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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hatte, und für einen Vierzehn- Stunden-Tag wurde weniger bezahlt, als sie hier in einer Stunde machen konnte. Beides würde wahrscheinlich ihre Gesundheit ruinieren, bevor sie vierzig war.
    »Ich möchte nicht mit Ihnen schlafen, ich möchte Sie nach Sarah Mackeson fragen«, sagte er und setzte sich auf den einzigen Stuhl. Er versuchte, den schwachen Duft im Zimmer zu bestimmen. Es war keiner der gewöhnlichen Körpergerüche, den er erwartet hätte, und nicht gefällig genug, um ein Parfüm zu sein, obwohl so etwas wahrscheinlich gewesen wäre.
    »Sie sind ein Polizist?«, fragte sie. »Sehen gar nicht so aus.« Ihre Stimme war fast ausdruckslos. »Also, die kriegen Sie jetzt umsonst, die arme Schlampe. Sie ist tot. Irgendein Scheißkerl hat sie vor ein paar Tagen kaltgemacht, in der Acton Street. Erzählt ihr Schweine euch nicht gegenseitig alles? Sogar die Ausrufer erzählen davon. Sie sollten die Ohren aufsperren!«
    Monk ignorierte ihren Groll. Konnte ihn sogar nach- empfinden. Sie sah wahrscheinlich sich selbst in Sarah
    Mackeson. Es hätte genauso gut sie treffen können, sie erwartete nicht, dass jemand sie beschützte oder sich um sie sorgte.
    »Ich weiß«, antwortete er. »Deshalb möchte ich so viel wie möglich über sie erfahren. Ich möchte den Mörder fangen.«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er gesagt hatte, und um zu entscheiden, ob sie ihm glaubte. Dann fing sie an zu reden.
    Er stellte Fragen, und sie redete drauflos, eine Mischung aus Erinnerungen, Beobachtungen und Gedanken, alle mit so vielen Gefühlen beladen, dass er nicht sicher war, wann sie von Sarah sprach und wann von sich selbst, aber vielleicht waren sie auch die ganze Zeit austauschbar. Es entstand ein schmerzlich deutliches Bild einer Frau, die unbesorgt, offenherzig, treu gegenüber ihren Freunden, sorglos im Umgang mit Geld und doch von einer tiefen Angst um die Zukunft erfüllt war, in der sie keine Sicherheit sah. Sie war unordentlich, großzügig, lachte – und weinte – schnell. Falls ein Mann sie so sehr geliebt hatte, dass er Eifersucht empfand, sie gar umbrachte, hatte sie es sicher nicht gewusst. In ihren eigenen Augen bestand ihr einziger Wert in ihrer Schönheit, solange sie diese besaß. Die Zeit nagte daran, und sie spürte bereits den kalten Atem der Ablehnung.
    Bella Holden ging den gleichen Weg, sie konnte keinen entscheidenden Hinweis darauf geben, wer Sarah getötet haben könnte. Widerwillig nannte sie die Namen einiger anderer, die sie einigermaßen gut gekannt hatten, aber Monk bezweifelte, dass diese ihm weiterhelfen konnten. Bella würde nicht ihre Zukunft aufs Spiel setzen, damit Sarah Gerechtigkeit widerfuhr. Sarah war tot, ihr war nicht mehr zu helfen. Bella besaß nur sehr wenig, und nichts davon wollte sie aufs Spiel setzen.
    Monk dankte ihr und verabschiedete sich. Diesmal ging er zum Polizeirevier zurück, wo er Runcorn, der müde und unglücklich aussah, in seinem Büro antraf.
    »Opium«, sagte er, als wollte er Monk reizen.
    Plötzlich konnte Monk den Geruch in Bella Holdens Zimmer einordnen. Er ärgerte sich, dass er nicht gleich darauf gekommen war. Eine weitere Erinnerungslücke. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Runcorn sie mitbekam, besonders jetzt.
    »Sarah Mackeson hat Opium genommen?«, fragte er und hätte fast die Zähne gefletscht.
    Runcorn missverstand seine Miene als Verachtung. Sein Gesicht lief rot an, und er hatte seine Wut kaum noch unter Kontrolle. Seine Stimme zitterte. »Das würden Sie auch, wenn Sie nichts anderes zu bieten hätten als Ihr gutes Aussehen, und das war am Verblühen!« Er schnappte nach Luft. Seine Hände lagen auf dem Tisch, die Knöchel traten weiß hervor. »Wenn Sie keine andere Aussicht hätten, als heruntergekommene Pensionen und den eigenen Körper Jahr um Jahr billiger an Fremde zu verkaufen, würden Sie nicht dastehen in Ihren maßgefertigten Stiefeln und auf jemanden herabschauen, der ab und zu in einen Traum flüchtet, weil die Wirklichkeit unerträglich ist! Es ist Ihre Aufgabe, herauszufinden, wer sie umgebracht hat, und nicht, zu entscheiden, ob sie richtig oder falsch gehandelt hat.« Er hörte unvermittelt auf, schniefte laut und wandte den Blick von Monk ab, als sei sein Wutausbruch ihm peinlich. »Haben Sie mit Bella Soundso gesprochen, wie ich Ihnen aufgetragen habe? Haben Sie überhaupt irgendetwas Sinnvolles getan?«
    Monk stand da, ohne sich zu rühren, während er etwas Unglaubliches begriff. Runcorn war aus der

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