Gefährliches Verlangen
aussuchen, um es dann schlussendlich sowieso nur wieder mühselig hinunterwürgen zu müssen?, dachte er frustriert. Er hasste es. Vielleicht sollte er in Zukunft einfach auf das Frühstück verzichten. Aber würde das nicht am Ende Verdacht erregen? Simon vielleicht doch noch auf die richtige Spur bringen? Diese verdammten Gedanken, Gewissensbisse und Gefühle, wieso ließen sie sich nicht einfach abstellen!?
Doch plötzlich bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Nicht so war, wie es sein sollte. Es wurde ihm immer bewusster, je länger er darüber nachdachte. Dieser Morgen lief definitiv nicht so ab wie immer. Obwohl er ja eigentlich dasselbe machte wie sonst auch. Und sich eigentlich auch so verhielt, wie er es immer tat. Dachte er zumindest. Er betrat das Esszimmer, setzte sich an den Tisch, würgte sich sein mageres Frühstück hinein, denn zu viel legte er sich ohnehin nicht auf den Teller, und er versuchte Simons Gesprächen zu folgen, ohne dabei den Faden zu verlieren, vor allem aber ohne Katelyn währenddessen anzustarren, als sei er geistesgestört. Am besten nicht hinsehen, war sein Motto. Aber diesmal war etwas anders. Stimmt! Es war ruhig. Zu ruhig. Fast totenstill. Nur der leise Atem der drei war zu hören. Niemand von den beiden sagte ein Wort. Sie unterhielten sich nicht. Das war ungewöhnlich. Rafael sah vom Teller auf. Ließ seinen Blick von Simon zu Katelyn wandern und dann schnell wieder zurück. O ja, nur nicht zu lange hinsehen, dachte er. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er irritiert, als die beiden ihn nur stumm anblickten. Ihre sichtliche Verwirrung, die ihren fragenden Blicken vorausging, war unübersehbar.
„Wann hast du denn dein Haar abgeschnitten?“, stieß Katelyn verwundert aus. „Und wieso so kurz?“ Katelyn hatte ein besonderes Band zu Rafael geknüpft. Sie hatte ihm viel zu verdanken, seit er sie aus James Starks Gewalt befreit hatte. Hätte er sie dort nämlich nicht herausgeholt, wäre sie sicherlich von diesen schrecklichen Männern, die sie gefangen gehalten hatten, aufs Schändlichste vergewaltigt worden. Allein der Gedanke daran ließ sie immer wieder erschaudern. Daher ging ihre Freundschaft zu ihm sehr tief. Und Rafael machte es einem wirklich sehr leicht, ihn zu mögen. Seine Aura zog einen magisch an. Er hatte definitiv Charisma. Daher schätzte und liebte sie ihn sehr. Für sie gehörte er zweifellos zur Familie. Ohne zu wissen warum, kam ihr Rose in den Sinn, während sie ihren Blick über Rafael wandern ließ. Ihr hatte sie es nämlich zu verdanken gehabt, überhaupt erst in James Starks Hände geraten zu sein. Ach ja, Rose. Was wohl aus ihr geworden war? Niemand hatte mehr etwas von ihr gehört. Katelyn wusste nur, dass Simon fieberhaft nach ihr suchte, um sie für ihr Vergehen zu bestrafen. Auch Rafael suchte nach ihr. Doch es war fast so, als sei sie vom Erdboden verschwunden. Rafael blickte kurz in ihre Richtung und sie warf ihm sogleich ein Lächeln zu, das reizvoller hätte nicht sein können. Sie liebte ihn wirklich sehr, ja, aber auf eine andere Art und Weise wie ihren Ehemann. Sie hatte zwar keinen Bruder, aber hätte sie einen gehabt, dann müsste er genauso sein wie er. Katelyn sah zu ihm auf, bewunderte ihn, vor allem aber liebte sie ihn, weil er Simon so ein treuer Freund war, auf den man sich 100%ig verlassen konnte. Und er war ihr gegenüber nicht weniger loyal. Akzeptierte sie voll und ganz als ebenbürtiges Mitglied dieses Clans. Von ihm kam nie ein schlechtes Wort über seine Lippen. Er hatte sie voll und ganz anerkannt und schätzte sie wohl genauso wie ihren Gatten. Rafael gehörte zu den Menschen, die man einfach lieben musste, die man ohne weiteres in sein Herz schließen konnte, ohne gleich befürchten zu müssen, verletzt zu werden. Ja, mit Rafael an ihrer Seite fühlte sie sich auch ein Stück weit sicherer in diesem Haus. Schließlich ging von James Stark immer noch eine Gefahr aus. Auch konnte Katelyn nicht leugnen, dass sie fürchtete, James Stark könne sich an Simon rächen. Daher empfand sie es als sehr beruhigend, Rafael an seiner Seite zu wissen. Wenn er hier war, konnte ihm nichts passieren. Ihr auch nicht. Zumindest war sie fest davon überzeugt. Katelyns Angst war jedoch völlig unbegründet, da Simon mehr wie genug für ihre Sicherheit sorgte. Zig Männer arbeiteten rund um die Uhr für ihn, um einen eventuellen Übergriff von James Stark sofort abzuwehren. Man war ständig in der Warteposition. Aber bis zum heutigen Tag blieb
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