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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gegen Anti-Bürgerkriegszeitungen führte, die ersten waren in einem Postamt in Philadelphia beschlagnahmt worden.
    Als Monk in der Acton Street ankam, wo er den Constable traf, war es Viertel vor acht. Er wiederholte Kristians Weg, wie er ihn aufgelistet hatte, und traf auf den ersten Zeugen, einen Hausierer, der Sandwiches verkaufte
    und Kristian sehr gut kannte, da er ihn oft mit einem Mittag- oder Abendessen versorgte, wenn er unter Zeit- druck stand und von einem Patienten zum nächsten eilte.
    »O ja«, sagte er überzeugt. »Dr. Beck kam hier gegen Viertel nach neun vorbei. Hungrig war er, und eilig hatte er es auch – wie meistens. Hab ihm ein Sandwich verkauft, das er halb aß, dann eilte er mit der restlichen Hälfte in der Hand weiter.«
    Monk seufzte vor Erleichterung. Wenn Kristian um Viertel nach neun auf dem Weg zu seiner Patientin am Clarendon Square war, konnte er nicht kurz nach halb zehn in der Acton Street gewesen sein. »Sind Sie sicher, dass es Viertel nach neun war?«, fragte er nach.
    »Klar, bin ich mir sicher«, erwiderte der Hausierer und verzog seinen breiten Mund zu einer Grimasse.
    »Woher wissen Sie das?« Monk musste ganz sichergehen.
    »Weil Mr. Harreford vorbeikam, um das Übliche zu kaufen. Auf den Punkt Viertel nach neun, er ist pünktlich wie Big Ben.«
    »Sie können Big Ben von hier hören«, betonte Monk.
    Der Hausierer sah ihn schief an. »Natürlich kann man das!«, sagte er in vernichtendem Tonfall. »Wie eine Rede- wendung. Wenn nicht mal mehr auf Big Ben Verlass ist, dann steht die Welt wirklich auf dem Kopf!«
    »Und dieser Mr. Harreford kommt nie zu spät oder zu früh?«
    »Nie. Wenn Sie ihn kennen würden, täten Sie gar nicht fragen.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Doch, ich glaube Ihnen, aber der Richter vielleicht
    nicht, wenn es so weit kommt.«
    Der Hausierer zitterte. »Möchte das nicht einem Richter erzählen!«
    »Wenn ich Mr. Harreford finde, brauchen Sie das auch nicht.«
    »Arbeitet in dem Anwaltsbüro in der Amwell Street
    Nummer vierzehn. Da entlang«, erklärte er augenblicklich. Monk lächelte. »Vielen Dank.«
    Eine Stunde später bestätigte Mr. Harreford, ein spröder, zwanghaft ordentlicher kleiner Mann, was der Hausierer gesagt hatte, und Monk verließ ihn mit wachsender Zuver- sicht. Vielleicht waren seine Befürchtungen doch unnötig.
    Kristian hatte einen ausgezeichneten Zeugen, einen, den Runcorn hinreichend ernst nehmen würde, um Kristian als Verdächtigen auszuschließen. Monk ging leichten, schnellen Schrittes zur Tottenham Court Road zurück. Nach Sarah Mackesons Beerdigung würde er bei Kristians Patientin Maud Adenby vorbeischauen, und dann hätte er den Nachweis, wo Kristian wann gewesen war.
    »Vielen Dank«, sagte Monk zu dem Hausierer.
    »War mir ein Vergnügen«, sagte der Hausierer mit einem Grinsen. »Nicht vergessen, Sie schulden mir was!«
    »In der Tat.«
    »Folgen Sie immer noch dem Weg des Doktors an dem
    Abend?«
    »Ja, wenn ich zurück bin.«
    »Gut, weil Sie den Kastanienverkäufer nicht vor Mittag an seinem Platz finden.«
    »Kastanienverkäufer?«, fragte Monk unsicher.
    »Ja! Ecke Liverpool Street und Euston Road. Er muss ihn auch gesehen haben, gegen zwanzig nach neun oder so.«
    »Sie meinen zehn nach«, korrigierte Monk ihn. Die
    Liverpool Street lag in der entgegengesetzten Richtung.
    »Nein!« Der Hausierer sah ihn an und zog die
    Augenbrauen zusammen.
    »Wenn er von der Argyle Street, jenseits der Pentonville Road, kam und Richtung Clarendon Square ging, kam er doch an der Liverpool Street vorbei, bevor er hier war!«, erklärte Monk mit müder Geduld.
    »Klar wäre das so gewesen«, stimmte der Hausierer ihm zu. »Aber er war in die andere Richtung unterwegs, und deshalb ist er zuerst bei mir vorbeigekommen.«
    »In die andere Richtung?«, wiederholte Monk langsam, während die Erleichterung in ihm zu einem kleinen harten Stein gefror.
    »Ja. Er ging nicht zum Clarendon Square, da war er schon gewesen, er war auf dem Rückweg.«
    »Sind Sie da ganz sicher?« Monk wusste, dass es dumm war, noch während er die Worte aussprach, denn es hieß, gegen eine Wahrheit zu kämpfen, die ein Teil von ihm bereits akzeptiert hatte.
    »Ja, ganz sicher.« Der Hausierer sah unglücklich drein.
    »Ist das schlecht?«
    »Nicht unbedingt«, log Monk. »Es ist gut, dass Sie es richtig gestellt haben. Kein Platz für Fehler. Er ging also dort entlang?« Er zeigte in Richtung der Gray’s Inn

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