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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk und Hester.
    »Kristian ist sich sicher, dass Niemann es nicht getan haben kann, aber ich glaube, daraus spricht eher Loyalität als Realismus.« Sie ignorierte Monks erschrockenen Blick. »Es scheint, als habe Mrs. Beck sich gelangweilt und nach Aufregung gehungert, wie sie sie in der Vergangenheit gehabt hatte«, fuhr sie unbarmherzig fort. »Vielleicht erinnerte sie sich im Vergleich zur Gegenwart sehnsüchtig an ihre Tage in Wien. Niemann taucht in London auf, ist immer noch in sie verliebt, erinnert sich an sie, wie sie früher war.« Sie atmete tief durch und wich Monks und Hesters Blick aus. »Sie hat ihn vielleicht glauben lassen, sie erwidere seine Gefühle, und hat dann erkannt, was sie tat, und ihre Meinung geändert. Wir werden wohl nie erfahren, was gesagt wurde oder welche Gefühle ihn trieben. Menschen, die verliebt sind, können Dinge tun, zu denen sie unter anderen Umständen nicht fähig wären.«
    Was für eine idiotische, oberflächliche Untertreibung! Sie wagte nicht, darüber nachzudenken, welchen Wahnsinn sie selbst begehen könnte! Ihre Freunde würden denken, sie hätte den Verstand verloren, und wahrscheinlich hätten sie Recht.
    »Er ist sicher wieder zurück nach Wien gefahren«, sagte
    Monk. Lag Mitleid in seiner Stimme?
    Es schmerzte sie. Unter seinem durchdringenden Blick fühlte sie sich eigentümlich nackt. Seine eigene Ver- letzlichkeit ließ ihn die Schwächen anderer spüren, auch der Menschen, an denen ihm etwas lag und von deren Kummer oder Dummheit er lieber nichts gewusst hätte.
    »Ich nehme doch an!«, sagte sie scharf. »Falls nicht, habe ich keine Idee, wo wir nach ihm suchen sollen. Ich kenne außer Kristian, der kein böses Wort über ihn hören will, niemanden, der uns sagen kann, was für ein Mensch er ist.«
    »Wien?«, sagte Hester überrascht und sah von Callandra
    zu Monk.
    »Fällt Ihnen etwas Besseres ein?«, fragte Callandra. Sie klang trotziger, als in ihrer Absicht lag, aber sie entschuldigte sich nicht.
    »Ich kenne Wien nicht«, sagte Monk zögernd. »Und ich spreche kein Wort Deutsch.« Er zuckte ein wenig verlegen die Schultern. »Ich bin nutzlos. Vielleicht finde ich jemanden?«
    »Ich brauche einen Detektiv, keinen Laufburschen!«, fuhr Callandra ihn an, die vor lauter Angst jegliche Selbstkontrolle verlor.
    »Wenn wir keinen Erfolg haben, hängen sie Kristian womöglich!«
    Endlich hatte sie es in Worte gefasst, und nur die Wut gab ihr noch einen Anschein von Würde.
    »Ich suche mir jemanden, der dolmetscht«, sagte er freundlich, »und mich in der Stadt herumführt. Vielleicht kann die britische Botschaft helfen. Es macht mir überhaupt nichts aus, sie anzuschwindeln. Kristian ist kein Brite, aber Elissa war britische Staatsangehörige, und Pendreighs Name könnte helfen. Was Sie sagen, klingt, als hätte er einflussreiche Freunde.«
    Callandras Erleichterung war überdeutlich. »Ja … Ich schreibe Briefe. Es muss jemanden geben, der Zeit hat, Sie zu begleiten. Sie müssen diskret damit umgehen, dass Sie einen österreichischen Staatsbürger des Mordes verdächtigen.« Ihre Miene verfinsterte sich wieder. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie ihn nach London bringen wollen. Vielleicht ist es unwichtig, wenn Sie beweisen können, dass er schuldig ist – oder zumindest, dass es äußerst wahrscheinlich ist.« Sie hielt inne. Sie wussten, dass ein Freispruch aus Mangel an Beweisen Kristian ruinieren würde. Er würde frei sein, aber nur physisch.
    Gefühlsmäßig wäre er für den Rest seines Lebens ein Gefangener der Verdächtigungen. Dass sie es überhaupt in Betracht zogen, zeigte nur, wie verzweifelt sie waren.
    Hester warf Callandra einen raschen Blick zu, dann sah sie wieder weg. Monk bemerkte es und wusste, wie aufdringlich und hilflos sie sich fühlte. Und doch hatte er sich den Kopf zermartert, was sie tun konnten, selbst die lächerlichsten Dinge, aber alles war unsinnig.
    »Ich fahre, sobald ich mit Kristian gesprochen habe und Sie mir einige Einführungsbriefe geschrieben haben«, versprach er.
    »Fragen Sie ihn nach Niemann, seinem Charakter, seinem Ruf, besonders in Bezug auf Frauen«, drängte Callandra ihn. »Jemand muss wissen, ob er aufbrausend war, ob er von Elissa besessen war.« Sie sprach immer schneller, einen Anflug von Überzeugung im Gesicht. »Wenn er sie wirklich die ganze Zeit geliebt hat, wie Pendreigh sagt, dann werden seine besten Freunde davon wissen! Sie müssen natürlich vorsichtig sein. Seine Freunde werden nicht

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