Gefaehrliches Verlangen
gesagt, ich habe gerade etwas Luft, weil er will, dass ich dir die nächsten Wochen hier zur Hand gehe. Und er hat mir einen Vorschuss gezahlt. Ziemlich nett von ihm, was?«
»Ein bisschen zu nett. Ich will nicht, dass jemand sich für mich so ins Zeug legt, egal, wer es ist. Trotzdem ist es toll, dass du hier bist.«
»Ich weiß. Wir werden es uns so richtig nett machen, okay?«
»Wie immer.«
Später gibt es noch eine weitere Überraschung. Marc hat Denise gebeten, zu uns herauszufahren und mir eine Gesangsstunde zu geben.
Als sie eintrifft, ist das Haus dank Rodneys Einsatz blitzblank, Sammy schläft und Jen blättert in einer Zeitschrift. Rodney ist im Garten und schrubbt die Veranda, während Dad oben ausgediente Sachen für die Altkleidersammlung zusammensucht.
»Denise.« Ich falle ihr um den Hals. »Wie schön, Sie zu sehen.«
»Ich kann doch nicht zulassen, dass meine Lieblingsschülerin den Unterricht versäumt.« Sie lässt ihre riesige Handtasche zwischen den schmutzigen Turnschuhen und Gummistiefeln auf den Boden fallen.
»Oh, ich bin sicher, Sie haben jede Menge Lieblingsschüler.« Ich führe sie ins Wohnzimmer.
»Das stimmt, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht alle sehr, sehr gernhabe.«
»Bitte, setzen Sie sich doch.«
Jen springt vom Sofa, als sie eintritt. »Hi, Denise, wie geht es Ihnen?«
»Gut, gut, und Ihnen?«
»Hervorragend.«
Auf der Treppe sind polternde Schritte zu hören. Dad, wer sonst? Außer ihm schafft es niemand, sich mit einem derartigen Getöse im Haus zu bewegen. Etwas atemlos betritt er das Wohnzimmer. Bei Denises Anblick erhellen sich seine Züge. »Ich dachte doch, ich hätte Ihre Stimme gehört.«
Denise erwidert sein Lächeln. »Wie schön, Sie zu sehen, Mike.«
»Tee?«
»Gern.«
»Ich mache schon welchen«, sage ich mit einem Blick auf die blitzblanke Küche. Wenn ich Dad jetzt Tee zubereiten lasse, ist im Nu die Milch auf der Arbeitsplatte verschüttet und der Zucker auf dem Fußboden verstreut.
»Nein, ich übernehme das.« Rodney kommt mit gelben Gummihandschuhen und einem Eimer voll dunkelgrauem Schmutzwasser herein. »Und Sie, Sophia Rose, lassen es heute etwas lockerer angehen.«
»Ich habe doch bis neun geschlafen!«
»Eigentlich hätten Sie vor Mittag gar nicht erst hier unten auftauchen dürfen. Und wenn ich es richtig gesehen habe, wollten Sie vorhin schon wieder in der Küche herumräumen.«
»Ich habe doch nur ein paar Tassen …«
Rodney droht mir mit dem Finger. »Das ist jetzt mein Revier. Und jetzt setzen Sie sich, der Tee ist gleich fertig.«
❧ 51
B evor wir anfangen, bringt Denise mich auf den neuesten Stand, was sich in den vergangenen Wochen auf dem College ereignet hat. Tom und Tanya sind immer noch sehr verliebt. Wie schön für sie. Aber ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich seit Weihnachten nicht mehr gemeldet habe.
Wendy hat ihren wohlverdienten Urlaub angetreten, weshalb die Verwaltung im Moment ein wenig chaotisch ist.
Marc unterrichtet nach wie vor, und die anderen machen rasch Fortschritte. Ich verspüre einen leisen Stich – nicht nur wegen Marc, sondern auch wegen des Unterrichts. Ich habe in so kurzer Zeit so viel von ihm gelernt. In dieser Woche nach dem Vorfall mit Giles Getty hatte ich den Eindruck, einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht zu haben.
Und dann lässt Denise die Bombe platzen.
»Sie haben ja sicher gehört, dass Cecile gebeten wurde, das College zu verlassen.«
»Ja.«
»Ihr Freund Ryan war nicht allzu angetan, hatte aber nicht den Mut, Einwände zu erheben. Stattdessen läuft er ständig mit finsterem Gesicht auf dem Campus herum.«
»Der Rauswurf muss eine Katastrophe für sie gewesen sein.«
»Allerdings. Eigentlich wollten wir ihr jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen und ihr anbieten, dass sie jederzeit zurückkommen darf. Aber … ach, das arme Ding. Ihre Familie hat sie verstoßen. Ausgerechnet jetzt, da sie schwanger ist und das College verlassen musste. Deshalb … na ja, für sie läuft es im Moment alles andere als gut. Und soweit ich weiß, bekommt sie keinerlei Unterstützung.«
Ich kaue an meinem Daumennagel. »Das ist ja schrecklich … schwanger und ganz allein zu sein. Die Ärmste.«
»Ja, andererseits haben wir ihr ja Hilfe angeboten. Aber sie hat sie abgelehnt und sich für einen anderen Weg entschieden.«
»Einen anderen Weg?«
Denise nickt. »Man sieht sie neuerdings häufiger in einschlägigen Clubs.«
»Das habe ich auch gehört.« Ich kaue
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