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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk nach.
    »Wir haben die Wohnung selbstverständlich durch- sucht«, sagte Runcorn unglücklich. »Aber nichts von Bedeutung. Niemand war so freundlich, Blutflecke zu hinterlassen, außer ein paar Tropfen auf dem Teppich, wo Mrs. Beck lag, von ihrem verletzten Ohrläppchen. Wir haben überall nach dem Ohrring gestöbert, konnten ihn aber nicht finden. Keine Fußabdrücke oder Fussel von Kleidungsstücken oder etwas anderes Brauchbares.« Er schürzte die Lippen. »Dazu benötigte er keine Waffe. Der Täter kam einfach durch die Tür, wie jeder andere auch. Allardyce meinte, sie sei nur selten abgeschlossen.«
    »Und wir nehmen an, dass Mrs. Beck um halb zehn hier war und noch lebte, weil der Putzmacher eine Frauen- stimme hörte, möglicherweise ein Lachen. Ist sie draußen auf der Straße gesehen worden?«
    »Bislang nicht, aber wir suchen noch nach Zeugen.«
    »Ist sie mit einer Droschke gekommen? Wo wohnt sie übrigens?«
    »Dachte, Sie kennen Dr. Beck?«, entgegnete Runcorn scharf.
    »Tue ich. Aber ich war nie bei ihm zu Hause.«
    »Haverstock Hill.«
    »Mindestens fünf Kilometer, also muss sie in einer Droschke oder in einer Kutsche gekommen sein, und Beck hat keine Kutsche.«
    »Wir suchen danach. Es könnte zumindest helfen, den
    Zeitraum einzugrenzen.«
    Die hintere Tür ging auf, und ein zerzauster Mann Ende
    dreißig lehnte sich an den Türrahmen. Er war groß und schlaksig und hatte dunkles Haar, das ihm über die Augenbrauen fiel. Seine Augen waren erschreckend blau, und im Augenblick brauchte er dringend eine Rasur, was seinem Gesicht sowohl einen lustigen, als auch etwas finsteren Ausdruck verlieh. Er ignorierte Monk und betrachtete Runcorn mit Widerwillen.
    »Was wollen Sie denn jetzt schon wieder?«, wollte er wissen. »Ich habe Ihnen bereits alles gesagt, was ich weiß. Können Sie mich nicht in Ruhe lassen? Ich fühle mich schrecklich.«
    »Vielleicht sollten Sie sich waschen und rasieren und zusehen, dass Sie nüchtern werden, Sir?«, schlug Runcorn ihm mit kaum verhohlener Abneigung vor.
    »Ich bin nicht betrunken!«, erwiderte Allardyce und blickte ihn mit seinen blauen Augen hart an. »Es wurden nur gerade zwei Freundinnen von mir in meiner Wohnung umgebracht.« Er atmete tief durch und zitterte krampfartig. Er wandte sich Monk zu, betrachtete seine Jacke mit ihren perfekt geschnittenen Schultern und seine glänzenden Stiefel. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« Die Möglichkeit, dass er zur Polizei gehörte, hatte er offensichtlich verworfen.
    »Er arbeitet mit mir zusammen«, stellte Runcorn fest, bevor Monk etwas sagen konnte. »Sie hatten inzwischen Zeit, sich zu beruhigen, und jetzt möchte ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen.«
    Allardyce ließ sich auf den einzigen Stuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. »Was?«, fragte er, ohne einen der beiden Männer anzusehen.
    »Wie lange kannten Sie Mrs. Beck?«, fragte Monk, bevor Runcorn das Wort ergreifen konnte.
    Allardyce nahm keine Notiz davon, dass Monk derjenige war, der die Frage stellte. Er wirkte immer noch zutiefst
    schockiert und verzweifelt. »Ein paar Monate«, antwortete er. »Ich weiß nicht genau. Was spielt das für eine Rolle? Was ist die Zeit überhaupt, außer das, was wir damit anfan- gen? Sie ist wie der Raum. Wer kann das Nichts messen?«
    War der Mann absichtlich auf Ärger aus, oder waren seine Worte ein Zeichen dafür, wie sehr er Kristians Frau gemocht hatte? So erbärmlich, wie er auf dem Stuhl saß, mit hängenden Schultern, von sich gestreckten Füßen und gesenktem Kopf, wollte Monk gerne glauben, dass es Letzteres war. »Dann kannten Sie sie gut?«, fragte er laut.
    »Unendlich«, antwortete Allardyce und sah Monk an, als würde er einen Funken Verständnis bemerken, wo er keines erwartet hatte.
    »Wusste ihr Mann das?«, ging Runcorn dazwischen.
    »Ihr Mann war ein Banause«, sagte Allardyce bitter.
    »Genau wie Sie!«
    Runcorn lief leicht rot an. Er wusste, dass es eine Beleidigung sein sollte, aber er war sich nicht ganz sicher, warum. Wenn es um seine Moral ging, dann waren die Worte aus dem Mund eines solchen Mannes ein Komp- liment, auch wenn sie nicht so gemeint gewesen waren.
    »Kannten Sie ihn gut?«, erkundigte Monk sich im
    Plauderton.
    »Was?« Runcorn war verwirrt. Monk wiederholte seine Frage.
    Allardyces Gesicht wurde starr, und er zog sich ein wenig in sich zurück. »Nein, ich bin ihm nie begegnet.«
    »Und warum halten Sie ihn für einen Banausen? Hat sie das so gesagt?«
    Allardyce

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