    Tempest stimmte ein Lied an,
dennoch wurde ihr Herz immer schwerer, und ihre Beine fühlten sich bei jedem
Schritt an wie Blei. Sie empfand tiefen, schrecklichen Kummer. Sie musste
Darius sehen, ihn berühren und wissen, dass es ihm gut ging. Schließlich fand
sie den kleinen Bach und folgte seinem Lauf, bis er sich weitete und silbrig
glitzernd über ein felsiges
    Bett floss. Tempest zog sich
die Schuhe aus und watete ins Wasser. Dank der eisigen Kälte des Wassers gelang
es ihr endlich wieder, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Darius war weder tot noch
verletzt. Alles hatte seine Ordnung. Das Band zwischen ihnen wurde stärker,
weil er immer wieder die telepathische Verbindung zu ihr suchte. Sie teilten
eine intime Vertrautheit miteinander, die einfach nicht für Sterbliche
geschaffen war. Ohne die Berührung von Darius' Gedanken spürte Tempest nun die
Einsamkeit. Das war alles. Ganz einfach. Sie musste nur lernen, damit zu leben.
    Tempest watete tiefer in den
Bach hinein, sodass die Wellen ihre Knie umspülten und die Strömung sie dazu
drängte, ihr zu folgen. Schließlich nahm sie die Insekten wahr, die summend
durch die Luft schössen. Tempest lauschte, wie Darius es ihr beigebracht hatte.
Völlig still stand sie da, während das Wasser sie umfloss und sich ihr Geist
auf die winzigen Geschöpfe konzentrierte.
    Tempest beobachtete eine
strahlend blaue Libelle, die über dem Wasser schwebte. Langsam wandte sie den
Kopf und sah, dass sich viele bunte Schmetterlinge um sie herum versammelten.
Sie kamen aus allen Richtungen, streiften Tempest, landeten auf ihren
Schultern, ihren Armen. Wie bezaubert konzentrierte sie sich auf die
Schmetterlinge, bis sie befürchtete, zu viele von ihnen anzuziehen. Schnell
gab sie die Schmetterlinge frei, die anmutig davonflatterten.
    Als einige Vögel zu singen
begannen, schien die Melodie tief in Tempests Seele einzudringen. Etliche Arten
befanden sich miteinander im Wettstreit und bemühten sich, einander mit ihrem
schönen Gesang zu übertreffen. Andächtig lauschte Tempest und wiederholte in
Gedanken die Töne, bis sie ganz sicher war,

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