Gefährliches Geheimnis
wollen, dass man schlecht über ihn denkt, und sicher nicht …«
»Callandra!«, unterbrach er sie. »Ich weiß, was ich tun muss. Ich bringe auch Leute mit, die Zeugnis ablegen, falls ich etwas erfahre, was vor Gericht gehört werden sollte. Versprochen.«
Ihre Wangen überzogen sich mit einer leichten Röte, aber sie schämte sich nicht. Ein wenig auf den Gefühlen eines anderen herumzutrampeln spielte jetzt keine Rolle. Sie konnte nur daran denken, zu beweisen, dass Kristian unschuldig war. »Es tut mir Leid«, sagte sie knapp. »Ich wünschte, ich könnte mit Ihnen kommen, aber außer Pendreigh muss noch jemand hier bleiben und sich um das, was getan werden muss, kümmern.« Sie fügte nicht »und es
zu bezahlen« hinzu, aber sie wussten, dass dem so war.
»Es ist besser, wenn Sie nicht mitkommen!«, sagte Monk forsch. »Ich brauche niemanden, der mich am Ellenbogen stupst, sobald ich den Mund aufmache.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, in dem jedoch ein Rest des alten Humors zu erkennen war, was er beabsichtigt hatte, obwohl er seine Worte durchaus ernst meinte.
Sie trennten sich. Hester würde Erkundigungen einziehen, wie man am besten nach Wien kam, und mit dem Geld von Callandra die notwendigen Buchungen vornehmen. Monk wollte Kristian besuchen, um von ihm so viel wie möglich zu erfahren, und Callandra würde Pendreigh besuchen und sich aller Unterstützung versichern, die er bieten konnte.
Inzwischen war es später Nachmittag, und der Nebel kehrte zurück, aber Callandra war darauf eingestellt, in Pendreighs Haus so lange wie nötig auf diesen zu warten.
Sie wurde höflich vom Diener eingelassen, der ihr mit übertriebener Geduld erklärte, Mr. Pendreigh könne sie nicht empfangen, wenn sie keine Verabredung hätte. Er sei mit einem Fall von äußerster Wichtigkeit befasst und dürfe nicht gestört werden.
Callandra zwang sich, höflich zu bleiben, und setzte ein Lächeln auf, das sich anfühlte wie eine Maske. »Natürlich. Wenn Sie ihm eine Nachricht geben, die ich schreibe, falls Sie so gut sind, mir eine Feder und ein Blatt Papier zu bringen, glaube ich doch, dass er mich sehen möchte.«
»Madame …«
»Sind Sie bevollmächtigt, Familienentscheidungen für
Mr. Pendreigh zu treffen?«, fragte sie mit eisiger Höflichkeit.
»Also …«
»Ich denke nicht. Seien Sie so gut und tun Sie mir den
Gefallen, dann werde ich ihm schreiben, und er kann entscheiden, wie er will!«
Feder und Papier wurden herbeigeholt, und sie schrieb einen kurzen Brief:
Mein lieber Mr. Pendreigh, ich bin dabei, William Monk nach Wien zu schicken, um in der Angelegenheit, die uns beide betrifft, alle möglichen Spuren zu verfolgen. Dies muss aus Gründen, die Sie ebenso einschätzen wie ich, mit der größten Eile vorgenommen werden.
Unglücklicherweise habe ich keine Freunde in dieser Stadt, und ich bin nicht in der Lage, jemanden um Unterstützung für Monk zu bitten. Wenn Sie daher einen Rat oder praktische Hilfe leisten können, wäre ich Ihnen zutiefst dankbar. Ich bin im Vorzimmer Ihres Büros und erwarte Ihre Antwort, um diese zu Monk zu bringen, bevor er heute Abend abreist.
Ihre Ihnen sehr verbundene Callandra Daviot
Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Ein verblüffter Diener kehrte zurück und führte sie ins Arbeitszimmer, wo Pendreigh sich erhob und um den Tisch herumkam, um sie zu begrüßen. Er hatte offensichtlich eine andere Sache beiseite geschoben, um sie noch einmal zu empfangen. Der prächtige Walnussholzschreibtisch war mit Papieren übersät. Der Raum roch nach Zigarrenrauch, was in Callandra alte Erinnerungen an ihren Mann und dessen Freunde weckte, lange Abende mit Besprechungen und Unterhaltungen, Gespräche über den Krieg, über die Medizin und den Irrsinn von Politikern.
Aber das war Vergangenheit. Die Gegenwart drängte
sich vor und schob alles andere beiseite.
»Dann war Monk einverstanden, nach Wien zu fahren?«, fragte Pendreigh gespannt. »Das ist die beste Nachricht, die ich seit … Tagen gehört habe! Ich denke nur ungern, dass es Niemann gewesen sein könnte, aber welche andere Erklärung gibt es? Runcorn versichert mir, es gebe keinen Zweifel, und da Allardyce es offensichtlich nicht gewesen sein kann, scheint das die einzige Erklärung zu sein.« Seine Züge waren angespannt, seine blauen Augen brannten, als würden Gefühle hinter ihnen lodern, die er weder verbergen noch teilen konnte, die ihn aber von innen zu verzehren schienen. »Lady Callandra, meine
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