Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliches Verlangen

Gefaehrliches Verlangen

Titel: Gefaehrliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Quinn
Vom Netzwerk:
Seite.«
    »Braves Mädchen. Los, Warren, Zeit, die Kurve zu kratzen.«
    »Aber …«
    »Nein, Warren. Wenn wir weitermachen, stirbt sie viel zu schnell. Aber es muss langsam gehen, als Rache für Getty. Und schmerzhaft.«
    Warren, der Yasminas Einwand nicht zu hören scheint, starrt weiter wie gebannt auf meine Taille.
    »Warren!«
    Mühsam scheint er aus seiner Trance zu erwachen, ohne jedoch den Blick von den Blutstropfen zu lösen.
    »Wir haben getan, weswegen wir hergekommen sind«, fährt Yasmina fort. »Sie wird noch ein paar Tage leben, aber unter ständigen Schmerzen. Nicht mehr lange, dann bettelt sie darum, sterben zu dürfen.«
    Warrens Augen glitzern. »Betteln.«
    Yasmina tritt zu mir. »Am Sonntag kommen wir wieder vorbei und holen ihre Leiche.«

❧ 75
    A ls sie fort sind, schreie ich, zuerst nur leise, dann immer lauter.
    » HILFE ! HELFT MIR ! HIIIIIILFE !«
    Aber es kommt keiner.
    Ich schreie mir die Seele aus dem Leib. Nach einer Weile setzt die Panik ein. Ich bin ganz allein hier, an Händen und Knöcheln gefesselt, blutend, ohne Lebensmittel und Wasser. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis ich sterben werde.
    Draußen scheint es dunkler und dunkler zu werden. Die Finsternis legt sich wie eine Decke über mich, kriecht über meine Haut, meine ausgedörrte Kehle hinab, über die Wunden auf meiner Haut.
    Stunden vergehen. Mittlerweile habe ich jedes Zeitgefühl verloren.
    Irgendwann muss ich das Bewusstsein verloren haben, denn als ich meine schlafverkrusteten Augen aufschlage, sehe ich die Dämmerung am Horizont. Ein eigentümlicher Hoffnungsschimmer keimt in mir auf, als sich der Himmel grau färbt.
    Mein Handgelenk fühlt sich mittlerweile taub an. Vermutlich produziert mein Körper irgendeine Substanz, die den Schmerz in Schach hält.
    Ich blute immer noch. Bei jedem Atemzug bohren sich die Spitzen in meine Haut, sodass sich keine Kruste bilden kann und die Wunden offen bleiben.
    Ich schmecke Erbrochenes im Mund und schlucke es hinunter. Mein Mund ist so trocken.
    Durch eines der Fenster sehe ich die Sonne aufgehen. Schwarze Punkte ziehen vorüber. Vögel.
    »Hilfe«, krächze ich. » HILFE ! HILFE ! SO HELFT MIR DOCH !«
    Aber niemand kommt. Hier oben, in diesem verlassenen Betonklotz, kann mich niemand hören.
    Nach einer Weile nehme ich Benzingeruch wahr. Offenbar hat der Berufsverkehr eingesetzt. Die Sonne steigt höher, bis sie über dem Dach verschwunden ist und ich sie nicht länger sehen kann.
    » HIIILFEE ! HILFE !«, schreie ich, bis ich heiser bin, doch niemand taucht auf.
    Ich denke an Marc und an meine Familie. Daran, wie sehr ich sie liebe. Ich würde mich jederzeit bereitwillig für sie opfern, trotzdem müssen sie außer sich vor Sorge sein. Und der Gedanke, sie niemals wiederzusehen … Marc nie wiederzusehen – es ist unerträglich.
    Ich zerre an den Fesseln, was mir jedoch nur neue Schmerzen einbringt, und frisches Blut, das durch den Stoff meines Kostüms dringt.
    Ich sitze in der Falle. Hoffnungslos. Und niemand ahnt, wo ich bin.
    Irgendwann um die Mittagszeit muss ich eingeschlafen sein, denn einen herrlichen Augenblick lang glaube ich, Marcs Stimme zu hören, die mir ins Ohr flüstert, dass alles gut wird. Doch als ich die Augen aufschlage, bin ich allein und gefesselt; und ich spüre, wie ich mit jedem Atemzug schwächer werde.
    Die Sonne geht unter, und ich denke an Marc. Meine Zeit mit ihm war so schön, so unbeschreiblich schön.

❧ 76
    D ie Dämmerung setzt ein. Ich sehe an mir hinunter, dann zu meinen Händen hinauf. Ich muss doch irgendetwas tun können, um hier herauszukommen, irgendetwas.
    Wieder schreie ich um Hilfe, doch inzwischen bin ich so heiser, dass ich meine eigene Stimme kaum noch hören kann, ganz zu schweigen davon, die Aufmerksamkeit eines Passanten zu erregen.
    Zwar habe ich noch die Kontrolle über meine Beine, doch bei jeder noch so kleinen Bewegung bohrt sich ein glühender Schmerz in meine Taille.
    Vielleicht gelingt es mir ja, mit dem Knie ein Scharnier zu lockern oder so etwas. Ich halte den Atem an und reiße abrupt das Knie hoch. Die Spitzen bohren sich tief in mein Fleisch, tiefer als je zuvor. Der Schmerz schnürt mir die Luft ab.
    Einen Moment lang drohe ich das Bewusstsein zu verlieren.
    Doch mein Knie ist noch nicht einmal in die Nähe des Eisenrings gekommen.
    Während ich mich frage, ob ich einen zweiten Versuch wagen soll, höre ich das Geräusch von Schuhen auf den Betonstufen. Meine Atemzüge beschleunigen sich.
    O Gott,

Weitere Kostenlose Bücher